Ich nippte an meiner ersten Bierflasche. Die anderen hatten bereits die dritte in der Hand.
Die Wellen tobten immer noch im Meer, vereinten sich mit dem Wind und klatschten dann volle Kanne gegen die Bucht. Es war erstaunlicherweise der erste kühle Abend. Oder es lag einfach daran, dass wir bis jetzt noch nie um 01:00 Uhr in der Nacht am Strand waren.
„Ich bin das Schiff und die Welt ist mir Anker und Wellengang zugleich", sagte Rehava.
Ich guckte ihn fragend an.
„Lotte Albrecht", er ging zur Kühlbox, um sich eine neue Flasche zu holen. „Ein Gedicht für die Schule."
Ich nickte wissend.
„Schönes Gedicht", murmelte Linda.
Ich wunderte mich, warum sich alle mit Lyrik auskannten, wobei ich nicht mal eine beliebige Zeile zitieren könnte.
Als unser Gespräch erneut mit den Wellen unterging, ließ Linda plötzlich ihre Flasche klirrend auf den Felsen fallen. Dann zog sie ihr weißes Strick-Top über ihren Kopf, befreite sich geübt aus ihrer Hotpants und stand grinsend in Unterwäsche vor uns.
Ich schluckte. Das war kein Massenmord oder Blutbad, sondern eine Vergewaltigung!
Ich wollte gerade Luft holen, um zu schreien, dass ich nicht so entjungfert werden wollte, aber Violetta kam mir zuvor.
„Was wird das?", fragte sie. Ihr Gesicht war ausdruckslos. Keine Spur von Angst oder Neugier. Sie klang sogar ein wenig zickig.
Linda lachte. „Ich gehe schwimmen." Selbstbewusst und Vernarrt in den Gedanken bei meterhohen und stürmischen Wellen mitten in der Nacht schwimmen zu gehen, schlenderte sie zum Meer.
„Das ist viel zu gefährlich", murmelte Ricardo leise, statt es ihr zuzurufen.
Völlig entgeistert starrte Rehava ihn an. „Dann geh dahin und sag es ihr?!?!"
„Oh, nein." Er lachte laut. „Die wird sich jetzt nicht so einfach aus dem Wasser rausholen lassen."
Violetta verdrehte die Augen. „Weiber eben."
Anwar musterte sie verwirrt, sagte aber nichts.
Linda schwamm inzwischen und tauchte immer wieder unter, als eine weitere Welle sie nach unten riss. „Verrückt", lachte Faruk gespielt und setzte sich zurück auf den Felsen.
„Ihr wollt die da jetzt einfach drin schwimmen lassen?", fragte ich fassungslos.
„Naja...fällt dir was anderes ein?" Ricardo legte den Kopf schief und starrte aufs Meer.
Ich schüttelte betreten den Kopf und stampfte ins Wasser. Ich atmete tief ein, bevor ich ganz eintauchte. „Oh mein Gott", schrie ich zitternd und rieb mir das Salzwasser aus den Augen, worauf sie nur noch mehr brannten.
Ich graulte zu Linda, die mich anscheinend noch gar nicht bemerkt hatte. „Linda?", rief ich und hielt schnell die Luft an, als ich die nächste Welle auf mich zukommen sah. Als ich keuchend auftauchte, war sie plötzlich vor mir und grinste breit.
„Ich wusste, dass jemand mitkommt." Sie nahm meine Hand und schwamm einige Meter weiter zu einer Felsenhöhle.
„Ehrlich gesagt bin ich eigentlich gekommen, um dich rauszuholen", schrie ich gegen den Lärm des Wassers an. Meine Worte schallten durch die Felsen. Wir setzten uns zitternd auf einen der feuchten, herausragenden Steinen, bis die nächste Welle kam und uns aggressiv gegen die Steine klatschte.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht rief ich ihr zu, dass wir jetzt unbedingt wieder an den Strand müssen.
„Komm schon, noch ein bisschen." Linda griff schon wieder nach meiner Hand und ließ sie auch nicht los, als die nächste Welle kam. Ich saß perplex auf dem Stein und überlegte, wie ich sie überreden konnte, wieder zurückzuschwimmen. Mein linker Arm verharkte sich gerade in einer schmalen Lücke zweier Felsen und verzweifelt versuchte ich, den Ellebogen frei zu kriegen.
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Violetta
RomansDylan ist 17 Jahre alt und da seine Eltern meinen, er würde auf seiner Schule in tiefe Depressionen versinken, wenn er nicht bald neue Freunde findet, beschließen sie, sein Leben vollkommen auf den Kopf zu stellen, indem sie umziehen, Dylan die Schu...