○ zwölf ○

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In der Früh des nächsten Tages wurde ich von Minho geweckt.

"Was ist, habe ich verschlafen?", fragte ich schlaftrunken. Minho grinste: "Nein, keine Sorge. Ich wollte dir nur Bescheid geben, dass wir heute frei haben. Ein Tag Pause wird dir nicht schaden. Und jetzt schlaf mal aus, Kleine."

"Ok.", war das Einzige, was ich herausbrachte. Ich freute mich über den freien Tag und schlief gleich darauf wieder ein.

Als ich das nächste Mal aufwachte, war es schon heller auf er Lichtung. Ich liebte diese Stimmung am Morgen.  Die ersten Sonnenstrahlen erklammen die Mauern und einzelne Vogelstimmen zwitscherten. Ich hörte aus der Richtung der Ställe eine Ziege meckern.

Ich wollte umbedingt meine Klamotten wechseln. Also stand ich gemütlich auf, nahm die frische Wäsche aus meiner Kiste und spatzierte zum Teich. Jetzt war die Chance am geringsten, dass einer der Jungs hier auftauchte, da alle beim Frühstück sitzen mussten.

Als der Teich in Sichtweite kam, musste ich mit Schrecken feststellen, dass ich nicht die Einzige war, die auf die Idee gekommen war, so früh zu baden.

Geradewegs starrte ich auf den nackten Rücken von Newt. Oh Gott. Ich musste mich darauf konzentrieren nicht zu sabbern. Leichte Muskeln spannten sich unter seiner Haut.

Leider wurde mir schon nach wenigen Sekunden die Sicht versperrt, als er sich ein T-Shirt anzog. Seufzend ging ich weiter auf den Teich zu.

"Hey.", begrüßte ich ihn leise. Newt drehte sich sofort zu mir und fing dann an zu lächeln: "Gut geschlafen?" "Bestens.", antwortete ich gähnend, was ihn zum lachen brachte.

"Willst du dich umziehen?", fragte er nachdem er die Sachen - nach langem, gegenseitigen einfach-nur-anstarren - in meinem Arm entdeckt hatte. Stirnrunzelnd nickte ich. Stimmt, da war ja was...

"Soll ich dafür sorgen, dass dich keiner stört?", bot er an. "Ja, das wäre klasse.", grinste ich: "Aber du darfst auch nicht schaun." Mit dem Zeigefinger wedelte ich vor seinem Gesicht herum.

"Das wird mir aber schwer fallen.", gab er zu und grinste neckisch. Dann zwinkerte er mir zu und verschwand im Wald.  Bei seinem Satz hatte mein Herz einen Satz gemacht und einen Schwarm an Schmetterlingen freigelassen, der jetzt durch meinen ganzen Körper zu flattern schien. Ich spürte, dass mir das Blut in den Kopf schoss.

Ganz ruhig. Konzentriere dich. Nachdem ich mich gefasst hatte, kontrollierte ich nochmal, ob jemand in der Nähe herumlungerte, was nicht der Fall war.

Also zog ich mir mein altes T-Shirt und die Hose aus. Dann sprang ich ins Wasser und rubbelte mich einigermaßen sauber. Auch meine Haare versuchte ich einigermaßen sauber zu bekommen.

Ich wollte garnicht wissen, was schon alles in dem Teich herumschwamm. Nach meinem Bad fühlte ich mich viel besser. Als ich aus dem Wasser stieg, klatschte ich mir gegen die Stirn. Ich hatte ein Handtuch vergessen...

Dann fiel mir auf, dass Newt seines vergessen hatte. Besser als nichts - viel besser. Entschlossen hob ich es auf und schüttelte es sauber. Als nächstes trocknte ich mich ab und hing es mir so um, dass ich sichergehen konnte, dass niemand sah, wie ich meine Unterwäsche wechselte.

Meine Haare wrang ich dieses mal besser aus, damit mir nicht das Selbe passierte, wie beim ersten Mal, als ich gebadet hatte. Gerade war ich dabei meine Hose zuzuknöpfen, als ich ein "Bist du schon fertig?" hörte. Shit.

Ich beeilte mich, mir mein Shirt über den Kopf zu ziehen. Dann rief ich ein 'Ja' zurück. Ich war mir sicher, dass es Newt sein musste. Sonst wusste keiner, dass ich hier war.

Als ich mich umdrehte, stand er bereits mit leicht geöffneten Lippen wenige Meter vor mir. Ich brachte kein Wort heraus.

"D-du bist wunderschön.", hauchte er schon fast so leise, dass ich es nicht hörte. Der Schwarm an Schmetterlingen hatte sich verdoppelt. Mindestens.

Ich wusste zwar nicht, wie viel er gesehen hatte, aber es störte mich auch nicht. So standen wir ewig da, bis er mir soviel näher kam, dass sich unsere Gesichter fast berührten. Ich hatte Angst, dass mein Herz in meiner Brust zersprang.

Sein Geruch benebelte meine Sinne, sodass ich ihm einfach nur in die Augen sah und versuchte normal weiter zu atmen. Als er mir eine feuchte Strähne aus dem Gesicht strich, hinterließ er an den Stellen, an denen seine Hand meine Haut berührt hatte, eine brennende Spur.

Weiteratmen. Ganz ruhig weiteratmen.

Wir sagten nichts, aber das war auch nicht nötig. Gerade legte Newt seine Stirn an meine, als er sich verkrampfte und stutzig ausatmete. Seine Hand lag in meinem Nacken.

"I-ich ... E-es tut mir Leid ... Alby, er hat ... Es tut mir Leid.", dann löste er sich ruckartig von mir, sah mir nochmal in die Augen und ließ mich dann mit klopfendem Herzen, Schmetterlingen im Bauch und Gänsehaut am ganzen Körper stehen.

Aber ich war nicht sauer. Ich konnte mir gut vorstellen, dass Alby die Jungs ermahnt hatte. Aber eine gewisse Enttäuschung spürte ich doch.

Nachdem ich das Foto aus meiner alten Hose gezogen und es in die Neue gesteckt hatte, wusch ich meine schmutzigen Klamotten einmal gründlich durch. Danach nahm ich alles - inklusive Newt's Handtuch -, andem ich mir nicht verkneifen konnte daran zu schnuppern, in die Hand und brachte sie zu meiner Hängematte. Dort hängte ich sie zum Trocknen über die Seile, mit denen die Matte an den Bäumen befestigt waren.

Als ich fertig war, nahm ich das Handtuch und suchte die Kiste von Newt, da mir aufgefallen war, dass jeder der Jungs so eine neben seiner Matte stehen hatte. Nach ewigem hin und her laufen fand ich sie und hängte das Handtuch - wie meine Klamotten - über die Seile der Hängematte.

In Gedanken ging ich zum Frühstück, wo fast niemand mehr war. Außer natürlich Pfanne, der schonmal angefangen hatte, die Küche aufzuräumen. "Warum hatte Newt vorher den selben nachdenklichen Gesichtsausdruck wie du jetzt?", fragte er nach.

Ich zuckte nur mit den Schultern und nahm meinen Haferbrei mit nach draußen, wo ich mich auf meinen Lieblingsplatz - den Aussichtsturm - setzte und anfing zu essen.

Als ich fertig war, lehnte ich meinen Kopf auf meine Arme, die ich auf das Geländer gelegt hatte.

Mein Blick schweifte über die Lichtung, bis mein Blick bei Minho und Newt hängenblieb, die sich in einem abgelegenen Eck rege unterhielten. Worum es bei den beiden wohl ging...

Newt raffte sich aufgeregt durch die Haare, worauf Minho grinste. Häh, was war denn bei denen los?

Als die beiden auf einmal zu mir sahen, schaute ich ertappt weg. Mir stieg die Röte ins Gesicht, obwohl ich mir sicher war, dass es niemand sah.

Bestimmt lag ich schon eine Stunde hier oben und genoss die Sonne, als die Luke geöffnet wurde.

Überrascht sah ich auf und erblickte das Gesicht von Micky. Sofort grinste ich: "Wie geht's?"

"Jetzt schon viel besser.", schleimte er. "Dann ist's ja gut.", ging ich darauf ein: "Was treibt dich zu mir?"

"Ich wollte mal wieder mit dir reden.", gab er kleinlaut von sich. Irgendetwas belastete ihn.

Worst Case [Newt FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt