- 44 - [Nick]

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Wir sind zurück zur Stadt gerannt. Aurora und ich hätten die Strecke durchrennen können, doch Tamara brauchte Pausen, deshalb habe ich nach der zweiten Pause beschlossen, sie huckepack zu nehmen, weil wir so einfach viel schneller sind. Sie hat sich zwar zunächst dagegen gesträubt und ich hatte auch keine große Lust drauf sie zu trage, aber wir hatten auch nicht ewig Zeit.

Als wir fast da sind, lasse ich Tamara wieder runter. Sie springt praktisch von alleine ab, als ich anhalte. Nicht mal ein ‚Danke, für's Tragen' kommt von ihr. War ja klar.

Stattdessen sprintet sie auf einmal voraus, als würde sie versuchen uns abzuhängen. Uns. Soll das ein Witz sein?

Aurora und ich rennen ihr nach und haben sie ganz schnell eingeholt, auch weil sie plötzlich einfach stehen bleibt. Mit offenem Mund starrt Tamara gerade aus. Als ich ihrem Blick folge, öffnet sich meiner automatisch auch.

Das gesamte Schlachtfeld steht in Flammen.

Das Feuer zieht sich über die gesamte Fläche und Rauch steigt nach oben. Und über der Stadt hängt dieses gigantische Raumschiff und wartet. Doch worauf? Darauf, dass die Flammen versiegen und es landen kann?

Ich habe dieses ungute Gefühl, dass wir es nicht dazu kommenlassen dürfen.

„Wir müssen in die Stadt!", beschließe ich, ohne zu wissen, was uns dort erwartet. Oder ob uns dort überhaupt noch irgendetwas erwartet. Vielleicht hat der Schutzschild nicht gehalten und die gesamte Stadt samt Besetzer ist ebenfalls abgebrannt.

Nein! Die Besetzer sind schlau. Vielleicht nicht grade die Starken, doch die Zarten und die Gelehrten. Bestimmt haben sie sich irgendwo versteckt.

„Bist du wahnsinnig?!", bricht es völlig schockiert aus Tamara heraus. „Wir sterben, wenn wir in diesen Brand reinrennen."

„Nein, Aurora und ich nicht."

„Nick", sagt Aurora besorgt. „Du meintest, wir wären nicht unzerstörbar. Was ist wenn das Feuer und der Rauch uns zu schnell schwächen und unsere Körper gar nicht hinterher kommen mit der Heilung?"

Ich verstehe ihre Befürchtung.

„Gut, Aurora. Du bleibst hier und passt auf Tamara auf."

„WAS?", rufen sie im Chor.

„Ich werde dich doch nicht allein darein gehen lassen!", protestiert Aurora energisch. „Vergiss es! Ich will dich nicht auch noch verlieren!"

Bei diesen Worten kommen mir die Tränen. Ich glaube, es hat sich noch nie jemand wirklich um mich gesorgt. Außer einer. Und die ist, wie ich vermute noch in der Stadt.

„Was auch immer du vorhast. Ich komme mit dir mit", stellt Aurora entschlossen klar, was mich ein kleines wenig rührt.

„Gut, war schön mit euch. Ich verkrieche mich dann wieder zurück in den Wald", verabschiedet Tamara sich und will bereits gehen.

„Hier geblieben!", halte ich sie jedoch auf und sie bleibt auch kluger Weise sofort stehen.

„Du bist die einzige von uns, die sich in diesem Raumschiff auskennt."

„Ich war einmal da oben und habe auch nicht alles gesehen. So wirklich ‚auskennen' würde ich das also nicht nennen."

„Und trotzdem weißt du mehr als wir. Wir brauchen dich, Tamara."

Ihr rechter Mundwinkel zuckt etwas. Das ist doch genau das, was sie hören will.

„Ich fühle mich ja geschmeichelt, aber leider werde ich wohl ablehnen müssen."

Besetzeraugen (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt