Kapitel 34 - Ich liebe dich auch, Prinzessin...

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(Sicht Ro)

Sie sah mich stumm an und ich hörte auf zu lachen.
'Was hast du?'
Ich sah sie verwirrt an und nahm ihre Hand.
Ich küsste sie erneut und dann fing sie zum Glück wieder an zu lächeln.
*Ich liebe dich.*
Ich wollte gerade antworten, als sie mir ihr Nutellabrötchen ins Gesicht klatschte.
Ich holte geschockt Luft und griff blind nach der Serviette, die neben meinem Teller liegen sollte...
Was sie natürlich nicht tat, Amy muss sie weggelegt haben...
'Amy, warum klatscht du mir immer irgendwas essbares ins Gesicht?'
Ich griff an den Saum meines Shirts und wischte mir über's Gesicht.
Dann sah ich sie leicht genervt an und zog mir das Shirt endgültig über den Kopf.
*Oops... Ich hab das halt vermisst, ich kann das bei niemanden außer dir machen. Disculpa (Tschuldige).*
Ich verdrehte die Augen nur und ging zu meinem Rucksack.
Mein Shirt stopfte ich achtlos hinein, nahm ein graues Muskelshirt raus und zog es an.
In zwei Stunden geht mein Flug wieder zurück...
Zu Wissen, dass sie jetzt sozusagen mir gehört und ich sie wieder alleine lassen muss macht mich noch trauriger als vor einem halben Jahr...
'Wir sollten langsam los, mein Flug geht bald...'

Ich drehte mich wieder zu ihr und sah in tränenerfüllte braune Augen.
*Am liebsten würde ich mitkommen...*
Ihre Stimme ist nichts weiter als ein Hauchen was mir selbst Tränen in die Augen steigen lässt.
'Und ich wünschte du könntest es.'
Sie rannte in meine Arme, drückt sich schluchzend an mich und vergräbt ihr Gesicht in meinem Hals.
*Und ich dachte, dass ich das erst am Flughafen machen werde...*
Sie lachte kurz auf und löste sich wieder von mir.
Stumm wischte ich ihr die Tränen von den Wangen und drückte meine Lippen erneut auf ihre.
'Ich liebe dich auch, Prinzessin...'
Meine Stirn an ihre gelegt, seufzte ich auf und drücke ihr zierliche Hand, welche meine umschlingt.
*Ich ruf mal meinen Onkel an damit wir los können.*
Sie löste ihre Hand wieder aus meiner und kramte ihr Handy aus der hinteren Tasche ihrer Hose.

______

Meine Arme fest um sie geschlungen schloss ich schwer atmend die Augen und versuchte nicht daran zu denken, dass uns noch einmal irgendjemand trennen konnte.
*Wir schaffen das schon.*
Ihr warmer Atem prallte gegen mein Ohr und kurz darauf spürte ich ihre Lippen auf meinen.
Es fühlte sich zum Glück nicht sehr nach Abschied an, weshalb ich sie noch enger an mich drückte und den Kuss vertiefte.
Ich werde sie jetzt um so mehr vermissen.
Ich löste mich wieder von ihr und sah ihr tief in die Augen.
'Versprich mir, dass niemals wieder irgendjemand oder irgendwas, zwischen und kommen wird.'
Mit aufeinander gepressten Lippen nickte sie und schlang ihre Arme wieder um meinen Nacken.
*Ich verspreche es.*
Ich vergrub mein Gesicht in ihren Haaren und sog ihren Duft ein, welchen ich ein weiteres halbes Jahr nicht riechen werden konnte.
'Ich werde dich so vermissen...'
Sie schluchzte und krallte ihre Finger in meine Haare.
*Du weißt gar nicht, wie sehr ich dich vermissen werde.*

>Letzter Aufruf für den Abflug der Maschine 20976 nach München. Wir bitten alle Passagiere zum Gate. <
Wir lösten uns wieder und ich gab ihr noch einen letzten Kuss auf den Mund.
'Ich liebe dich. Vergiss das nicht.'
Dann drehte ich mich langsam zum gehen um und sah noch ein letztes Mal zu ihr zurück.
Ich schickte ihr einen Luftkuss zu und bemerkte, wie sie ein Ich liebe dich auch formte.
Dann wurde ich von der Stewardess in die Maschine gedrückt und zu meinem Sitz geführt.
Als ich schließlich saß, piepste mein Handy auf und ich kramte es aus meiner Tasche.
A: Pass auf dich auf.
Ich lächelte und schrieb zurück
R: Wenn du auch auf dich aufpasst.
A: Ich hab noch einen letzten Song geschrieben... Für dich...
Dann steckte ich die Kopfhörer an diesem an und schloss die Augen, während ich der Musik lauschte.
Ihre Stimme drang durch meine Ohren bis zu meinem Herz und es begann schneller zu schlagen.
Mit Tränen in den Augen lächelte ich und öffnete diese wieder um aus dem kleinen ovalen Fenster zu sehen.

______

In München war es inzwischen drei Ihr nachts als ich endlich ausstieg und in die rote S-Bahn stieg um zu Marc zu fahren.
Die Wohnung meiner Mutter habe ich sofort gekündigt nachdem ich all meine Sachen und auch die von Lenny abgeholt hatte.
Marc hatte mich bei sich wohnen lassen, da ich bei meinem Vater nicht erwünscht war wie ich es Amy immer versichert hatte.
Das lag daran, dass er nur Lenny's Vater und nicht meiner war.
Als er das erfuhr, wurde er gewalttätig mir gegenüber.
Jeden einzelnen Tag, wenn Lenny in der Schule war kam ein weiterer blauer Fleck hinzu.
Aber vor etwa drei Monaten reichte es mir und ich zog bei Marc ein.
Er war natürlich geschockt, als er die Wahrheit erfuhr und bat mich darum, ihn zu seiner Chemo zu begleiten damit ich nicht allein war.

Ich stieg aus, ging auf den Eingang des weißen Gebäudes zu und ging direkt zur Rezeption um mich anzumelden.
'Hey, ich würde gerne zu Marc Rodriguez. Er liegt auf Zimmer 55, Chemostation.'
Die blonde Frau sah mich mit großen Augen an und sah griff nach dem Telefon.
Sie nuschelte irgendetwas in den Hörer, nur leider verstand ich kein Wort.
Warum ist sie so komisch?
Ich komme doch jeden Tag her.
Auf einmal hörte ich die ruhig klingende Stimme von Marc's behandelnden Arztes und drehte mich um.
Ich hörte sie nur noch dumpf, als wäre ich in Watte gepackt.
Er teilte mir sein Beileid mit.
Ich wusste nur zugut, was das bedeutete...
Marc, der einzige der von Amy's engster Familie übrig gewesen war, lebte nicht mehr...
Wie konnte das sein?
Die Chemo hat ihm doch...
Ich spürte, wie meine Knie weich wurden.
Im nächsten Moment fand ich mich auf dem weißen, sauberen Boden, kniend  wieder.
Amy würde als Waise wieder herkommen...
Aber das war noch nicht mal das schlimmste, denn ich musste es ihr sagen.
Ich war ihre einzige und letzte Familie, die sie immer haben wird.

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