Kapitel 7

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Wir lagen nebeneinander auf unseren Handtüchern. Ich zwischen Violetta und Rehava. Wir hatten noch viel Zeit bis wir in unseren Bungalows zurückkehren mussten. Mir war aufgefallen, dass die Lehrer hier (im Gegensatz zu meinen alten) viel gelassener mit uns umgingen. Klar, waren sie streng, aber hier waren wir vollkommen auf uns alleine gestellt. Wir mussten uns eigene Freizeitpläne überlegen, mussten selber für uns kochen und einkaufen und solange kein Alkohol und keine Zigaretten im Spiel und wir spätestens um zwölf Uhr in unseren Häusern waren, war uns alles erlaubt. Wenn meine Eltern wüssten, dass ich hier selbstständiger als je zuvor lebe, wär ich schneller zuhause, als ich gucken konnte.

Wir blieben noch zwei Stunden in der Sonne liegen und nachdem wir gemerkt hatten, dass jetzt auch unser letzter Fleck am Körper eindeutig verbrannt ist, beschlossen wir, mithilfe des Stadtplans, den nächsten Supermarkt aufzufinden. Dieser war nicht mal fünf Minuten von unserem „Wohnort" entfernt. Wir kauften ein. Wir kauften viel ein. In unserem Einkaufswagen häufte sich ein Berg von Süßigkeiten, Obst und Gemüse aller Sorten, Fleisch, ungefähr 30 Fertiggerichten und ja, sogar Alkohol und Zigaretten landeten dort, so unartig wir auch waren (naja, zu mindestens Violetta). Da wir zu viert einkauften, war das Ganze auch noch bezahlbar (es kostete mich zehn Euro!!!). Das Schlimmste war nur das Tragen unzähliger Tüten auf dem steinigen und steilen Weg zurück „nach Hause".

 „Also ich koche nicht", rief Violetta und winkte ab.

„Wir können alle nicht kochen", zischte Faruk.

„Außer....". Rehava deutete grinsend auf mich.

„Ich hab nie gesagt, dass ich es kann. Ich meinte nur, dass sich noch nie jemand beschwert hatte", verteidigte ich mich.

„Jaja, zu spät, Glücksfall", lächelte Violetta. „Ich liebe Jungs, die kochen können", fügte sie hinzu.

Mir war so verdammt warm, aber bei den Worten kriegte ich eine Gänsehaut. Theoretisch hatte sie mir eben gesagt, dass sie mich liebt. Naja, eigentlich weiß ich ja nicht, ob ich kochen kann. Aber es war wenigstens eine Motivation mich jetzt noch mehr anzustrengen.

Und das versuchte ich auch.  Ich schnitt sorgfältig die Tomaten und Zucchini in gleichgroße Scheiben. Selbst die Zwiebel schnitt ich ohne Rumgenörgel und Tränen. Natürlich genoss ich dabei den Anblick, das Violetta mich vom Sofa aus beeindruckt beobachtete. Ich köchelte dahin und nach einer dreiviertel Stunde hatte ich mein fünf-Sternchen-Essen serviert.

„Et voila, le Pasta á lá..ehm..Glücksfall", präsentierte ich stolz meine Spaghetti.

„Wow, Kompliment", nickte Rehava und klatschte in die Hände.

„Da hat sich aber jemand eine Belohnung verdient", flüsterte Violetta mysteriös.

„Ehm...Aha, Dylan, erzähl mir morgen wie es war. Wollte ehrlich gesagt schon immer mal wissen, wie der Sex mit Violetta ist.

„Bist du dumm? Das hab ich nicht gemeint", rief Violetta und warf die rote Serviette (die ich Candle-Light-Dinner-mäßig dekorativ auf den Tisch gelegt hatte) gegen seine Brust.

„Ich meinte einen Nachtisch", sagte sie beleidigt.

„Was gibt's denn? Dich, nackt, mit Sahne, oder was", lachte Rehava und fuchtelte mit den Händen durch die Luft, um die fliegenden Servietten abzuwehren (soviel zu gutes Benehmen am Tisch. Ich werde nie wieder den Tisch decken).

„Ich meinte den PUDDING, den wir nur einmal gekauft haben, weil nur noch einer da war, einen....PUDDING", wiederholte sie immer wieder.

„Ist ja gut, Prinzessin", gab Faruk auf. Ich freute mich auf den Pudding und stellte zufrieden fest, dass meine Kochkünste tatsächlich nicht die schlechtesten waren.

Nachdem wir alle feinsäuberlich aufgegessen hatten, gingen wir raus uns setzten uns nebeneinander auf den Steg. Mit den Füßen ins Wasser. Faruk blieb drinnen, seine Lieblingssendung kam. Das Wasser war kalt, aber immer noch wärmer als im Meer.

„Was machen wir morgen", brach ich das Schweigen.

„Hm, ich glaube, ich schaue mich mal in der Gegend nach süßen Boutiquen um", antwortete Violetta. Ich nickte.

„Dann wird das wohl ein Männerabend", klopfte Rehava mir auf die Schulter. „Weißt du was das heißt?"

Ich wusste es nicht. „Nein."

„Man, Dylan, das heißt Party", schrie er aufgeregt.

Ich zögerte. „Ich war noch nie ein Partymensch."

„Weißt du jemals auf einer Party", seufzte er, als wüsste er die Antwort bereits.

„Wenn du Geburtstagspartys von den eigenen Großelter mitzählst, dann Ja", sagte ich. Violetta lachte.

„Du bist süß", sagte sie.

Ich hatte ein Glück, dass die Sonne schon untergegangen war und somit keiner sehen konnte, wie rot ich war.

Rehava stöhnte auf. „Nein, das zähle ich ganz und gar nicht mit. So, die Pläne für morgen sind gemacht: Feiern bis der Arzt kommt."

„Tut man das nicht normalerweise abends", fragte ich ironisch.

„Ja?"

„Was sollen wir davor machen?"

„Oh...stimmt", sagte er.

„Wir können zum Strand", lächelte ich und hoffte auf ein „Ja."

„Okay", antwortete er.

Es war mittlerweile kurz nach Mitternacht und nachdem Herr Kolsten bei uns nachsah, ob wir auch alle da waren, konnte Violetta sicher anfangen ihre Schachtel leer zu rauchen. Der erste Abend unseres einwöchigen Abenteuers und ich fühlte mich großartig. Noch großartiger fühlte ich mich, als Rehava uns eine gute Nacht wünschte und Violetta und mich alleine ließ. 

ViolettaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt