○ vierundzwanzig ○

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Die Stille, die jetzt auch auf der Lichtung herrschte, machte alles noch schlimmer.

Eine Stunde war vergangen, ohne das etwas passiert war. Das mertallische Klicken und Surren der Griewer war verstummt.

Die meisten Lichter in diesem Raum hatten es sich so gut es ging gemütlich gemacht. Schulter an Schulter lagen wir auf dem Boden. Alby lag auf dem einzigen Bett im Raum. Newt hatte sich den Platz direkt neben mir reserviert, während Chuck auf der anderen Seite von mir lag und schlief.

"Sie werden uns holen. Jede Nacht einen. Bis wir alle tot sind.", säuselte Alby leise und rollte sich im Bett hin und her.

Immer wieder sagte, nein, zischte er die selben Sätze. Das machte die Situation nicht besser.

Zwei Stunden waren jetzt schon vergangen, und ich wünschte mir, die Griewer würden jetzt sofort kommen, damit wir es hinter uns hatten. Wenn Alby Recht hatte, dann würden sie sich schon nach einem Toten wieder zurückziehen. So brutal und egoistisch es auch klang - besser ist es, wenn nur einer stirbt, als alle auf einmal - denn desto schneller wir hier rauskamen, desto weniger Lichter mussten sterben.

Als hätten die Monster meinen Wunsch gehört, kreischte einer der Griewer direkt in der Nähe los.

Das Klacken, dann das Surren. Die grässlichen Geräusche kamen immer näher. Alle Lichter die sich in diesem Raum befanden, waren mittlerweile wieder wach. Auch Chuck, der anstatt zu weinen nur extrem zitterte.

Newt war hastig aufgestanden und wedelte mit den Armen in der Luft herum, bis er die Aufmerksamkeit aller Jungs hatte. Dann legte er den Zeigefinger auf seine Lippen.

Niemand traute sich zu atmen, als der Griewer anfing, die Wand von Haus empor zu klettern. Ich fand es erstaunlich, dass die Wand nicht nachgab. Man hörte das Holz bersten, als der Griewer seine Spikes hineinbohrte, um sich festzuhalten.

Wir hatten uns alle an die Hinterwand des Raums gedrängt. Chuck hatte ich hinter mich geschoben. Lieber würde ich selbst sterben, als dass es der Kleine tun müsste.

Mittlerweile hatte sich der Griewer vor das Fenster geschoben und verharrte dort. Zum Glück hatte Newt daran gedacht, die Fenster zunageln zu lassen.

Ich hatte Angst, dass mein Herz zu laut schlug, während ich mir nur erlaubte, ganz flach zu atmen.

Man hörte das klacken der Greifzange. Plötzlich klirrte das Fenster und der Griewer griff von außen nach den davorgenagelten Brettern. Drei waren es, die das Fenster versperrten.

Nachdem der Griewer auch das letzte davongerissen hatte, quoll ein Teil seines schleimigen Körpers in den Raum.

Keiner schien mehr zu atmen. So plötzlich, dass ich nicht hätte reagieren können, bohrte sich der Greifarm durch die Holzwand und kam direkt auf mich zugeschossen.

"Nein!", rief eine Stimme, die ich für den Moment nicht zuordnen konnte. Wenige Sekunden später wurde eine Person von dem Griewerarm gepackt und zurückgezogen. Gleichzeitig verschwand auch der schleimige Körper aus dem ehemaligen Fenster. Erst in der letzten Sekunde hatte ich ihn erkannt.

"Gally!", schrie ich und rannte auf die Stelle zu, wo er verschwunden war. Als ich von dort aus nichts sehen konnte, rannte ich durch das Haus nach draußen. Ich sah, wie sich mindestens sechs Griewer aus der Lichtung rollten.

Gerade wollte ich ebenfalls durch die Tore laufen, als ich von einem starken Arm zurückgehalten wurde: "Bist du verrückt geworden, du neppdeppiger Sturnk!?"

Nur Minho oder Thomas waren so schnell wie ich und hatten die Chance, mich einzuholen und den Ausdrücken zufolge, war es eindeutig Minho, der mich festhielt.

"Lass mich los! Gally!", schrie ich hysterisch.

Meine Kraft verließ mich, sodass Minho mich auffing und an seine Brust drückte. Dann kamen endlich die Tränen.

Gally hatte sich für mich geopfert und ich konnte mich nichtmal verabschieden oder bedanken. Ich spürte, wie Minho mich in die Hände von Thomas gab. Aber ich nahm ihm das nicht übel, er war einfach nicht der Typ, der Leute gerne tröstete.

Als ich mich beruhigt hatte, fingen alle Lichter gemeinsam an, die Löcher in der Holzwand mit neuen Brettern zu verschließen.

Obwohl es mittlerweile schon Mittag sein musste, war der Himmel nicht heller geworden. Es wurde nicht viel gesprochen, was vermutlich an der bedrückenden Gesamtsituation lag.

"Sollten wir nicht ins Labyrinth und nachsehen, ob sich etwas geöffnet hat, wo wir den Code einsetzten können?", fragte ich mehr zu mir selbst. "Vielleicht.", meinte Thomas.

Normalerweise würde er freudig aufspringen, wenn es darum ging, ins Labyrinth zu laufen: "Was ist los? Du kannst mir nicht erzählen, dass dich das mit Gally so mitnimmt."

"Nein, das ist es nicht. Ich weiß, dass du mich jetzt vermutlich für verrückt hälst, aber ich muss durch die Verwandlung. Ich muss mich stechen lassen, um mich zu erinnern.", seufzte er und wartete auf meine Reaktion.

"Du Spinner. Ich weißt, dass ich dich nicht aufhalten kann, aber denk bitte gut darüber nach. Einen verrückten Typen können wir hier nicht brauchen.", meinte ich leise.

Mein Bruder nickte.

Am späten Nachmittag, Pfanne hatte zum Mittagessen nur Brote gemacht, herrschte noch immer diese furchtbare Stille.

Diese Nacht wurde Adam, ein Junge, mit dem ich noch nie gesprochen hatte, mitgenommen. Minho und Thomas hatten sich gestern wirklich noch dazu entschlossen, über die Nacht ins Labyrinth zu gehen. Sogar alle Ex- oder jetzt Wieder-Läufer waren immer zu zweit ausgeschwärmt.

Newt hatte mir verboten, ins Labyrinth zu gehen, da sonst Chuck alleine war. Zumindest war das die offizielle Begründung.

Am Vormittag kamen Minho und Thomas ohne Neuigkeiten zurück. Auch die anderen Läufer hatten nichts gefunden. Thomas war immer öfter mit Teresa beisammen, was mich nicht störte, ich fand sie nur etwas komisch. Aber Thomas traute ihr, weswegen ich keinen Grund hatte, ihr nicht auch zu trauen.

Mein Mut und meine Hoffnung auf einen Ausweg schwanden Tag für Tag. Auch die Dunkelheit machte mir zu schaffen. Bald würden uns die Vorräte ausgehen. Fast sechzig Mäuler zu stopfen, brauchte viel Essen.

Inzwischen war es schon wieder Nacht und die Griewer kündigten sich an. Wieder diese furchtbare Stille. Aus einem anderen Raum rief jemand, dass es einen Dave erwischt hatte.

Erneut jemand, den ich nicht gekannt hatte. Zum trauern hatten wir aber keine Zeit. Sobald die Griewer verschwunden waren, legten wir uns zum schlafen hin, doch diese Nacht war es anders.

Thomas stand schnell auf, warf mir einen Blick zu und rannte dann hinaus. Ich wusste, was er vorhatte.

Trotzdem stand ich hastig auf und lief ihm hinterher. Newt war ebenfalls aufgesprungen und konnte sich nicht entscheiden, welchen Namen er zuerst rufen sollte.

Mit sicherem Abstand zu den Griewern, die Thomas gerade angriff, blieb ich stehen. Mir wurde ganz anders, als ich sah, wie die Griewer ihn mit ihren Nadeln bearbeiteten, doch genau das war es, was er ereichen wollte.

Als er entschied, dass es genug war, kämpfte er sich wieder frei und kam zurück. Newt und ein paar andere - darunter Minho, Chuck, Teresa und ich - konnten nur fassungslos dabei zusehen.

Ich rannte Thomas entgegen, doch als er umfiel, wurde auch mir auf einmal schrecklich übel. Meine Schritte verlangsamten sich und auf halbem Weg blieb ich stehen. Newt war sofort bei mir: "Alles in Ordnung?"

Er stand vor mir und ich starrte in die Leere, die in diesem Fall auf seiner Brust war. In meinem Kopf drehte sich alles und die Welt um mich herum verschwamm. "Newt.", hauchte ich, bevor meine Beine nachgaben und ich nach vorne kippte.

Ich hasste dieses Zwillings-Dings.

Worst Case [Newt FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt