- 47 - [Nick]

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Gute Neuigkeiten: Ich habe nun auch den dritten Teil endlich beenden können und deshalb werden die letzten 15 Kapitel nun häufiger und nicht mehr nur einmal pro Woche kommen. ;)

Viel Vergnügen :)

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Milli gehörte früher zu meinen besten Freunden und das trotz dem sie mir jeden Tag meinen Apfel geklaut hat. Doch nachdem ich das Serum bekommen habe und aus der Stadt geflohen bin – nicht zu vergessen der Berg an Leichen, den ich zurückgelassen habe – hat sie mich genauso gefürchtet, wie alle anderen. Das hat mich tief getroffen, als ich zurückkam.

Und nun ist ausgerechnet sie unsere Pilotin.

Schließlich wurde sie schon, seit sie 11 war, darauf vorbereitet. Sie war immer eine der besten und wir waren alle sehr stolz auf sie. Womöglich sind unsere Überlebenschancen mit ihr am Steuer sogar viel höher, als wenn jemand anders uns fliegen würde. Dennoch stört es mich, dass ausgerechnet sie diejenige ist, mit der ich nun in einem Team bin.

Um nicht unnötig Zeit zu verlieren, hat Riva uns direkt zu ihrem Flieger gebracht, während sie uns alles erklärt hat. Milli steht bereits startklar daneben und guckt genauso begeistert, wie ich mich fühle.

„Wir haben nicht viel Zeit, um das Schiff zu erreichen, sobald das Ablenkungsmanöver begonnen hat", erklärt Riva und ich stutze.

„Hast du grade ‚wir' gesagt?"

„Selbstverständlich werde ich euch begleiten. Ihr werdet mich brauchen."

„Das Raumschiff ist voller Ultimativer. Du bist dort nicht sicher."

„Nick, ihr seid dort genauso wenig in Sicherheit wie ich. Und sobald das Kraftfeld aufgelöst ist, das die Stadt schützt, bin ich hier auch nicht mehr sicher. Und glaube mir, ihr werdet mich brauchen."

Naja, es kann nie schaden eine aufmerksame Zarte dabei zu haben. Ich nicke nur knapp und schon verschwindet sie auch schon in dem kleinen Flieger.

„Ich wünsche euch viel Glück", sagt Tamara und will sich bereits umdrehen.

„Moment was?", fragt Aurora verwirrt.

„Tamara, du wirst mitkommen", stelle ich streng klar.

„Ganz sicher nicht. Das ist das reinste Selbstmordkommando. Ihr könnt ja in den sicheren Tod fliegen, aber ich habe keine Lust darauf."

„Tami, du bist die einzige von uns, die schon mal in dem Schiff drin war. Wir brauchen dich", beharrt Aurora.

„Wie gesagt, ich war einmal da oben, deshalb kenn ich aber noch nicht das ganze Raumschiff auswendig. Außerdem wisst ihr ja noch nicht mal, ob ihr es überhaupt bis ins Schiff schafft!"

„Tamara, das war keine Bitte", drohe ich ihr.

„Ist das dein Ernst? So willst du mich dazu bringen euch zu begleiten? Mit Gewalt?! Dann zerr mich doch in den Flieger und schlepp mich mit darauf, das heißt doch noch lange nicht, dass ich dir helfen werde, Nick! Nein, für diese Frechheit führe ich euch vielleicht sogar noch absichtlich in die Irre!"

Sie macht mich fertig! Gott, mit jedem Wort nervt sie mich mehr. Am liebsten würde ich sie wirklich einfach hierlassen, aber wir brauchen verdammt nochmal jede Hilfe, die wir kriegen können und wenn sie auch nur eine Tür oder einen Raum kennt, könnte das womöglich schon behilflich sein, wenn es der richtige ist. Aber so wie sie mit uns kooperiert, wird das sowieso nichts. Also gebe ich es auf.

Aurora allerdings nicht.

„Womöglich hast du Recht, Tami. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir dabei drauf gehen ist extrem hoch. Aber wenn wir es nicht einmal versuchen, sondern einfach hier unten bleiben und darauf warten, dass es vorbei ist, sterben wir alle mit Sicherheit. Du kannst also hier unten auf deinen Tod warten oder mit uns mitkommen und vielleicht sogar etwas bewirken. Und falls nicht ... dann haben wir es wenigstens versucht."

Sie scheint Tamara wirklich zum Nachdenken gebracht zu haben.

„Was ist, wenn eine der anderen Städte eine Lösung findet, die Raumschiffe auszuschalten und wir uns die Mühe hätten sparen können?", fragt sie zögerlich.

„Was ist, wenn alle anderen Städte das gleiche denken wie du und sich niemand um eine Lösung kümmert?", erwidere ich und erhalte dafür von ihr ein böses Funkeln. Doch dann seufzte sie ein genervtes „Ach, verdammte Scheiße!" und springt endlich in den Flieger.

Na hoffentlich macht sie jetzt nicht ihre Drohung war und führt uns in die Irre. Egal, rausschmeißen, werde ich sie ganz sicher nicht. Hat ja lange genug gedauert, sie endlich rein zu kriegen.

Ich folge ihr und überlege kurz, ob ich mich links zu Riva setzen sollte, direkt gegen über von Aurora und Tami. Doch während diese sich anschnallen, gehe ich nach ganz vorn zu Milli. Sie ist in ihrer eigenen Welt versunken, weiß genau welchen dieser hundert Knöpfe sie drücken muss und bemerkt mich scheinbar gar nicht, als ich neben ihr stehe und ihr fasziniert dabei zu sehe. Überrascht sieht sie mich an. Sie sagt nichts, sondern wartet darauf, dass ich irgendwas von mir geben oder mache. Vielleicht wartet sie ja sogar darauf, dass ich ihr den Kopf abreiße, so wie sie mich mit ihren großen Augen ansieht. Da muss ich sie aber leider enttäuschen.

Ich wollte eigentlich nur mit ihr reden. Das Eis brechen. Aber jetzt, wo ich hier stehe und wir beide uns so erwartungsvoll anstarren, fehlen mir die Worte.

„Ich ... also", stottere ich vor mir her. „Du musst das nicht tun. Das wird wirklich sehr gefährlich."

„Ach, sie hat die Wahl oder was?!", schallt es plötzlich hinter uns. Ich verfluche Tamara so sehr.

„Ist schon gut", antwortet Milli mir mit ihrer zarten Stimme. „Ich weiß, wie gefährlich es ist ... aber ich bin nun mal die beste Fliegerin und ohne mich stehen eure Chancen noch schlechter", neckt sie mich und ich höre das Eis praktisch brechen.

„Allerdings, du warst schon immer die beste im Fliegen", stimme ich ihr zu und will mich schon wieder hinsetzt, als Milli noch ergänzt: „Außerdem habe ich dir über all die Jahre so viele Apfel geklaut. Da schulde ich dir doch was."

Ich kann mir ein Schmunzeln nicht mehr verkneifen.

Als ich mich neben Riva setzte und mich anschnalle, spüre ich tiefe Erleichterung in mir. So furchterregend scheine ich ja dann wohl doch nicht zu wirken.

„Seid ihr dahinten bereit?", tönt Millis Stimme von vorn.

„Bereit", antwortet Riva für uns, weil wir anderen uns da noch nicht so sicher sind. Aber jetzt gibt es kein Zurück mehr.

„FM207 ist startklar", sagt Milli in ihr Headset und tippt auf weiteren Knöpfen rum.

„Roger", höre ich sie nach wenigen Sekunden. „Schutzschild wird runtergefahren in 10 ... 9 ... 8 ..." Ich spüre wie mein Puls rast. „7 ... 6 ... 5 ..." Meine Atmung wird schneller. „4 ... 3" Der Flieger startet. „... 2 ... 1 ... Jetzt!"

Binnen Sekunden sind wir und etwa 50 weitere Flieger in der Luft und steuern das Raumschiff der Ultimativen an. Das könnten unsere letzten Sekunden werden.

Besetzeraugen (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt