Wir kommen dem Wald immer näher. Hier in dem kleinen Vorort stehen bereits viele Bäume und verstecken die noch stehenden Häuser. Es erinnert mich stark an das Dörfchen, in dem wir uns als letztes niedergelassen haben.
„Aurora, guck ob du in einen der Schuppen eine Schaufel findest", trägt Nick ihr auf und reißt uns beide damit aus unseren Gedanken.
Aurora sieht ihn einen Moment völlig ratlos und verloren an, als müsste sie gerade noch verarbeiten, was er da gesagt hat.
„Ich mach schon", melde ich mich freiwillig und verlasse die beiden eilig, bevor sie mich aufhalten können.
Ich bin froh, einen Moment für mich zu haben. Nick sitzt mir im Nacken und wartet nur die ganze Zeit, dass ich ihm endlich erzähle, wie es passieren konnte, dass ich auf der anderen Seite gekämpft habe. Dabei ist die andere Seite, doch eigentlich nichts weiter, als die von uns Menschen, die eben etwas Unterstützung erhalten!
In einem Schuppen angekommen greife ich mir zwei alte Schaufeln und will schon wieder gehen, als mir etwas ins Auge springt.
Ein Cuttermesser.
Meine Waffen sind in der Schlacht alle nach einander in irgendjemandem steckengeblieben oder beim Kämpfen aus der Tasche gefallen. Sicher ist sicher, denke ich mir und packe das Messer in meine Hosentasche.
Für den Fall, dass Nick mir so richtig auf die Nerven geht, schneide ich ihm einfach die Kehle durch. Entweder er stirbt oder er verstummt für ein paar Sekunden, bis sich sein Körper wieder zusammengeflickt hat. Mir ist beides Recht.
Mit einer Schaufel in jeder Hand kehre ich zurück zu Nick und Aurora. Sie weint bitterlich und Nick versucht sie zu trösten. Er sagt ihr, dass sie ihm in die Augen sehen soll. Dummkopf! Er hat ihren toten Bruder um die Schultern geworfen. Sie will ihn einfach nicht ansehen. Mir geht es doch genauso. Ich ertrage den Anblick von Adams Leiche genauso wenig.
„Wir sollten weitergehen", unterbreche ich sie und bekomme dafür einen finsteren Blick von Nick zu geworfen. Das interessiert mich jedoch kein Bisschen. Ich wende mich einfach von ihm ab und laufe eilig weiter in Richtung Wald.
„Mir gefällt diese Ruhe nicht", sagt Nick auf einmal. Und zu meinem Erstaunen muss ich ihm ausnahmsweise Mal Recht geben.
„Vielleicht sind sie ja schon alle tot", überlege ich und spüre zwei böse Blicke auf mir.
„Tamara, sag uns endlich, wie es dazu kam und was du verdammt nochmal alles weißt!", schnauzt Nick mich an.
Ich überlege ihn weiter zu provozieren. Immerhin leuchten seine Augen noch immer leicht orange. Doch wenn er komplett explodieren würde, wäre das mein sicherer Tod. Wäre das so schlimm? Was ist die Alternative? Ein Leben auf einem leeren Planeten?
„Nein", antworte ich deshalb stur. Ich muss ihn gar nicht ansehen, um zu wissen, dass er grade vor lauter Wut kocht.
„Ach, Herr Gott nochmal!", flucht Aurora und als ich mich überrascht wegen ihrer plötzlichen starken Worte zu ihr umdrehe, schlägt sie mir mit einer so gewaltigen Wucht ins Gesicht, dass es mich von meinen Füßen reißt und ich hart auf dem Boden aufkomme.
„Drehst du jetzt völlig durch?!", fauche ich sie wütend an. Doch Aurora bleibt unbeeindruckt und zerrt mich an meiner Jacke brutal wieder hoch. Sie demonstriert mir ihre Macht. Soll mich das Verängstigen oder was? Als würde ich da durch eher reden.
Sie sieht mich mit ihren glasigen Augen lange an und schnauft wie ein wildgewordenes Tier. Irre ich mich, oder leuchten ihre Augen ebenfalls leicht orange?
„Wieso habt ihr gegen uns gekämpft? Wie haben es diese Ultimativen geschafft, euch auf ihre Seite zu ziehen?! Wir wollten doch nie gegen euch kämpfen! Sondern gegen die Ultimativen, die unsere Erde zerstören werden!", brüllt sie mich wütend an.
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Besetzeraugen (Band 3)
Science FictionSie sind zurück in der Stadt und der Krieg rückt näher. Doch während Nick, Adam und Aurora versuchen sich vorzubereiten, hat jeder von ihnen mit seinen ganz eigenen Herausforderungen zu kämpfen. Der letzte Teil der Augen-Reihe.