Die Jagdsaison wurde offiziell abgebrochen.
Alle Besetzer haben neue Aufgaben zugeteilt bekommen. Aufgaben, die sich einzig und allein darauf konzentrieren, den Krieg gegen die Ultimativen zu gewinnen.
Alle Menschen, die sich in den Besetzerstädten befinden und älter als 14 Jahre sind, werden trainiert. Sogar die, die die ganze Zeit nur auf der Zuchtstation lebten. Doch auch sie wurden wohl all die Jahre überwacht, dass sie sich fit halten. Die Besetzer wollten sie von Anfang an als Soldaten. Nur sollten sie zuerst die wichtige Aufgabe erfüllen, die perfekten Soldaten zu zeugen.
So wie mich.
Ob ihnen das jetzt gelungen ist, werden wir ja bald sehen.
Immer mehr bekommen ein Serum gespritzt, dass sie stärker machen soll.
Es wurde allerdings nochmal überarbeitet, sodass niemand so die Kontrolle verliert wie ich.
Die Gelehrten haben die Wirkung verringert. Es stärkt noch immer die physischen und psychischen Fähigkeiten, doch nicht mehr so stark wie bei mir.
Ich bekomme neben den normalen Trainingseinheiten, noch eine extra Therapie. Eine, die mir helfen soll mich besser zu konzentrieren.
Ich habe keine Ahnung, was sie jetzt schon wieder mit mir vorhaben, aber ich habe keine Wahl. Die Gelehrten drohten mir mich abzuweisen und als ‚untauglich für den Krieg' zu notieren, wenn ich diese Therapie nicht machen würde.
Also sitze ich jetzt hier in diesem weißen, leeren Wartezimmer, in dem nichts außer einer Bank steht und warte darauf, dass sich die Tür mir gegenüber endlich öffnet.
Ich weiß, dass Riva mich die Therapie über beobachten wird. So wie sie auch Adam, Aurora und mich wöchentlich untersuchen wird. Ich habe darum gebeten und nach wiederholten Verneinungen, haben sie dann doch noch zu gestimmt.
Sie ist die Einzige, der ich hier noch vertraue.
Die massive, ausbruchssichere Stahltür wird endlich von einem Starken per Knopfdruck geöffnet. Nur weil ein Starker sie nicht aufbekommt, bedeutet das aber nicht gleich, dass ich sie ebenfalls nicht aufbekomme.
Sie sollten mich lieber nicht unterschätzen. Ich bin schließlich auch schon durch eine Steinmauer gesprungen.
Mit einem kräftigen Schnauben macht der Starke mir deutlich, dass ich ihm folgen soll. Er führt mich in einen Raum den Gang hinunter. Vor der Tür reicht der Starke mir ein kleines weißes Armband, welches mich nur zu sehr an die Simulation mit dem Ultimativen erinnert. Ein Stressarmband mit dem mein Blutdruck gemessen wird. Na toll, was haben sie mit mir vor?
Auch diese Stahltür öffnet der Starke durch einen Knopfdruck. Kaum bin ich hineingetreten, schließt er sie auch schon wieder hinter mir.
Der Raum ist leer. Nur weiße Wände, in die Decke integrierte Lampen, ein kleiner Lautsprecher und eine Kamera oben in der Ecke und ein einziger Spiegel, der sich über eine Seite zieht. Mir ist sehr wohl bewusst, dass sie mich da durch beobachten können. Aber sonst ist hier nichts. Keine Möbel. Nicht mal ein Tisch und Stühle wie ich erwartet habe.
Ich dachte, dass mich so eine typische Therapiesitzung erwartet, mit über Gefühle reden und so ein Quatsch. Aber in einem leeren Raum, in dem sich nichts außer einem Spiegel befindet ... Ich habe schon wieder die übelsten Befürchtungen, was mich gleich erwartet.
Ich betrachte den Spiegel und sehe natürlich nur mich. Mein großes, dünnes Ich, meine braunen Locken, mein kantiges Gesicht, meine müden Augen. Ich betrachte den ganzen Spiegel und stelle mir vor, wie sie alle in einer Reihe dahinterstehen und mich beobachten.
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Besetzeraugen (Band 3)
Ciencia FicciónSie sind zurück in der Stadt und der Krieg rückt näher. Doch während Nick, Adam und Aurora versuchen sich vorzubereiten, hat jeder von ihnen mit seinen ganz eigenen Herausforderungen zu kämpfen. Der letzte Teil der Augen-Reihe.