Kapitel 3 - Schlimme Erinnerungen

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Er drehte sich zu mir um und kam mit gesenktem Blick wieder zum Bett. Er weinte sehr und setzte sich wieder zu mir. Ich wischte ihm die Tränen aus dem Gesicht und er schluckte schwer. Ich legte mich auf den Rücken und sah ihn an. Als er zu mir hoch sah, sahen seine blauen Augen noch dunkler und schöner aus als sonst. Aber es war aus einem anderen Grund, warum er nicht weiterreden wollte. Nach ca. 10 min hatte er aufgehört zu weinen und nahm meine Hand in seine.

(Sicht Ro)

Ich drückte ihre Hand und erzählte weiter.
'Danach hat sie dir in den Bauch gekickt, sodass du nach hinten gefallen bist und dir deinen Kopf an der Kante der Bank gestoßen hast.'
Ich sah sie traurig an und legte mich kurz darauf neben sie. Wir sahen uns die ganze Zeit gegenseitig an, bis sie plötzlich anfing zu weinen. Genauso stark wie ich gerade. Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände, wischte ihre Tränen weg und sah ihr tief in die Augen. Vielleicht irgendwas mit ihrem Dad? Wohnte sie denn immernoch bei ihm?
'Wohnst du immer noch bei deinem Dad?'
Sie schaute mich nur noch trauriger an, nickte und schien über etwas nachzudenken. Sie wandte ihren Blick von mir ab und schaute auf ihre Hände, die sie auf ihren Bauch gelegt hatte. *Mein Dad möchte auch mit mir auswandern*
Ich setzte mich leicht auf und strich über ihren Kopf. Sie sah mich wieder an und ich beobachtete die Träne,  die ihre Wange hinunterrollte. Ich strich sie vorsichtig weg und nahm sie in meine Arme. Ich stellte ihr dieselbe Frage, die sie mir vor ein paar Tagen gestellt hatte:
'Und für wie lange?'
Sie schaute zu mir hoch und lächelte mich schief an und legte ihre Hand auf meine Brust. *Ein, zwei Jahre oder so. Wie bei dir eigentlich. Nur..*
Ich sah sie abwartend an, als sie plötzlich aufhörte zu reden.
'Nur was?'
*Nur, dass wir weiter weg sein werden. Sehr weiter weg als Irland.*
Ihr kamen immer mehr Tränen über die Wangen gerollt, aber sie versuchte nicht sie zu unterdrücken oder sonstiges. Sie ließ ihre Angst und Trauer einfach raus, was ich nicht so leicht machen konnte. Ich vermisste sie eh schon, wenn ich nur daran dachte, wielange wir uns nicht sehen würden, wie weit entfernt wir voneinander sind (ich mein, Südamerika is ja nicht um die Ecke oder so 😢) und vorallem, wieviel Zeit uns noch zusammen blieb. Ich weiß, es klingt als wäre es der Weltuntergang, aber ich konnte irgendwie nicht ohne sie. Ich fühlte mich ohne sie nicht glücklich. Sie gehört einfach zu meinem Leben und das wird auch niemand ändern.
'Ich werde dich total vermissen, weißt du das eigentlich?'
Ich sah sie traurig lächelnd an und drückte sie etwas fester an mich.
*Ich werde dich auch vermissen. Aber lass uns nicht so traurig sein ja? Wir haben noch ein halbes Jahr Zeit glaub ich oder?*
Ich rechnete grade, wann meine Mum fliegen wollte und kam auf 6 1/2 Monate.
'Ja sogar bisschen mehr. 6 1/2 sogar.'
Ich lächelte sie glücklich an und rutschte etwas runter, sodass ich mit meinem Kopf auf ihrer Brut lag. Ich hörte ihrem Herzschlag aufmerksam zu und merkte, das er sich verdoppelte, sobald ich mich bewegte. Ich wollte sie grade wieder anschauen, als ich ihre Hand in meinen Haaren spürte. Sie massierte mir wie so oft meine Kopfhaut und ich schloss genussvoll meine Augen. Sie merkte das ich eine schlaflose Nacht hatte, obwohl. Ich hatte ja vorhin schon mal geschlafen, aber es war nicht so gemütlich wie auf ihrem Bett zu liegen. Ich schlang meine Arme um ihren Bauch und legte mich halb auf sie. Ich atmete immer ruhiger ein und schlief das 1. Mal, ohne etwas zu träumen.

(Sicht Amy)

Als er eingeschlafen war und sich halb auf mich gelegt hatte, strich ich ihm über seine Wange, die einen leichten Bluterguss hatte und musste wieder an den Tag denken wo das alles passiert ist. Aber ich verdrängte es sofort wieder und nahm leise mein Handy vom Nachttisch. Hatte ich schon erwähnt, dass ich total gerne Fotos von ihm mache, wenn er schläft? Naja, ich liebe es einfach. Ich sah ihn an um sicher zu gehen, dass er noch schlief und machte tausende Fotos, darunter auch ein paar Selfies, wo ich ihm auf die Stirn oder seine Wuschel-Haare küsste. Ich schaute mir mein Werk an und dachte an vorhin zurück. Wie er mich angesehen hatte, als er eine Antwort schicken wollte. Ich beschloss ihm die Bilder von vorhin zu schicken, obwohl er direkt bei mir lag, aber das war mir egal. Ich wollte das er auch ein paar Bilder von uns beide hatte. Nach paar Sekunden vibrierte es an seinem und gleichzeitig meinem Bein. Er stöhnte genervt und zog sein Handy raus. Er öffnete verschlafen seine Augen und entsperrte das Display. Er sah mich verwirrt an, warum ich ihn was schrieb aber ich zuckte nur mit den Schultern und wartete auf seine Reaktion. Er öffnete unseren Chat und sah mich mit diesem "Really?" Blick an. Ich lachte und kämmte weiter durch seine Haare. Er fing an runter zu scrollen und irgendwas zu schreiben. Ich schloss meine Augen wieder und lehnte meinen Kopf zurück ins Kissen. Doch dann gab mein Handy das typische Zeichen, für eine neue Nachricht und ich nahm es zu mir hoch. Als ich meine Augen öffnete und sah das Ro mir ebenfalls eine Nachricht geschickt hatte, sah ich ihn verwirrt an und er grinste mich nur unschuldig an. Ich öffnete ebenfalls unseren Chat und fand unter meinem Bild ein weiteres, was er mir geschickt hatte. Darauf war ich zu sehen wie ich auf einer Seite lag, schlafend und seine Hand hielt. Darunter stand noch: "Was du kannst, kann ich schon lange 😂"
Ich blickte auf und als ich sah wie er sich einen Lachflash unterdrückte, schlug ich lachend auf ihn ein. Er verzog seine Gesicht kein bisschen, ich hatte eh keine Kraft also tat es ihm nicht weh.
Er setzte sich leicht auf, sodass wir auf Augenhöhe waren und er mich anschauen konnte.

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