Kapitel 24

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Am nächsten Tag war ich wieder einmal der Erste, der wach wurde. Hatte also auch das Glück, Violetta beim Schlafen zuzusehen.

Unser Kühlschrank war noch traumhaft voll von unserem Einkauf und ich fing an, das Frühstück vorzubereiten. Ich machte einen Obstsalat und Rührei mit Speck.

Es dauerte nicht lange, bis Rehava vom Bacon wach wurde, dessen Geruch in der Luft lag.

„Das riecht ja wunderbar“, hauchte er und schmiss seine Decke, die die Nacht auf dem Boden verbrachte, wieder auf das Bett.

Die Decken waren bei den Temperaturen sowieso überflüssig, weswegen wir sie im Schlaf gerne Mal hin und wieder beseitigen.

„Nicht wahr", antwortete ich, nahm einen Löffel und verteilte das Rührei gerecht auf die vier Teller.

Es dauerte ebenfalls nicht lange, bis auch die anderen wach wurden und sich glücklich an den Esstisch setzten.

„Ach, was würden wir nur ohne dich machen“, gähnte Faruk und schüppte sich großzügig vom Obstsalat auf.

„Hungern, vermute ich“, antwortete Violetta.

„Bin so aufgeregt wegen dem Streich!“ Faruk hüpfte auf dem Stuhl auf und ab.

„Aber ich hol die Matratze nicht aus diesem Dreckswasser“, sagte ich.

„Ich auch nicht“, rief Violetta.

Rehava zuckte mit den Schultern. „Was soll’s. Dafür geht ihr die Insekten holen“, grinste er.

Ich war mir sicher, dass es Rehava nur so egal war, weil er wusste, dass es  für mich eine Möglichkeit war, mit Violetta alleine zu sein. Auch wenn es sich darum handelte, zusammen Insekten einkaufen zu gehen.

Ich lächelte ihn dankbar an, auch wenn ich nicht im Geringsten wusste, warum ich mit ihr alleine sein wollte. Ich musste sie ja schließlich nicht mehr fragen, ob sie mit mir Essen gehen wollte.

Wir hatten noch zwei ganze Tage hier und vielleicht war es das Letzte mal, wo ich mit Violetta alleine sein werde. Die vier Tage, die wir jetzt schon hier waren, fühlten sich um einiges länger an.

Ich ging ins Badezimmer, um zu duschen. Jeder Schritt und jede Bewegung schmerzte. Ich hatte noch nie so einen schlimmen Sonnenbrand, obwohl ich mich nicht einmal erinnern konnte, überhaupt jemals einen gehabt zu haben.

Als ich fertig war, sah ich, dass Faruk und Rehava sich schon an der Matratze im See versuchten.

Violetta saß am Bettrand und wartete gelangweilt, bis ich soweit war, loszugehen.

„Endlich“, stöhnte sie. „Du bist echt ein Langduscher.“

„Eigentlich ja nicht. Aber wenn man rot wie eine Tomate ist, dauert es halt schon Mal etwas länger, sich auszuziehen“, entgegnete ich lachend.

Wir gingen nach draußen und sofort stach uns die Hitze ins Gesicht. Dagegen war es in unserem Bungalow kühl.

„Es ist doch gerade Mal halb 12“, nörgelte sie und wedelte sich vergeblich mit der Hand Luft zu.

Ich sah Rehava am Waldrand, der versuchte, die Matratze rauszuziehen. Faruk schwamm sogar im See und drückte sie von unten aus dem Wasser.

„Wow, die geben sich ja richtig Mühe“, sagte ich amüsiert.

Violetta lachte. „Da haben wir aber die schönere Arbeit ausgewählt.“

Auch wenn unsere um einiges länger dauerte. Es war ziemlich schwierig ein Tiergeschäft in einer völlig fremden Stadt aufzutreiben.

Nach zwanzig Minuten Leute befragen, zeigte uns dann endlich ein junger Mann den richtigen Weg.

Dort gab es echt eine erstaunliche, vielfältige Auswahl an ekelhaften, noch lebenden Insekten. Wir entschieden uns für eine Schachtel Mehlwürmer und eine voll Heuschrecken.

„Die sollen ja eine Delikatesse sein“, scherzte Violetta.

Mir liefen einige Schauer über den Rücken, wenn ich so darüber nachdachte, die selber in meinem Bett aufzufinden. Ehrlich gesagt, hatte ich schon ein kleines Bisschen ein schlechtes Gewissen, wenn man bedenkt, dass die Mädchen aus dem Nachbarbungalow uns nichts getan hatten und es nur eine Fluchtantwort vor Faruks Neugier war.

„Ehm, sollen wir noch ein Eis essen“, fragte Violetta mich, als wir mit einer weißen Plastiktüte voller Insekten das Geschäft verließen.

„Ja, klar, warum nicht“, antwortete ich.

Das wäre echt ein perfekter Moment, um sie nach einem Date zu fragen. Ich überlegte, ob ich Mal so egoistisch sein sollte und den Restaurantbesuch echt mir und ihr, anstatt Faruk und ihr schenken sollte.

Ich schlürfte an meinem Haselnuss-Milkshake und beobachtete ein Pärchen, das sich engumschlungen küsste und darauf anfing laut zu lachen. Sie sahen glücklich aus und obwohl ich sie echt anstarrte, schien es so, als würden sie alles um sich rum vergessen und ausblenden.

„Alles Ok? Und sag jetzt bitte wieder nicht als Ausrede, dass du in Gedanken warst“, lächelte Violetta.

Ich zuckte zusammen. „Sorry, war in Gedanken“, scherzte ich.

Sie lachte. „Worüber hast du denn nachgedacht“, fragte sie grinsend und spielte an ihrem Strohhalm rum.

„Willst du mit mir Essen gehen“, fragte ich und hielt mir kurz darauf erschrocken die Hand vor den Mund. 

ViolettaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt