Der erste Tag!

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Manchmal wollte ich einfach nur meine Ruhe. Ich wollte in mein Bett, mich durch meine warme Bettdecke wühlen und einfach nichts anderes hören als meinen eigenen Atem. Mit meinem Grandpa zum See fahren, um zu angeln, so wie früher. Eishockey und Basketball spielen und mal wieder ausgiebig mit meinen Kumpels abhängen.

War das zu viel verlangt?

Für mich schon. Denn, was für andere alltäglich war, war für mich Luxus. Zum dritten Mal betrat ich einen Radiosender um mich deren Fragen zu stellen, die eh immer dieselben waren.

>Magst du Frankreich und Paris?,  Na klar mag ich Frankreich, und Paris ist eine tolle Stadt. Leider konnte ich noch nicht all zu viel davon sehen aber ich hoffe natürlich, dass sich das noch ändern wird ... Absolut typische Antwort, obwohl ich am selben Abend schon wieder im Flieger sitzen würde.

>Wie findest du die französischen Mädchen?, die sind super und total hübsch. Na klar was sonst?

Ich liebte meine Fans über alles aber die Fragen in Interviews waren immer dieselben und schrecklich öde. Was dachten die denn, was ich antworten würde? Oh, Gott ich hasse sie? Sie sind superhässlich und laut? Na ja laut waren sie alle ...

>Wie sollte ein Mädchen sein, um bei dir eine Chance zu haben? Noch so eine dämliche Frage, auf die ich eigentlich keine Antwort wusste. Ich war fünfzehn, hatte mich zwar bereits mit Mädchen verabredet aber Gedanken darüber, wie sie sein sollen, hatte ich mir bisher nicht gemacht. Zum größten Teil war ich einfach nur mit ihnen befreundet. Ich hatte keine Vorstellung davon, wie meine Freundin sein sollte. Vielleicht gut durchgebraten.

Aber natürlich gab es auch dafür gut einstudierte Antworten. Sie muss nett und offen sein und ich mag Mädchen die gerne lachen ... Was sonst? Verschlossene, Unfreundliche, Depressive?

Es ging mir nicht darum, dass die Antworten, die ich gab, in jedem Land dieselben waren. Es ging mir einfach darum, dass die Fragen total bescheuert waren. Ich musste sie mir manchmal fünf oder sechs Mal am Tag antun. Ganz zum Schluss interessierten sie sich dann doch mal für meine Musik und natürlich, wie ich das alles verkrafte, in meinen jungen Jahren.

So lief das beinahe täglich aber es war mein Job. Das Einzige was mir an meinem Job gefiel war, für meine Fans zu singen. Auf der Bühne zu stehen und ihnen einzuheizen. Es machte mich glücklich, sie glücklich zu machen. Da war es doch egal, welches Land, welche Stadt oder welche Fans ich am liebsten hatte. Ich liebte sie einfach alle. Wenn ich interviewt wurde, schien es eigentlich eher ein Wettbewerb unter den einzelnen Ländern zu sein.

Wen mag Justin Bieber lieber?

Oh man das reimte sich sogar. Manchmal musste ich mir nachts, über so einen unwichtigen Kram Gedanken machen und es gab so viele Dinge, an die ich tagsüber nicht denken konnte, weil ich keine Zeit dafür hatte. Es dauerte manchmal Stunden bis ich endlich einschlief. Noch eine tolle Frage, über die ich jedes Mal den Kopf schütteln musste, war.

>Bearbeitest du Facebook und so weiter, selber?, aber na klar ...

Haben die sich meinen Twitter Account, Myspace und Facebook Account überhaupt mal angesehen? Wenn ich abends mal wieder nicht schlafen konnte, surfte ich gerne im Internet. Meist auf Youtube, weil ich gern die neuesten Musikvideos anderer Künstler anschaute, aber ab und zu vielen mir auch Videos von mir in die Hände. Oder ich bekam sie zu geschickt. Gerne schrieb ich auch Nachrichten bei Twitter aber würde ich wirklich alles selber bearbeiten hätte ich gar keine Zeit mehr für diese unnützen Interviews und leider auch nicht mehr für meine Fans. Es sei denn ihnen würde es genügen ab und zu von mir in Twitter zu hören. Ich hatte einfach zu viele Follower.

Am Ende des Interviews flirtete ich noch ein wenig mit den weiblichen Radiomoderatorinnen. Natürlich auf Französisch. Französisch konnte ich genauso gut sprechen wie englisch, da ich früher eine Schule besuchte, auf der sogar auf Französisch unterrichtet wurde. So war das eben in Kanada. Kurze Zeit später ging ich die Treppe des Radiosenders wieder runter, zum Auto und hatte es wieder mal geschafft. Der Gang zum Auto verging jedes Mal so schnell, dass ich nicht einmal den Fans hallo sagen konnte, die extra gekommen waren. So was hasste ich total.

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