- 10 - [Nick]

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Ich halte ihre Hand. Sie zittert.

Ihre Rehaugen schreien vor lauter Angst beinah.

„Wird es weh tun?", fragt sie mich flüsternd, damit es die Besetzer im Raum nicht hören. Doch Riva und die andere Zarte hören es mit ihren empfindlichen Sinnen so wie so, egal wie leise sie reden würde.

Ich zwinge mich zu einem Lächeln.

„Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Tut mir leid. Ich bekam ein anderes Mittel als du, mit einer viel stärkeren Wirkung."

Sie sitzt völlig verkrampft auf dem Behandlungsstuhl, dem selben auf dem auch ich damals mein Serum bekam.

„Du hast Angst." Das war eine Feststellung. Doch Aurora schüttelt mit ihrem Kopf, als hätte ich ihr eine Frage gestellt. Dabei ist es offensichtlich. Wozu macht sie mir und sich selbst etwas vor?

„Nein. Nein. Ich ... es ist nur wie ins kalte Wasser geworfen zu werden."

„Wie meinst du das?", frage ich sie und runzle die Stirn.

„Was ist, wenn es meine Persönlichkeit so stark beeinflusst, dass ich mich nicht mehr wiedererkenne, so wie ..."

„... so wie ich."

Sie sieht mich entschuldigend an, widerspricht jedoch nicht.

„Aurora, das Serum ist viel schwächer, als das, das ich bekommen habe. Ja, es ist möglich, dass du etwas impulsiver werden könntest, doch es wird dich psychisch nicht großartig verändern. Und überhaupt ... sieh mich an." Ihre großen braunen Rehaugen blicken mich direkt an. „Ich hatte am Anfang Schwierigkeiten mich zu beherrschen und hab einige Male die Fassung verloren, aber inzwischen habe ich es besser im Griff. Und es war nur so schwer, weil ich der erste war, der sowas durchleben musste. Ich musste alleine meine Grenzen finden. Niemand wusste, wie es mir ging. Und dennoch habe ich es geschafft, meine Kräfte in den Griff zu bekommen. Du bist nicht allein, Aurora."

Sie nickt und versucht zu lächeln, doch ich sehe wie ihre Rehaugen in Tränen schwimmen.

„Ich wünschte Adam wäre jetzt hier", schluchzt sie.

Ich lege meine Arme um sie und ziehe sie an mich. Adam liegt schon seit Tagen auf der Krankenstation und es geht ihm immer noch nicht besser. Ich mache mir ebenfalls Sorgen.

„Sie wissen immer noch nicht, was er hat", seufzt sie, löst sich aus meiner Umarmung und wischt die Tränen weg.

„Ich weiß. Als ich heute da war und..."

„Du warst da?", unterbricht sie mich.

„Ja, jeden Tag." Warum sollte ich auch nicht? Er ist mein Freund. Und zwar so ziemlich der einzig, den ich noch habe.

Auf Auroras Gesicht breitet sich ein Lächeln aus. Das verwirrt mich.

„Ist alles ok mit dir?"

„Ja, ja. Es ist nur irgendwie schön zu hören, dass ich nicht die einzige bin, die sich um ihr sorgt."

„Adam war da, als Riva und ich nicht wussten, wo wir hinsollten. Also werde ich jetzt auch für ihn da sein."

Auroras Lächeln wird breiter. Sie greift nach meiner Hand und formt mit den Lippen ein leises „Danke".

Riva tritt zu uns. „Bist du bereit, Aurora?"

In ihren Rehaugen ist keine Angst mehr zu sehen. Sie lehnt sich auf ihrem Stuhl zurück, lässt meine Hand dabei jedoch nicht los.

Innerhalb von drei kurzen Sekunden injiziert Riva Aurora das Serum.

Aurora seufzt erleichtert, als sie es endlich geschafft hat.

„Und wie fühlst du dich?", frage ich sie.

Sie stutzt. „So wie vorher auch schon. Sicher, dass es das richtige Serum war?"

Ich schmunzle und Riva guckt sie ernst an, weil Aurora soeben ihre Kompetenz in Frage gestellt hat. Das mögen Zarte gar nicht.

„Die Wirkung tritt nicht sofort auf", erklärt Riva ihr sachlich und Aurora nickt artig.

Sie wirkt schon ein wenig hibbelig, aber das wird wahrscheinlich nur die Aufregung sein.

„Warte ab, bis es wirkt. Und falls du irgendwelche Probleme hast, kannst du jeder Zeit zu mir kommen", versichere ich ihr. Sie lächelt mich beruhigt an und seufzt ein weiteres Mal.

Damit hat sie einen weiteren Schritt als Soldatin getan.

Mein Lächeln vergeht.

Besetzeraugen (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt