Ich hatte es tatsächlich geschafft einzuschlafen. Und das trotz der schönen, guseligen Gute-Nacht-Geschichte, die mir Newt erzählt hatte.
Als ich aufwachte, war es noch relativ dunkel. Gerade noch so konnte ich erkennen, wie Minho und ein paar andere Jungs ins Labyrinth verschwanden. Super, jetzt war ich wach und wusste nicht, was ich tun sollte.
Mein Körper fühlte sich schmutzig an. Vielleicht konnte ich ja irgendwo einen Teich auftreiben. Leise stand ich auf und ging los. Da Newt mir die Lichtung ja schon gezeigt hatte und ich dort nichts Ähnliches, wie einen Teich gesehen hatte, ging ich in den Wald. Relativ schnell fand ich sogar, was ich gesucht hatte. Und jetzt?
Schnell sah ich mich um und zog dann meine Hose und mein T-Shirt aus. Mit einem kurzen quietschen hüpfte ich in das kalte Wasser. Ich musste zugeben, dass das die dümmste Idee war, die mir je in den Sinn gekommen war. Das Wasser war wirklich kalt.
Nach ein paar Minuten hatte ich mich jedoch an die Temperatur gewöhnt. Nachdem ich mich an den Rand des Teichs gestellt hatte und mich etwas mit Wasser abgerubbelt hatte, wusch ich mir mehr oder weniger die Haare. Als ich auch das erledigt hatte, fühlte ich mich gleich viel wohler.
Als sich die Wasseroberfläche beruhigt hatte, beugte ich mich vorsichtig über das Wasser. Ich wollte endlich wissen, wie ich aussah. Mit Freude konnte ich feststellen, dass ich doch kein hässliches Entlein war, wie ich es befürchtet hatte. Ich hatte hellbraune Augen, indenen sich -soweit ich das erkennen konnte- grüne Sprenkel befanden. Meine Haut war relativ blass und einzelne Muttermale zierten mein Gesicht, was mich allerdings nicht störte. Alles in allem war ich zufrieden.
Nachdem ich einigermaßen trocken war, zog ich mich wieder an und lief dann wieder in Richtung Lichtung, wo jetzt schon die ersten Sonnenstrahlen über die Mauern lugten. Wenn wir hier nicht eingesperrt wären, könnte man das hier als schönen Ort bezeichnen.
Nachdem ich kurz in der Sonne stehengeblieben war, machte ich mich auf die Suche nach Newt, damit er mir meine heutige Aufgabe nennen konnte. Auf dem Weg dorthin starrten mich fast alle Lichter an. Hatte ich eine blaue Nase? Oder Hörner?
Ich fand Newt, wie er an einem der Tore auf und ab lief. Von Weitem hörte ich, wie er vor sich hin fluchte. Was hatte er denn?
"Newt!", rief ich, als ich mich in Hörweite befand. Sofort schreckte sein Kopf hoch und er kam auf mich zugerannt. "Wo warst du?", er hatte seine Hände an meine Schultern gelegt und rüttelte mich leicht. "Ä-äh, ich hab mich gewaschen?", sagte ich verwirrt. "Gott mach das nie wieder, ohne Bescheid zu geben. Hab ich einen Schrecken bekommen, als du nicht in deiner Matte lagst. Ich dachte, du wärst ins Labyrinth gelaufen.", er sah mir in die Augen, bis ich genickt hatte.
Dann wanderte sein Blick etwas weiter nach unten, was mir einerseits unangenehm war, doch andererseits ein komisches, aber angenehmes Kribbeln im Bauch bescherte.
Als er dann doch etwas lange auf meine Brüste starrte, räusperte ich mich leicht. Er zuckte kurz zusammen und sah mir dann wieder in die Augen: "Sorry, ich ähm dein Shit ist nass. Wir besorgen dir am besten ein Neues, bevor die Strünke hier noch was dummes anstellen." Seine Wangen hatten einen leichten roten Schimmer angenommen.
Jetzt sah ich an mir herunter. Oh, shit. Mein dunkelgraues T-Shirt klebte an meinem Körper wie eine zweite Haut. Kein Wunder, dass mich alle angestarrt hatten. Meine noch feuchten Haare hatten alles wieder nass gemacht, obwohl ich mich eigentlich hatte trocknen lassen. Pech.
"Oh Gott, ist das peinlich.", stellte ich fest. Newt grinste mich nur frech an. Mir klappte der Mund auf. Fand er das etwa lustig? Mein Blick wurde dunkler und jetzt grinste auch ich hinterhältig. Bevor er etwas dagegen tun konnte, hatte ich ihn schon längst in eine Umarmung gezogen, sodass auch er nass wurde.
Etwas überrumpelt versuchte er sich erst zu spät von mir zu lösen. Den hatte ich voll erwischt. Gedanklich klopfte ich mir auf die Schulter. Als er es dann doch geschafft hatte sich weg zu drücken, sah er mich ungläubig an: "Das kriegst du zurück."
Doch bevor er etwas machen konnte ertönte eine Stimme, auf die ich lieber verzichtet hätte. Gally.
"Für sowas haben wir hier keine Zeit, das solltest du eigentlich wissen Newt. Komm Frischling, heute wirst du bei mir und den anderen Baumeistern verbringen."
Der Typ machte mir echt Angst. Ich sah nochmal zu Newt, der die Augen verdrehte und folgte dann Gally.
"Hast du etwas gegen mich, Gally?", fragte ich vorsichtig. Während ich neben ihm her lief, sah ich ihn an. Auch er sah kurz zu mir bevor er antwortete: "Grundlegend nicht, nein. Aber ich finde es einfach merkwürdig, dass plötzlich ein Mädchen hier ist. Das muss irgendetwas bedeuten und ich habe kein gutes Gefühl dabei." "Aber ich tue doch nichts Böses. Ich kann mich genauso wenig an etwas erinnern wie ihr.", versuchte ich ihn von mir zu überzeugen.
"Wer weiß. Wir bekommen kein Problem miteinander, wenn du dich einfach an die Regeln hälst." Also war er immernoch misstrauisch. Aber wer konnte es ihm schon verübeln? Meine Angst, ihm gegenüber war jedenfalls um einges gesunken. Er war wirklich ganz ok, wenn ich so darüber nachdachte.
Den Vormittag über zeigte er mir alles, was ein Baumeister so machte und wie sie arbeiteten. Zwar fand ich das alles sehr beeindruckend - wie sie es schafften, mit so wenig Werkzeug so stabile Häuser zu bauen - doch wusste ich jetzt schon, dass ich das nicht den ganzen Tag machen wollte.
Nach der Mittagspause, die ich mit Zart, Micky und Newt verbracht hatte, durfte ich sogar beim Bauen mithelfen. Gerade war ich dabei, mit Gally zusammen einen Holsstamm zu tragen, als es mich wie ein Schlag traf. Vor Schreck ließ ich den Stamm los.
"Was soll der Klonk?!", schrie mich Gally an. Die anderen Lichter schauten neugierig zu uns herüber.
"Ich weiß meinen Namen wieder! Ich heiße Lillian.", rief ich überglücklich. Gallys zuvor verärgertes Gesicht wurde zu einem Grinsen. Das ich das mal erleben durfte.
Er klatschte in die Hände: "Lillian!" Die anderen machten es ihm gleich. Einige kamen sogar zu mir und klopften mir auf die Schulter. Um mich herum hatte sich ein kleiner Kreis gebildet, indem die Lichter mich wild durcheinander Wilkommen hießen und beglückwünschten. Doch ich selbst war noch mit mir selbst beschäftigt und konnte es noch garnicht wirklich fassen, als mich eine weitere Hand auf der Schulter brührte, die aber nicht wie die anderen war. Sie löste in mir ein wohliges Gefühl aus.
Ich drehte mich um und sah ihm immernoch grinsend in die Augen. "Ich habe gehört, wir haben eine Lilly auf der Lichtung.", sagte Newt mir nahe an meinem Ohr, da die anderen Jungs laut durcheinandergröhlten. Mein Grinsen verbreiterte sich noch weiter, als ich den Spitznamen hörte.
Als er wieder vor mir stand, nickte ich aufgeregt. Dann drängelte sich Alby hinter ihm durch. Er schüttelte mir die Hand: "Glückwunsch, Lilly. Wilkommen auf der Lichtung."
Nachdem sich alle - insbesondere ich - wieder beruhigt hatten, ging jeder wieder seiner Arbeit nach. Dieser Tag hatte mich erledigt. Die Arbeit der Baumeister war definitiv nichts für mich.
Nachdem Minho mich beim Abendessen auch beglückwünscht hatte und alle fertig mit dem Essen waren, ging ich direkt schlafen, um eingeschlafen zu sein, bevor das Schnarchkonzert losging.
"Lilly", flüsterte ich noch, um den Klang meines Namens auszuprobieren.
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Worst Case [Newt FF]
FanfictionTeil 1: Worst Case; 33.300 Wörter [Teil 2: Worst Lie] [Teil 3: Worst Zone] Ein Mädchen, allein mit einem Haufen Jungs auf einer Lichtung. Ob das so gut gehen würde? Sie muss es am eigenen Leib erfahren. Doch so schlimm, wie es zunächst scheint, i...