○ zwanzig ○

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Ich hatte schon den Aufprall auf den Boden erwartet, als ich von zwei Armen aufgefangen wurde. Bei der Berührung, die ein leichtes Kribbeln in mir auslöste, musste ich nicht die Augen öffnen, um zu wissen um wen es sich handelte.

"Bringt die drei ins Gehöft und checkt sie durch.", befahl seine schöne, weiche Stimme.

Wie in einem Traum fing ich an zu schweben, wobei ich erst später bemerkte, dass mich jemand trug. Ich konnte ein leises, kratziges: "Lil" hören, das Thomas gesagt haben musste, da mich sonst niemand so nannte. "Tommy", versuchte ich zu antworten, doch ich bezweifelte, dass er es gehört hatte.

Newt legte mich in das kuscheligste Bett, in dem ich je gelegen hatte. Alle meine Muskeln und Knochen taten weh.

"Ach du liebe meine Güte, was haben die drei im Labyrinth bloß getrieben.", vernahm ich Jeff's Stimme. "Du kannst es gerne versuchen nachzumachen, aber da du nicht so cool bist wie wir, würdest du es eh nicht hinbekommen.", das war eindeutig Minho.

Ich musste lachen, aber selbst das tat weh, weshalb ich schnell das Gesicht verzog. "Du wärst fast gestorben, aber deinen Humor würden wir nie loswerden, was?", witzelte Newt.

Ich spürte, wie jemand anfing, mein T-Shirt hochzuziehen, aber unterbrochen wurde. "Newt, ich werde dir nichts wegnehmen. Ich muss sie untersuchen. Wer weiß, ob sie auch irgendwelche Verletzungen am Bauch hat.", hörte ich wieder die Stimme von Jeff.

"Ich mache das selbst.", knurrte der Angesprochene. "Wie du meinst.", seufzte Jeff.

Dann hörte ich Schritte, die sich entfernten. Warum konnte ich meine Augen nicht öffnen? Vermutlich fehlte mir auch dazu die Kraft.

Als mich Newt's Finger am Bauch berührten, bekam ich eine Gänsehaut am ganzen Körper. Daraufhin hörte ich ihn leise lachen. Wie peinlich.

Als er meinen Bauch ganz entblößt hatte, was mich irgendwie nicht störte, zog er scharf die Luft ein. Sah ich so schlimm aus?

Als er mit einem feuchten Tuch oder etwas Ähnlichem anfing, meinen Bauch zu säubern, fing es an zu brennen. Wieder verzog ich das Gesicht vor Schmerz. Anscheinend hatte ich mehr abbekommen, als ich gedacht hatte.

"Ich weiß. Ich versuche, aufzupassen.", flüsterte Newt. Das war aber sehr gnädig von ihm.

Irgendwann schlief ich komplett ein. Erst, als mich etwas bewegte, wachte ich wieder auf. "Komm schon, Teresa. Ich will nicht, dass sie einer von den Strünken so sieht. Bitte.", flehte Newt.

"Ich weiß nicht, Newt. Sie kennt mich überhaupt nicht.", antwortete eine weibliche Stimme, die ich nicht kannte. Das musste das Mädchen sein, die als Letzte aus der Box kam.

Mit einem 'Na gut' näherten sich Schritte. Jetzt schob ich leichte Panik. Wie sollten mich die Jungs nicht sehen?

Gerade als sich Finger an meine nackte Hüfte legten, die meinen Bauch zum Kribbeln brachten, erlaubte mir mein Körper endlich, die Augen zu öffnen.

Nach mehrmaligem Blinzeln erkannte ich tatsächlich das Mädchen aus der Box am Fußende des Bettes stehen. "Newt?", fragte meine raue Stimme. Mein Mund war total trocken.

"Ich hol' etwas zu trinken", meldete sich das Mädchen sofort und verschwand aus der Tür. "Du bist wach!", freute Newt sich. Vorsichtig setzte ich mich hin und umarmte ihn erstmal. "Es tut mir Leid.", flüsterte ich. "Hauptsache ist, dass du und die Jungs wieder wohlbehalten zurück seid.", beruhigte er mich und strich mir über den nackten Rücken.

Moment, nackt? Sofort löste ich mich von ihm und sah an mir herunter. Ich hatte kein T-Shirt mehr an. Nurnoch einen BH. Immerhin.

Als ich wieder zu Newt aufblickte, sah dieser auf meinen Oberkörper. "Newt, wo ist mein T-Shirt?", wollte ich wissen.

"W-was? Ähm, dein Shirt habe ich gewaschen, a-aber hier ist dein Anderes.", stammelte Newt. Ich grinste und zog es mir an, nachdem er es mir hingehalten hatte. Dann herrschte peinliche Stille zwischen uns.

Auf einmal machte er einen Schritt auf mich zu und stellte sich zwischen meine Beine, die vom Bett hingen. Dann schlang er seine Arme um mich und presste mich erneut an sich. Ich genoss es. Irgendwann brachte er wenige Zentimeter zwischen uns und näherte sich mir mit seinem Gesicht.

Hitze stieg in mir auf. Was hatte er vor? Alles in mir sehnte sich nach seinen Lippen, doch ich traute mich nicht, ihn zu küssen. Was, wenn er nicht das selbe fühlte, wie ich?

Meine Hände fanden automatisch den Weg zu seinem Nacken, während seine leichte Kreise auf meiner Taille zeichneten.

Alles in mir drohte, jeden Moment zu explodieren. "Ich muss noch etwas erledigen, bevor du wieder auf die Idee kommst, lebensmüde ins Labyrinth zu rennen.", hauchte er gegen mein Gesicht. Bevor ich wirklich verstand, was er meinte, legten sich seine Lippen auf meine.

Ein Feuerwerk explodierte in mir. Vorsichtig erwiderte ich den Kuss. Meine Augen hatte ich schon längst geschlossen. Ich wollte mich voll und ganz auf ihn konzentrieren können.

Zuerst war der Kuss vorsichtig, doch er entwickelte sich schnell zu einem viel gefühlvolleren Kuss, als ich es mir je hätte träumen lassen.

All die Gefühle - Verzweiflung, Trauer, Wut, Sorge und Verlangen - steckten darin. Meine Atmung ging flach gegen seinen Bauch. Ich konnte spüren, wie sein Herz schnell gegen meine Brust schlug. Meine eine Hand war in seine Haare gewandert - was ich schon immer mal machen wollte.

Seine Arme hatten sich noch fester um meine Hüften geschlungen als davor. Das berrauschende Gefühl der Zweisamkeit wollte garnichtmehr verschwinden.

Anscheinend wurde es ihm zu anstrengend, zu stehen, da er mich langsam zurück auf die Matratze drückte, bis ich wieder komplett lag und er sich über mich gebeugt hatte. Fast schüchtern bat seine Zunge um Einlass, den ich ihr sofort gewährte.

Ich hatte Zeit und Raum völlig vergessen. Ein kleines Geschenk, das mir Newt unbewusst ermöglicht hatte.

Schwer atmend lösten wir uns voneinander und lächelten uns verträumt an. Kurz darauf öffnete sich die Tür und das Mädchen stand mit einem Glas Wasser in der Hand da. "Ich ... ähm. Das Wasser.", stotterte sie.

So wie Newt und ich dalagen - oder standen - hatte sie sich den Rest wohl alleine zusammengereimt.

Schnell stand Newt auf, zog mich mit hoch und ging dann zu dem Mädchen, um ihr das Glas abzunehmen.

Ich stand auf, richtete mein Shirt und ging dann zu ihr. "Hi, ich bin Lilly.", stellte ich mich vor. Sie lächelte mich unsicher an: "Ich heiße Teresa."
"Danke für das Wasser.", die Situation war äußerst komisch. Sie nickte nur und ging dann aus dem Raum.

Newt reichte mir das Wasser, was ich gierig austrank.

Worst Case [Newt FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt