"Was habt ihr Neppdeppen euch dabei gedacht?", war das Erste, was Minho herausbrachte.
Ich sah ihn an und begriff erst jetzt richtig, was ich getan hatte. "Ich wollte nicht wie bei Nick einfach nur dastehen und nichtstun.", antwortete ich warheitsgemäß.
"Was ist mit dir, Schrumpfkopf?", blaffte Minho Thomas an. "Ich wollte nicht, dass ich meine Schwester so schnell wieder verliere.", gab mein Bruder zu.
Ungläubig schüttelte ich den Kopf: "Du dämlicher Strunk! Jetzt hast du uns noch ein paar gemeinsame Stunden mehr verschafft, herzlichen Glückwunsch!" Kurz darauf umarmte ich ihn aber: "Danke."
Thomas schien verwirrt, während Minho lachte: "Tut mir echt Leid, aber für sowas haben wir echt keine Zeit."
"Gut, was machen wir jetzt?", fragte Thomas. "Eigentlich können wir gleich hier sitzen bleiben und auf die Griewer warten. Wir sind sowieso so gut wie tot.", lachte Minho höhnisch.
"Was? Wiso, du kannst doch nicht einfach so aufgeben, Minho. Hast du denn garkeine Lust zu überleben?", fragte Thomas ihn aufgebracht.
Minho, der immernoch neben Alby kniete sprang auf und drückte Thomas gegen die nächste Mauer: "Du weißt nichts über das Labyrinth, Thomas! Lilly und ich sind die einzigen, die sich hier auskennen. Du bist seit zwei Tagen hier und kennst nichtmal die ganze Lichtung du dummer Haufen Klonk!"
"Minho, das bringt doch nichts. Wir sollten es wenigstens versuchen.", versuchte ich die beiden Streithähne zu beruhigen.
Minho ließ von Thomas ab und starrte auf seine zitternden Hände: "Scheiße, habe ich Angst." Da konnten wir drei uns wohl die Hände schütteln.
"So, wir brauchen einen Plan. Und zwar, bevor es komplett dunkel wird.", stellte ich fest. Thomas sah sich um und blickte hinter mich. Er schien, als hätte er eine Idee.
Ich drehte mich um und sah auf die mit Efeu berankte Mauer. Langsam verstand ich, was seine Idee war: "Stimmt, Thomas. Das könnte klappen."
"Könntet ihr mich vielleicht über euren Zwillingsquatsch aufklären?", mischte sich Minho ein. "Wir können Alby im Efeu verstecken, da hätte er eine höhere Überlebenschance.", erklärte ich ihm.
"Ihr seid verrückt.", murmelte Minho. Plötzlich erklangen die schrecklichsten Geräusche, die ich je gehört hatte. Dreimal klackte es, bevor ein Surren - das sich anhörte wie eine Biene, die einem direkt am Ohr vorbeiflog - zu hören war.
Dann wieder das Klacken, das Surren, das Klacken. Immer so weiter. In der Ferne konnte man Lichtkegel sehen, sie ziellos an den Mauern herumleuchteten.
"Griewer", hauchte Minho: "Wir müssen uns beeilen."
Schon nach einer halben Stunde - die Lichter waren immer näher gekommen und die Geräusche immer lauter geworden - hing Alby zwischen dem Efeu an der Wand. Meine Hände waren aufgeschürft und meine Muskeln in den Armen brannten. Wir hatten ihm mehrere Efeuranken um Brust und Arme gebunden und dann hinaufgezogen.
"Gut, jetzt kommt, wir müssen hier weg.", befahl Minho. Gerade, als wir losrennen wollten, verharrten die Lichter des Griewers auf einer Stelle. Wie gebannt, blieben wir auf der Stelle stehen und bewegten uns nicht.
Plötzlich bewegte sich der Griewer wieder - nur ungefähr doppelt so schnell wie zuvor. Als wir uns wieder gefangen hatten, kam der Griewer in Sichtweite. Was ich sah, reichte mir. "Oh, Shit", fluchte Thomas.
Der Griewer sah aus, wie eine riesige Nacktschnecke ohne Kopf. Vereinzelte Haare standen aus der Haut des Untiers. Außerdem standen wilkürlich angeordnete Metallarme aus seinem Rücken, die verschiedene Funktionen hatten. Ein paar davon waren ausgestattet mit Scheinwerfern, die die Lichtkegel verursachten, andere hatten spitze Nadeln an ihren Enden und wieder andere hatten eine Art Greifzange mit drei Enden die immer wieder auf und zu klappten.
Der Griewer rollte sich bei jedem 'Schritt' zusammen, fuhr Spikes aus und schleuderte sich damit etwa einen Meter nach vorne. Dann blieb er kurz stehen, keuchte animalisch, als ob man ihm ein Messer in den Körper stoßen würde und wiederholte dann den Vorgang.
Soetwas hatte ich noch nie gesehen. Und so hätte ich es auch lieber gelassen... Ich wurde am Arm gepackt und mitgeschliffen: "Jetzt komm schon, Lil."
Nachdem ich mich aufgerappelt hatte, lief ich alleine neben Thomas her - Minho rannte vor uns, was ich an seinen Schritten hörte, da ich ihn durch sie erdrückende Dunkelheit nicht sehen konnte.
Erst als von hinten Scheinwerfer auf uns gerichtet wurden, sah ich ihn wieder. Doch als mir einfiel woher das Licht kam, hätte ich gerne darauf verzichtet.
"Na los!", schrie Minho vor uns: "Ach ja, ich tu das übrigens nur für Newt. Damit das klar ist, Lilly!" Häh?
Ohne zu antworten rannte ich hinter ihm her. Mittlerweile waren wir in Abschnitt acht - meinem Abschnitt. Mir kam eine Idee. "Minho, die nächste links!", brüllte ich nach vorne und hoffte, dass ich das Klicken, Surren und Stöhnen des Griewers übertönte.
Anscheinend hatte ich es geschafft, denn Minho bog an der nächsten Kreuzung links ab. "Der Gang müsste sich schließen, also beeilt euch!", schrie ich keuchend.
Der Griewer hinter uns holte immer weiter auf, was mich beunruhigte. Gerade als ich dachte, dass ich mich geirrt hatte, setzte sich eine der Wände in Bewegung. "Na los! Das schaffen wir", versuchte Minho uns zu motivieren. Das Klicken hinter uns verschwand nicht, sondern wurde noch lauter, als ich dachte, das es möglich wäre.
Immer weiter rückte die eine Mauer an die andere. Als Minho hindurch war, drehte er sich um und feuerte uns an: "Na los ihr Schrumpfhirne, ihr schafft das! Nicht umdrehen, Lilly! Komm schon, Thomas!"
Ich brach völlig erschöpft zusammen, als ich durch den verbliebenen Spalt gerannt war. Kurz nach mir kam Thomas hindurchgehetzt. Doch leider auch der Griewer schien es zu schaffen.
Ich hatte schon mit meinem Leben abgeschlossen, als der Griewer ein schmatzendes Geräusch von sich gab, während er ein letztes Mal animalisch aufkreischte. Dann blieb er regungslos liegen. Seine Scheinwerfer waren ausgegangen und trotzdem konnte ich etwas sehen. Die Morgendämmerung.
Erschöpft blieb ich auf dem Rücken liegen und rang um Luft. Auch Thomas und Minho hörte ich neben mir keuchen. "Die Mauer hat dem Ding den Arsch zerquetscht.", lachte Minho ironisch.
Er war als Erster wieder auf die Beine gekommen. Wenn ich mich versuchte zu bewegen, tat mir alles weh. Bei manchen Stellen wusste ich garnicht, dass sie wehtuen konnten.
Nach einer halben Stunde - mindestens - hatten Thomas und ich uns aufraffen können. Jetzt schleppten wir uns Richtung Lichtung zu Alby. An der Stelle, wo wir Alby aufgehängt hatten, blieben wir stehen und hofften, dass er immernoch lebte. Nachdem wir ihn heruntergelassen hatten, versicherten wir uns, dass er noch lebte, was er auch tat.
"Zum Glück, waren die Mühen nicht umsonst.", stöhnte Thomas. "Wir leben - was willst du mehr?", fragte ich ihn immernoch etwas außer Atem.
Er antwortete nicht. Das Tor war bereits offen, als wir am letzten Gang des Labyrinths ankamen.
Dort stand Chuck, der ein paar mal blinzelte und sich die Augen rieb. "Newt, Newt, das glaubst du nicht!", quietschte er freudig, als er sich sicher war, das er sich nicht versehen hatte.
"Jetzt komm schon Newt!", rief er.
Doch nicht nur Newt tauchte vor dem Tor auf - nein. Alle Lichter kamen nach und nach angerannt und konnten ihren Augen nicht glauben.
"Na kommt schon, ihr schafft das!", schrie Chuck, dem sich einige andere anschlossen.
Die letzten Meter, indenen wir Alby mehr schleiften als trugen, kamen mir wie endlose Kilometer vor.
Als ich Erde unter meinen Füßen hatte, gaben meine Beine nach. Vollkommen am Ende kippte ich nach vorne.
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Worst Case [Newt FF]
FanficTeil 1: Worst Case; 33.300 Wörter [Teil 2: Worst Lie] [Teil 3: Worst Zone] Ein Mädchen, allein mit einem Haufen Jungs auf einer Lichtung. Ob das so gut gehen würde? Sie muss es am eigenen Leib erfahren. Doch so schlimm, wie es zunächst scheint, i...