- 33 - [Adam]

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Wie ein bockiges kleine Kind lasse ich mein Tablett auf den Tisch knallen. Dabei fällt meine Wasserflasche um und mein Joghurt hinterlässt kleine weiße Kleckse um die Schüssel herum. Nicht sehr erwachsen von mir, ich weiß. Aber ich hoffe damit eindeutig rüberzubringen, dass mir etwas nicht passt. Und scheinbar habe ich das auch. Mal abgesehen davon, dass Aurora übertrieben auffällig mit ihren Augen rollt, hält Nick in der Bewegung inne, als er einen Löffel Suppe zu seinem Mund führen will und sieht mich mir mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Ist dir irgendetwas auf den Magen geschlagen, Adam? Du warst heute Morgen schon so merkwürdig drauf." Er klingt tatsächlich besorgt. Heuchler!

„Das hast du aber hervorragend beobachtet", lobe ich ihn übertrieben euphorisch, während ich mich auf meinen Allerwertesten plumpsen lasse.

Nun hält auch Riva beim Essen inne und richtet ihren Blick auf mich.

„Mein Problem bist du!", bricht es aus mir ganz direkt heraus. Verwunderung macht sich auf Nicks Gesicht breit.

„Ach, Adam", höre ich Aurora neben mir seufzen.

„Du hast mir einfach so das Serum verabreicht, als ich auf der Krankenstation lag! Du hättest mich ja wenigstens fragen können!", werfe ich ihm vor.

„Du warst nicht besonders ansprechbar", verteidigt er sich.

„Ach, Adam. Hatten wir das nicht alles schon?", seufzt Aurora erneut. Aber ich bin noch nicht fertig mit Nick.

„Ich will, dass du dich von meiner Schwester und mir fernhältst!"

Nick zieht erschrocken die Augenbrauen zusammen. „Was habe ich dir getan?"

„Du ..."

„Gar nichts!", unterbricht Aurora mich. „Verflucht, Adam. Wir hatten das doch vorhin erst. Es liegt nicht an dir", wendet sie sich nun an Nick. „Sondern an diesen miesen Idioten Timo."

Nick spannt sich bei seinem Namen augenblicklich an und seine Augen weiten sich. Sogar bei Riva meine ich eine leichte Anspannung zu erkennen.

„Was hat er getan?", fragt Nick auf einmal bedrohlich ruhig.

„Er hat versucht Adam zu provozieren, damit dieser dann uns dazu bringt, vor lauter Wut zu explodieren. Aber das wird er nicht schaffen! Ach ja, und dann hat er ihm auch gleich noch die Nase gebrochen."

„Wer ist dieser Timo überhaupt?", will ich endlich wissen.

„Er ist ein Experiment, genau wie ich", beginnt Nick. „Doch im Gegensatz zu mir ist er ein gescheitertes Experiment."

„Ich würde dich nicht unbedingt, als erfolgreich bezeichnen mit deinen Explosionen", spotte ich und ernte dafür zweieinhalb böse Blicke. Riva kann man ja kaum als einen zählen.

Ok, vielleicht war das jetzt ein wenig zu viel, aber irgendwo ist doch da auch was Wahres dran.

„Jedenfalls", erklärt Nick gezwungen ruhig weiter, „Ist er durch das starke Serum gestorben. Die Besetzer haben es jedoch geschafft, ihn durch ein weiteres Serum wieder zum Leben zu erwecken und nun ist er ihr Versuchskaninchen."

Das Serum hat ihn getötet? Einen Augenblick mal.

„Welches Serum habt ihr mir eigentlich gegeben?", frage ich leicht verängstigt.

„Das leichte Serum, das inzwischen alle bekommen. Und auch wenn es nur das leichte ist, hätte deine Verletzung inzwischen verheilt sein sollen."

Nick betrachtet mich skeptisch, bevor er einen fragenden Blick zu Riva wirft. Wir alle sehen Riva erwartungsvoll an. Wenn jemand weiß, woran es liegt, dass meine Nase noch immer gebrochen und geschwollen ist, dann sie.

Eine Weile betrachtet sie mich nur stumm. Ihr Gesicht dabei völlig regungslos. Fast so, als wäre sie gar nicht richtig anwesend. Und als ich sie schon ansprechen will, ob sie überhaupt noch bei uns ist, öffnet sie plötzlich ihren Mund.

„Möglicher Weise ist dies eine uns unbekannte Nebenwirkung. Oder es hängt damit zusammen, dass du das Serum injiziert bekommen hast, als dein Körper in einem geschwächten Zustand war. Dies ist ohne Tests nur sehr schwer zu ermitteln. Jedoch lässt es sich auf einer dieser Theorien festmachen."

Ich schlucke.

„Also heile ich nicht super schnell wie die anderen?"

„Nein, Adam. Scheinbar heilst du wie ein ganz normaler Mensch, der kein Serum bekommen hat."

Das könnte sehr unpraktisch werden im Krieg.

„Mach dir keine Sorgen", versucht Aurora mich zu beruhigen, doch ihre eigene Stimme klingt dabei mehr als besorgt. „Ich bin ja da und passe auf dich auf. Versprochen, Brüderchen."

„Ja, und ich bin ja auch noch da", bestätigt Nick sie.

Ich sehe ihn überrascht an. Ich habe ihm so viele Anschuldigungen an den Kopf geworfen und er will mich dennoch beschützen?

„Wir sollten uns beeilen", ermahnt Riva uns.

„Wieso?", fragen Aurora und ich gleichzeitig.

„Es findet eine riesige Versammlung in der großen Arena statt", klärt Nick uns zwischen zwei Bissen auf. „Offensichtlich gibt es Neuigkeiten bezüglich des Krieges."

Die beiden springen schon auf, wobei ich mich noch nicht mal hingesetzt habe. Dann wird das wohl eine Versammlung mit ganz viel Magenknurren.



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Normaler Weise veröffentliche ich ja immer einmal pro Woche und meistens Mittwoch oder Donnerstag. Das habe ich letzte Woche jedoch zeitlich leider nicht geschafft. Dafür kommt dieses Wochenende gleich noch eins. ;)

In diesem Sinne, einen schönen Abend euch noch. :)

Besetzeraugen (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt