Weihnachtsfeier

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Ohje nun war es soweit. Das alljährliche Treffen vom alten Verein stand an. Lange hatte ich in der Jugend vom BVB gespielt, doch dann war ich nach der Schule mit meiner Familie wieder nach München gezogen...das war nun 2 Jahre her. Dort hatte ich dann bei Bayern mein Glück versucht. Doch mein Herz hatte immer nach Dortmund und zum BVB gehört...deshalb war ich nun unglaublich aufgeregt, nach diesen Jahren mal wieder bei einem Weihnachtstreffen vorbei zu schauen. Ich hatte es für mich behalten...ausschließlich einem guten Freund hatte ich mein Vorhaben erzählt. Auf diesen wartete ich nun und stand im Bad meines Hotels und zupfte immer wieder an mir rum. Ich war nervös, auf all die alten Teamkollegen zu treffen...und nicht nur die aus meinem Jahrgang, nein auch die über und unter mir. Meine alten Trainer und viele mehr. Besonders auf einen war ich gespannt. Marco...Marco Reus um genau zu sein, er war ein paar Jahre älter als ich, daher hatten wir nie zusammen gespielt. Allerdings hatten wir uns auf einem Geburtstag meines Kumpels kennen gelernt, damals waren wir frisch in der Jugendmannschaft. Seit dem waren wir gute Freunde gewesen...doch diese Freundschaft wurde schnell sehr intensiv, sodass aus ihr Liebe wurde. Wir hatten irgendwann uns so sehr in eine Affäre verwickelt, dass wir nicht mehr ohne konnten. Offiziell machten wir es nie...es war nun mal nicht die richtige Umgebung etc. Fußballer durften nicht schwul sein...und dann noch zusammen. Deshalb war es eher geheim, obwohl ich glaube, dass einige etwas ahnten. Wir hatten eine sehr komplizierte Beziehung...wenn man es denn so nennen konnte. Marco war sehr beliebt...und um sein Image zu bewahren, hatte er öfters auch etwas mit Frauen gehabt. Ich hatte nie etwas dagegen gesagt. Zu klein war mein Selbstbewusstsein und ich meine, wir hatten es nie offiziell gemacht...also konnte ich ihm nichts vorschreiben – So dachte ich jedenfalls. Doch meine Gefühle hatte ich nie ausschalten können für ihn...auch damals nicht, als ich nach Bayern gegangen war. Bei dem Schritt hatte Marco mich wütend angeschrien, dass ich das ja nicht einfach so machen könne, allerdings war es nie in meiner Macht gestanden, da meine Eltern den Umzug geplant hatten und andererseits dachte ich, dass dies vielleicht die Chance für mich wäre, mich von ihm loszureißen. Das tat ich zunächst auch. Über die ganze Zeit hatte ich keinen Kontakt zu ihm gehabt. Ich hatte ihn quasi aus meinem Leben gestrichen. Ich brauchte das damals. Jetzt stand ich aber wieder hier und war kurz davor ihm erneut zu begegnen. Ich hatte Angst und in meinem Magen fühlte es sich an, als würden meine Gedärme Achterbahn fahren. Mein Handy klingelte und ich sah auf meinem Display, dass es mein Kumpel war, der wahrscheinlich unten vor der Tür stand und auf mich wartete. „Hey, ich komm gleich runter" meldete ich mich sofort und wartete keine Antwort mehr ab. Mit klopfendem Herzen sprintente ich quasi die Treppen runter, der Aufzug war mir viel zu langsam. „Na da hats einer aber eilig" begrüßte mich Max mein Kumpel und etwas peinlich betroffen zog ich ihn in eine feste Umarmung. Als wir in seinem Auto saßen, versuchte ich mich etwas zu beruhigen und nicht mehr an die bevorstehende Situation zu denken. „Na wie ist es denn so bei dir?" fragte mich Max und ich konzentrierte mich auf seine Frage. Einige Zeit redete wir über unsere aktuellen Situationen und was alles so passiert war. Max hatte ich immer mal wieder gesehen, aber München und Dortmund waren eben doch zu weit auseinander, um sich wirklich immer zu sehen und auszutauschen. Die Fahrt zu der Veranstaltung verging daher recht schnell und ich war deutlich lockerer geworden. Doch als ich nun den ein oder anderen schon entdecken konnte, wuchs die Aufregung erneut. Zusammen mit Max begrüßten wir sie und ich machte mir erst einmal einen groben Überblick über die Leute und die Größe der Veranstaltung. Den ein oder anderen kannte ich nicht, daher ging ich davon aus, dass sie nach mir gekommen waren, als ich bereits den Verein verlassen hatte. Alles war natürlich in den Vereinsfarben geschmückt und Musik lief ebenfalls schon. Dennoch war die Menge der Leute überschaubar. Mit Max holte ich mir dann erst einmal etwas zu trinken. Ich wollte mich jedoch etwas mit Alkohol zurück halten. Deshalb fing auch erst mit Bier an. Es verging einige Zeit, bis die ersten Leute auch anfingen zu tanzen. Ich war nie der große Tänzer gewesen, doch Max ließ mir keine Wahl und auch andere mussten mich nicht allzu lange überreden. Ich war gerade total am Abgehen, so empfand ich dies auf jeden Fall, als ich eine Drehung machte und vor Schreck stehen blieb. Da war er...und ich war irgendwie nicht vorbereitet. Er schaute mich direkt an, er schien durchaus überrascht, mich zu sehen und daher war auch ihm der Schreck ins Gesicht geschrieben. Schnell wand ich mich ab und verschwand zur Theke. Ich wollte erst einmal noch etwas zu trinken holen... und weg... weg aus seinem Blickfeld - Durchatmen. Doch das war gar nicht leicht, denn als ich mich umdrehte, stand er direkt vor mir und blickte mich mit großen Augen an. „Hey" sagte er und sein Blick schien alles andere als zornig...sondern fast erfreut. Ich lockerte mich etwas und dann schaffte ich es auch zu antworten „Hey" ...wir blickten uns nur stumm an und dann griff er nach meiner Hand und zog mich weg. Weg aus der Menge und in eine kleine Ecke mit Sofas. Ich ließ mich mitziehen und überlegte nicht groß, was ich machen sollte. Als ich mich neben ihn gesetzt hatte, guckte er mich nur weiter stumm an und langsam wurde ich unruhig. „Wie geht's dir" fing er schließlich an und ich hätte fast lachen können. Nach all der Zeit, war das das erste worauf er kam. Ich überlegte kurz und schließlich lächelte ich leicht. „Ehrlich gesagt, mir geht's gut.. aber ja es hat sich auch einiges verändert" Marco schien ernsthaft interessiert und als ich in seine Augen sah, fühlte ich mich wieder wie damals. Mein Herz pochte und mein Magen kribbelte. Schnell schluckte ich und schaute kurz weg. „Bei mir ist auch alles gut... ich bin ja immer noch hier wie du siehst. Allerdings...du hast dich nie gemeldet" fing er nun an. „Ja, ich brauchte Zeit" antwortete ich ehrlich und irgendwie hatte ich das Gefühl, das war nun nach all der Zeit auch angebracht. Wir sprachen noch eine ganze Weile über uns und was alles so passiert war in der zwischen Zeit und dann wurden wir plötzlich unterbrochen. Kevin, ein alter Kumpel von Marco kam volle Kanne betrunken zu uns an den Tisch und platzte in das Gespräch. „Heeeeey Marco" begrüßte er ihn und ich wandte mich etwas ab. Ich war nie dicke mit ihm gewesen und war deshalb auch eher uninteressiert an deren Gespräch. Er schien jedoch nicht gerade daran interessiert zu sein, bald wieder zu verschwinden. Also nahm ich mein Getränk und ließ die beiden allein. Ich wandte mich wieder Max und den andern zu. Dieser warf mir natürlich gleich einen vielsagenden Blick zu und ich versuchte es einfach zu ignorieren. „Jaja, Marco ist auch hier" fing er an... und ich verdrehte die Augen und nahm einen Schluck von meinem Bier. „Wie geht es dir denn damit?" Max war einer von denen gewesen, welcher über uns damals viel wusste und auch ahnte. Einmal hatte ich ihm im besoffenen Zustand von meinen Gefühlen erzählt. Eine Weile ging ich Marco wieder aus dem Weg. Doch ich konnte nicht anders, als ihn immer wieder mit den Augen im Raum zu suchen. Irgendwann sah ich ihn dann wieder und er sah mich. Zaghaft lächelte er mich an und ich konnte nicht anders, als wieder zu ihm zu gehen. Ich fühlte mich angezogen von ihm und konnte ihm einfach nicht wiederstehen. Wir saßen irgendwann so nahe beieinander, dass sich unsere Hände berührten. Marco strich leicht mit einem Finger über meine Hand und ich konnte nicht anders als es zu genießen. Irgendwann war ich fast so nah, dass ich seinen Atem spürte. Wir unterhielten uns oder schwiegen für einen Moment. Aber ließen uns dabei kaum aus den Augen. Es war wie damals. Alles fühlte sich so vertraut an. Es war schon spät am Abend und Max war bereit zu gehen. Doch ich konnte mich nicht von Marco lösen und alles in mir schrie, dazu bleiben. Doch die Vernunft in meinem Kopf riet mir...ich sollte mich in Max Auto setzen und die Vergangenheit, Vergangenheit sein lassen. Max brauchte allerdings noch eine Weile, da er einfach zu viele Leute kannte, denen er nun Tschüss sagen musste. Also stand ich schon draußen beim Auto und zitterte. Es war echt kalt geworden. Plötzlich sah ich Marco auf mich zukommen. „Hey, du gehst schon?" stellte er fest und ich meinte, es klang traurig. „Ja, Max ist müde...und ich langsam auch" gab ich zu. Er bemerkte, dass ich sehr zitterte und zog kurzerhand seine Jacke aus. „Aber sonst ist dir doch kalt" er zuckte daraufhin mit den Schultern und warf mir seine warme Jacke um. Sie roch nach ihm und gab mir wieder so ein warmes schönes Gefühl. Dann kam auch Max und Marco schien es plötzlich eilig zu haben. „ich hoffe, ich seh dich bald mal wieder" sagte er und drückte mich kurz aber fest. Ehe ich noch etwas erwidern konnte, war er auch schon schnellen Schrittes verschwunden. „Na können wir los?" sagte Max und schien die Situation einfach zu ignorieren. Ich nickte und stieg ein. Erst als ich wieder im Hotel war, fiel mir plötzlich ein, dass ich ja noch Marcos Jacke an hatte... leise fluchend suchte ich mein Handy und schrieb einem Kumpel, der sicher noch seine Nummer hatte. Als ich diese dann hatte, schrieb ich Marco eine Nachricht, dass ich ihm die Jacke noch morgen vorbei bringen würde. Als Antwort bekam ich jedoch eine Überraschung. „Wenn du magst, komm ich noch heute Abend vorbei...oder sonst hol ich sie morgen" mit zitternden Händen und ausgeschalteten Kopf schrieb ich „Ja gern, ich bin eh noch wach" zurück und lächelnd ließ ich mich aufs Bett fallen.

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