Ich lebe.
Ich weiß nicht, wie ich das gemacht habe, doch ich spüre noch alle meine Gliedmaßen. Auch meine Wunden müssen bereits alle verheilt sein, da ich keinerlei Schmerzen habe. Ich liege mitten in dickem warmen Blut. Es ist ein ekelhaftes Gefühl und ich fürchte mich davor meine Augen auf zu machen.
Ganz langsam und vorsichtig öffne ich sie und versuche mich darauf vorzubereiten, was ich gleich sehen werde. Wird es wie damals im Wald sein mit den Leichenteilen der Starken, die ich zu einem Haufen aufgetürmt habe?
Verschwommen nehme ich viel Blau und etwas Weiß wahr.
Vorsichtig setze ich mich auf und begutachte mein Werk. Ich sitze in einem See aus blauem Blut und in einem Kreis um mich und diesem See befinden unzählige Tote. Es sind nicht nur die neun Ultimativen, die ich zuletzt sah. Es sind auch Starke darunter, die versucht haben müssen mich aufzuhalten. Verstreut liegen einzelne Arme, Beine und Köpfe herum und sogar an den Wänden klebt ihr blaues Blut.
Ich dachte ich wäre stolz auf mich, wenn ich es schaffe diese Ultimativen zu töten, doch die Wahrheit ist, ich fürchte mich nur noch mehr vor mir selbst.
Ich habe im Wachzustand gerade so zwei Ultimative töten können und als Bestie neun, zehn, vielleicht sogar noch mehr... Wie lange war ich weg?
Als ich plötzlich Schritte höre zucke ich ängstlich zusammen. Was eigentlich totaler Schwachsinn ist, da jeder, der mich so sieht, eigentlich viel mehr Angst vor mir haben sollte, als ich vor ihm.
Als ich plötzlich Riva mit ihren grauen Haaren sehe, fange ich an zu weinen. Ich weiß nicht warum und ich wünschte, ich könnte es stoppen.
„Wie habe ich das geschafft?", frage ich sie, obwohl sie die Antwort wahrscheinlich ebenso wenig kennt wie ich.
Einen Moment lang starrt sie mich nur an. Wahrscheinlich überlegt sie, ob sie vor mir weglaufen sollte. Doch dann steigt sie einfach über den Ring aus Leichenteilen, tritt zu mir in den See aus blauem Blut und hockt sich zu mir hinab. Ich bin von oben bis unten mit Blut eingesaut und dennoch nimmt sie mich wie damals im Wald in ihre Arme. Sie stützt mich und hält mich fest. Sie ist mein Rettungsanker.
Ich zittere und kämpfe unweigerlich mit den Tränen. Am liebsten würde ich mich jetzt in irgendeine Ecke verkriechen, doch Riva ermahnt mich zum Weiterkämpfen.
„Ich glaube zu verstehen, wie schrecklich das Alles grade für dich sein muss. Doch du, Aurora, Tamara und Milli sind in Gefahr und brauchen deine Hilfe. Auch wenn es dir schwerfallen mag, musst du dich jetzt noch einmal zusammenreißen und Stärke zeigen, Nick."
Sie hat Recht. Jetzt ist einfach nicht der richtige Zeitpunkt zum Zusammenbrechen.
„Und falls es dich beruhigt", fügt sie hinzu, als sie mir hochhilft, „Sie haben es verdient. Mit uns haben sie noch viel grausamere Spiele getrieben."
Ich mag mir gar nicht vorstellen, was noch grausamer ist. Also folge ich Riva still die Gänge entlang und dann die Brücke hoch zur Kommandozentrale, vor der Aurora und die anderen samt Starken-Patrouille auf uns warten. Als Aurora mich sieht, fällt sie mir sofort Tränen überströmt um den Hals. Auch sie scheint das ganze Blut, dass an mir klebt nicht zu stören. „Oh Gott sei Dank, du lebst!" Ich drücke sie einmal kurz an mich, bevor ich mich wieder von ihr löse. Nicht dass ich ihre Umarmung nicht genieße, doch wir müssen uns jetzt auf die Ultimativen konzentrieren. Von hier oben sieht man überall wie Zarte, Gelehrte und Starke gegen sie kämpfen und ihr Leben opfern. Diese Meuterei ist im vollen Gange. Das haben auch die Ultimativen in der Kommandozentrale bemerkt und sich daraufhin verbarrikadiert.
Die Starken versuchen gemeinsam die Doppeltür aufzudrücken, doch sie schaffen es nur minimal und mit all ihrer Kraft. Ich sehe augenblicklich zu Aurora und sie zu mir. So wie es aussieht haben wir wohl denselben Gedanken.
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Besetzeraugen (Band 3)
Science FictionSie sind zurück in der Stadt und der Krieg rückt näher. Doch während Nick, Adam und Aurora versuchen sich vorzubereiten, hat jeder von ihnen mit seinen ganz eigenen Herausforderungen zu kämpfen. Der letzte Teil der Augen-Reihe.