Kapitel 6 - Das Versprechen

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(Sicht Ro)

Endlich öffnete sie die Tür. Als ich sie sah, war ich total verwirrt und geschockt. Sie hatte anscheinend geweint, denn ihre Augen waren leicht gerötet und sie atmete noch sehr zitternd ein und aus. Hatte ich sie so zum Weinen gebracht? Oh nein, ich will sie doch nich verlieren. Nicht jetzt, wenn wir uns gerade wieder getroffen haben.
Ich zog sie in eine längere Umarmung, aber sie erwiderte nicht. Als ich sie losließ, hatte sie keinen Ausdruck mehr in den Augen oder im Gesicht. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und ging an mir vorbei ins Wohnzimmer, wo sie sich vor die Couch auf den Boden setzte. Ich folgte ihr und setzte mich neben sie. Sie hatte ihren Kopf auf den Boden gerichtet und atmete inzwischen wieder normal. Ich wollte sie fragen, ob sie sich noch an etwas von früher erinnerte, wusste aber nicht, wie ich angefangen sollte.
'Amy?'
*Ja?*
'Erinnerst du dich noch, als wir uns vor 10 Jahren etwas versprochen haben?'
*Ein wenig, wieso?*
'Weil ich das immer noch so meine, ich hoffe du auch?'

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Vor 10 Jahren

Als wir in den Hof des Hortes gingen, sah ich bereits Amy bei den Toren des Fußballfeldes rumschießen. Obwohl wir in derselben Gruppe waren, ist sie immer die erste die draußen ist. Mit den andren Mädchen verstand sie sich nicht, sie fand sie total zickig, was alle Jungs auch fanden, ich natürlich auch. Wir spielten ihnen immer zusammen Streiche, wo Amy sie immer herlockte was total witzig war. Sie war schon seit dem Kindergarten mit mir und meinen Freunden in einer Gruppe und ihr war es, wie uns Jungs, total egal was die Erzieher und die anderen uns sagten. Wir machen schon immer unsere eigenes Ding. Sie hatte mich noch nicht bemerkt, weshalb ich zu ihr rannte und kurz stehn blieb.
'Hey, Amy! Schieß mal her!'
Als sie zu mir hoch sah, stoppte sie den Ball und fing an zu grinsen, was total niedlich aussah.
Sie kam auf mich zu und klopfte mir lachend auf die Schulter. *Ewig nicht mehr gesehn oder?* Ich fing ebenfalls an zu lachen und legte meine Hand auf ihre. 'Ja, 10 min sind echt eine Ewigkeit'
Wir boltzten eine Weile rum, bis wir wieder reingehen mussten. Es war schon 16 Uhr, Zeit für's fertig machen. Wir holten nur noch unsere Taschen und verabschiedeten uns. Wir gehen schon immer zusammen nach Hause, aber diesmal machten wir einen Umweg zu unserem Geheimversteck. Es lag auf dem Weg zum Bahnhof, auf einem Dach eines Spielplatzt-Hauses. Wir legten uns hin und sahen den Sonnenuntergang zu. 'Amy?'
Ich sah sie an, sie hatte ihre Augen geschlossen und genoss die Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht.
*Mmmh?*
Sie drehte sich zu mir und öffnete ihre Augen wieder.
'Versprechen wir uns, für immer beste Freunde zu bleiben, nie zu streiten und zusammenhalten, egal was passiert?' *Ja, gleichzeitig.*
'*Ich verspreche es dir, ab heute und für immer!*'
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*Natürlich meine ich es noch so! Ich halte meine Versprechen immer, das weißt du doch Ro!*
Ich sah sie traurig an und setzte mich nun vor sie, das sie mich ansehen konnte. Sie sah mich auch an und war irgendwie verwirrt, denn sie legte ihren Kopf schief und nahm meine Hand.
'Bist du noch sauer auf mich?'
Sie fing wieder an zu lächeln und sah auf unsere Hände, mit denen sie seltsame Bewegungen machte: Verschränken dann aneinander legen, wieder Verschränken. Dann ließ sie los und sah wieder zu mir hoch.
*Du weißt doch, dass ich nie lange auf dich sauer sein kann.*
Stimmt, das konnte sie noch nie. Aber ich hatte das Gefühl, das sie noch was anderes hatte.
'Amy? Im Ernst, ich merk das noch was andres is. Was is los?'
Sie wurde rot und stand auf. 'Amy? Jetzt warte doch mal.'
Ich hielt sie an den Schultern fest und drehte sie zu mir um. Sie weinte wieder? Warum nur? Ich fragte sie nicht sondern nahm sie, wie immer, in meine Arme und strich über ihren Kopf.
'Shhshh, beruhig dich erstmal. Du kannst es auch später sagen. Hmm?'
Ich merkte nur wie sie nickte und nahm ihren Koffer. 'Wollen wir jetzt mal zu mir fahren?'
Sie löste sich aus meinen Armen und wischte sich erstmal die Tränen aus dem Gesicht.
*Ja, gehn wir.*

30 Minuten später

Ich schloss die Tür meiner Wohnung auf und zog ihren Koffer hinter mir her. Als ich zu ihr hinter sah, nahm sie einfach meine Hand und ich ging weiter. In meinem Zimmer ließ sie meine Hand los und schloss die Tür. Ich legte ihren Koffer auf das Bett, was wir inzwischen für sie besorgt hatten und zog meine Schuhe aus. Sie tat es mir gleich, setzte sich zu ihrem Koffer aufs Bett und sah mich an.
*Ro?*
Ich setzte mich auf mein Bett, ließ sie jedoch nicht aus den Augen.
'Ja?'
Sie schaute auf ihre Hände und wurde unruhiger.
*Weißt du, ich hab...einfach Angst, dass wir uns nich treffen können nach den zwei Jahren. Ich mein danach gehn wir beide auf eine Uni und haben viel weniger Zeit..* Sie sah mich mit Tränen in den Augen an und ich setzte mich zu ihr. Ich legte ihr meinen Arm um die Schulter und zog sie leicht an mich. Sie setzte sich, mit Gesicht zu mir, auf meinen Schoß und drückte ihren Kopf an meine Brust. Sie atmete schon ruhiger und schniefte nur noch leicht. Sie ist einfach eingeschlafen, also schloss ich beruhigt meine Augen und vergrub meinen Kopf in ihrer Halskule. Danach schlief auch ich ein und merkte nur noch, dass sie ihr Arme um meinen Hals legte und ihren Kopf auf meiner Schulter ablegte.

2 Stunden später

Ein Licht ließ mich aufschrecken und ich öffnete meine Augen leicht. Amy schlief noch, also woher kommt dieses Licht? Ich sah nach oben und sah meine Mum mit Handy in der Hand. Sie fühlte sich ertappt und ging leise wieder raus.
•Ooopps...•
Sie schloss die Tür und ich streckte mich leicht. Amy wurde daraufhin wach und sah mich verschlafen an.
*War das grade deine Mum?*
'Jaa. Geht es dir wieder besser?' *Warum?*
Ich sah sie leicht verwirrt an.
'Na, weil du vorhin geweint hast.' *Vorhin? Warte, wie spät ist es?* Ich nahm mein Handy raus und schaute auf die Uhr.
'19:00 Uhr, wieso?'
Sie sah mich erschrocken an und stand ruckartig auf.
*Ich kann mich nicht mehr an Vorhin erinnern. Was haben wir gemacht?*
Ich stand ebenfalls auf und sah ihre Angst in den Augen.
'Wir, haben uns vertragen und du hast gesagt worüber du Angst hast...'
Dann öffnete sie ihren Koffer und nahm sich neue Sachen zum Anziehen raus. Häääh? Will sie irgendwohin? Hmm, ich warte mal ab. Tatsächlich ging sie kurz darauf zur Wohnungstür und wollte sie öffnen, als ich sie an den Schultern packte und wegzog. Ich drehte sie schnell zu mir um und sie sah mich verwirrt an.
*Ich will nach Hause.*
'Wieso denn? Du bist doch heute erst zu mir gekommen. Ich dachte, wir verbringen unsre letzte gemeinsame Zeit zusammen?'
*Ja, aber ich brauch noch was von da. Kommst du mit?*
'Klar. Wait.'

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