Violetta

Kapitel 21

Der Strand war überfüllter denn je. Was auch kein Wunder war, denn heute wurde mit Abstand die Höchsttemperatur unseres bisherigen Urlaubs erreicht. Es war   u n e r t r ä g l i c h.

Jeder Schritt fühlte sich so an, als hätte man 10 Kilo auf den Schultern liegen. Die Kleidung, die bei der Hitze echt überflüssig war, klebte am ganzen Körper und man musste so ziemlich alle zwei Minuten eine Wasserflasche trinken, um keine Kreislaufprobleme zu kriegen.

„Ätzend“, murmelte Rehava und schlurfte den sandigen Holzsteg zum Strand entlang.

„Wo sollen wir denn hier bitteschön einen Platz finden“, nörgelte Faruk.

Nach fünf Minuten am Wasser lang latschen fanden wir tatsächlich ein Stück Sand zwischen all den Menschen. Zu unserem Glück packte die Familie neben uns gerade ihre Sachen zusammen, sodass wir uns noch mehr ausbreiten konnten.

„Ab ins Wasser“, keuchte Violetta, riss sich buchstäblich die Klamotten vom Leib und rannte ins Wasser, damit sie sich nicht die Füße am Sand verbrannte. Ich lief hinterher, was ich allerdings nicht ganz schaffte, ohne in die Schatten einiger Sonnenschirme fremder Menschen zu springen. Dennoch konnte ich stolz behaupten, dass ich ohne zu zögern in die Wellen getaucht bin.

„Oh, verdammt“, sagte ich schließlich, als nun auch die anderen neben uns rumschwammen. „Hab mich vergessen einzucremen."  

„Oh.. und das Wasser zieht doch Sonne an, oder“, fragte Violetta.

„Ne, man wird im Wasser nur brauner“, sagte Faruk mit tatsächlicher Ernsthaftigkeit.

„Wie auch immer, ich geh mich kurz eincremen.“ Ich schwamm zum Ufer, bis ich wieder stehen konnte und ging zu unseren Handtüchern. Während ich mich einsprühte, sah ich wie Faruks Handy in seiner Tasche aufleuchtete. Eine WhatsApp-Nachricht von einer Melanie erschien auf dem Display. So unverschämt wie ich bin, las ich sie, ohne das Handy auch nur einen Zentimeter zu bewegen.

Melanie <3 :

Ist das dein Ernst?! Du willst doch nicht ernsthaft Schluss machen, während du im URLAUB bist? Dazu auch noch per SMS und jetzt nennst du mir noch nicht einmal den Grund? Lass mich raten, du hast dir am Strand paar Bikinischlampen klar gemacht und da du dich schämst mir die Wahrheit zu sagen und mir dabei ins Gesicht zu gucken, machst du grundlos bei WhatsApp mit mir Schluss. Wow. Herzlichen Glückwunsch.

Ich blickte schnell weg, als sei ich bei einem Verbrechen erwischt worden. Ich verteilte die Sonnenmilch und ging so unschuldig wie möglich zurück ins Wasser.

Ich beobachtete Faruk. Warum hatte er mit seiner Freundin Schluss gemacht? Ich konnte nur noch hoffen, dass es nicht meine Schuld war, ihm das irgendwie eingeredet zu haben.

Oh Gott, nein, das fände ich schrecklich. Ich wollte ihn so gerne darauf ansprechen, aber ich hielt es für unangemessen zu sagen: „Hey, Faruk. Hab gerade ein paar Nachrichten von dir gelesen. Also dass du Schluss gemacht hast war nicht meine Schuld, oder?“

Neee, das muss irgendwas cooles, lockeres sein. Sowas wie: „Ey? Bist du eigentlich noch mit deiner Freundin zusammen?“

Ne, das ist auch nicht das Richtige.

Am Besten ich frage Rehava, ob bei Faruk und seiner Freundin alles okay wäre. Dann wundert er sich, da er bestimmt selber lange nichts mehr von ihnen gehört hatte und fragt aus eigener Neugier nach. Ja! Das ist es.

„Alles ok“, lachte Violetta und spritzte mich leicht nass.

„Ehm, Ja, klar.“

„Wir haben gerade darüber diskutiert, wo wir essen gehen. Du weißt, wir sind nicht mehr lange hier, also wollte ich die letzten Tage richtig gut essen gehen.“