○ eins ○

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Ich riss die Augen auf und rang nach Luft. Es fühlte sich so an, als hätte ich noch nie zuvor geatmet. Als sich meine Lungen wieder einigermaßen regelmäßig mit Luft vollpumpten, wollte ich mich umsehen, doch dazu hatte ich garkeine Zeit.

Mit einem Mal wurde mir speiübel und ich konnte schon spüren, wie sich die Galle ihren Weg nach draußen suchte.

Nachdem ich alles, was sich zuvor noch in meinem Magen befunden hatte, ausgespuckt hatte, merkte ich - so widerlich es auch klang - dass keine Pfütze entstanden war. Unter meinen Händen konnte ich eine Art Gitter fühlen.

Als ich mich jedoch daran machte, meine Umgebung zu mustern, musste ich feststellen, dass ich absolut nichts sehen konnte.

Plötzlich dröhnte ein lautes Krachen durch die Stille. Gleich darauf fing das Gitter unter mir an zu beben. Sofort stieg Panik in mir auf. Mein Instinkt leitete mich dazu vorwärts zu kriechen um irgendetwas zu finden, andem ich mich festhalten konnte. Doch ich fand nichts, nur ein weiteres Gitter, was eine Art Wand bildete.

Gerade als ich mich daran festekrallt hatte, setzte sich der Käfig, indem ich mich befand, in Bewegung. Ich spürte, wie von oben herab Luft auf meine Haut bließ. Das hieß, dass ich mich aufwärts bewegte. Es fühlte sich an, als ob die Box immer schneller fuhr. Langsam kroch immer mehr Panik durch meine Adern.

Wie ein Schlag traf mich die Erkenntnis, dass ich weder wusste wer ich war, noch wie ich hier hin gekommen war. Doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, zog ein Licht an dem Gitter vorbei. Dann noch eines. Immer wieder und immer schneller wurde der Käfig kurz in Licht getaucht. Mittlerweile hatte ich erkennen können, dass mich diese Gitter komplett umgaben. Sowohl die Wände, als auch Decke und Boden bestanden daraus. Das bestätigte meine Vermutung, dass ich mich in einer Box befand.

Außerdem konnte ich entdecken, dass sich hier, außer mir, noch einige Kisten stapelten. Was sollte das alles?

Wieder überkam mich das schreckliche Gefühl, nichts zu wissen. Eine einzelne Träne der Verzweiflung rollte über meine Wange. Hilflos sah ich nach oben. Hätte ich es doch bloß gelassen...

Mit Schrecken musste ich feststellen, das sich der Käfig rasend schnell auf eine Art Betondecke zubewegte. Jetzt übernahm mich endgültig die Panik. Um Hilfe rufend rüttelte ich an den Gittern, doch niemand antwortete mir. Wie auch?

Kurz bevor der Käfig an die Decke geknallt wäre, blieb er mit einem Ruck stehen. Die Wucht die das verursachte, ließ mich zu Boden fallen. Dadurch, dass mein Kopf hart aufgeschlagen war, konnte ich wieder klarer denken. Ich musste mich beruhigen.

Ein rotes Licht schaltete sich ein, was den ganzen Käfig noch unheimlicher wirken ließ. Vorsichtig setzte ich mich wieder auf. Nur mein eigener Atem war zu hören. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich am ganzen Leib zitterte.

Plötzlich ertönte ein lautes Geräusch, dass sich nach einem Alarm anhörte. Gleichzeitig schaltete das ursprünglich rote Licht in ein Grünes um.

Das Geräusch kam von oben, wodurch ich instinktiv meinen Kopf in den Nacken legte. Ein Spalt, wodurch grelles Licht in den Käfig fiel, tat sich auf. Ich musste meinen Arm vor mein Gesicht halten, um nicht geblendet zu werden.

Als der Spalt so groß war wie der Käfig selbst, konzentrierte ich mich darauf, was ich hörte, da mich das Licht momentan noch so blendete, dass ich nichts sehen konnte - und das trotz meines schützenden Arms.

Lautes Stimmengewirr war zu hören. Aber ich verstand keine ganzen Sätze. Wo war ich denn hier gelandet?

Nach kurzer Zeit spürte ich, dass jemand in den Käfig gesprungen war. Langsam gewöhnten sich meine Augen zum Glück an das Licht.

"Gally, was siehst du?", fragte eine männliche Stimme.

Ich sah eine Gestalt, die auf mich zu kam. Da ihr das Licht auf den Rücken fiel, konnte ich nicht viel von ihrem Gesicht erkennen.

"Ein Mädchen."

Lautes Getuschel war jetzt zu hören. Endlich konnte ich wieder etwas sehen. Vor mir war ein Junge, der sich zu mir heruntergebückt hatte. Das Erste, was mir auffiel, waren seine komischen Augenbrauen. Aber irgendwie passten sie zu ihm. Er war schätzungsweise in meinem Alter.

Oh man, ich wusste nichtmal, wie ich hieß und trotzdem dachte ich über die Augenbrauen eines wildfremden Typen nach...

"Hallo Frischling, willkommen auf der Lichtung.", er wollte nach meinem Arm greifen, doch ich wich ängstlich zurück. Nach genauerem Hinsehen, sah der Typ echt gefährlich aus. Breite Schultern und sehr groß. Er machte mir Angst.

"Na komm schon, ich werde dir nichts tun.", versicherte er mir und kam wieder auf mich zu. Immer weiter wich ich zurück - zumindest bis ich das kalte Gitter des Käfigs in meinem Rücken spürte.

"Kann mir mal jemand helfen? Sonst klonkt sie sich noch in die Hose.", sagte er genervt.

Was war das denn für ein Wort? Ich verstand garnichts mehr. Dann spürte ich, wie die Box erneut vibrierte.

Ein dunkelblonder Junge drängelte sich an dem breitschultrigen Typen vorbei. Er sah freundlicher und viel vertrauenswürdiger aus, als der Erste. Mit braunen Augen sah er mir entgegen. Er sah aus, wie ein Teddybär. Woher wusste ich denn, wie ein Teddybär aussah?

"Hey, ich bin Newt. Wahrscheinlich weißt du deinen Namen noch nicht, aber keine Sorge, der fällt dir wieder ein. Wenn ich dir aus der Box helfen darf, kann ich dir alles erklären.", aus irgedeinem Grund vertraute ich ihm.

Aber trotzdem rührte ich mich nicht, zu große Angst lähmte mich. Mein Blick schweifte von Newt's Gesicht ab. Ich sah hinter ihn und entdeckte, dass dort nur Jungs standen. Meine Augen weiteten sich automatisch, ebenso, wie sich mein Herzschlag - der sich durch Newt's Worte etwas beruhigt hatte - wieder verschnellerte.

Wo war ich hier nur?

Worst Case [Newt FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt