Ich hörte Geschirrklirren und lautes Reden aus der Küche, als ich auf blinzelte. Mein Kopf brummte und ich hatte einen widerlichen Geschmack im Mund, wobei ich glücklich war, jetzt gerade keinen ‚Fast-Moment‘ mit Violetta zu haben.
Diese streckte ihren Kopf durch die Tür und lachte laut. „Wer ist denn da endlich aufgewacht“, flötete sie gut gelaunt.
„Ich hab Kopfschmerzen“, nuschelte ich in mein Kissen. Die Decke war in der Nacht runtergefallen und nun lag ich halbnackt auf meinem Bett.
„Das ist sehr verständlich“, grinste sie. „Achja, wir haben dich gestern ausgezogen und vom Badezimmer ins Bett getragen. Hört sich vielleicht leicht an, war es aber nicht.“
„Danke“, antwortete ich nur und erinnerte mich langsam an alle Nummern meiner Blamagen, die ich nun bereute.
Inzwischen standen auch Rehava und Faruk in meinem Zimmer und verkniffen sich bemerkbar das Lachen. Anscheinend sah ich schrecklich aus.
„Ey, sorry, man“, wandte ich mich an Faruk.
„Warum denn“, fragte er verwirrt.
„Ja, das ich dich gestern so angemacht hab.“
„Also angemacht hast du nur Violetta“, kicherte Rehava und ich erinnerte mich an meine große Nummer 5.
„Oh Gott…“, stöhnte ich und hielt mir das Kissen vor meinem Gesicht.
„Schon gut, mir ist auch schon so was Ähnliches passiert“, lächelte sie.
„Also gestern warst du eindeutig nicht mehr der gute, alte ‚Glücksfall‘. Eher das ‚Absturzkind‘ oder der ‚Jammerfall‘.“ Faruk lachte. „Und…Kein Problem, schon vergessen, du warst zwar scheiße, aber ich verzeih so was schnell“, fügte er zu meiner Entschuldigung hinzu (wobei ich am liebsten hinzugefügt hätte, dass er wohl derjenige war, der sich scheiße benommen hatte). Ich nickte, stand langsam auf und schlurfte ins Bad, um die äußerlichen Erinnerungen von gestern wegzuwaschen.
Pünktlich um halb eins erschienen wir am ausgemachten Treffpunkt der Lehrer. Ich konnte es ja kaum erwarten mit einem Kater den Tag mit ihnen zu verbringen. Ein paar Schüler waren aufgeregt und diskutierten die ganze Busfahrt lang, was das wohl für eine Überraschung ist. Aber da von Lehrern meistens keine guten Ideen kamen, hielt sich meine Vorfreude in Grenzen. Nach einer guten halben Stunde hielt der Bus dann endlich auf einem großen Parkplatz an. Wir stiegen aus und die Hitze schlug uns förmlich ins Gesicht. Es war unerträglich und ein paar Mädchen (die ich als Flittchen eingeordnet hatte) zogen ihre Oberteile aus, um im Bikini die Stadt zu erkunden. Denn – Richtig – die Überraschung war eine neue Stadt.
So vom Parkplatz aus gesehen sah es echt schön aus. Große Palmen streckten sich in den wolkenlosen, blauen Himmel und Möwen flogen kreischend über unseren Köpfen. Der Parkplatz lag vor einem langen Strand. Das Meer rauschte und die Wellen waren erstaunlich groß, dafür dass überhaupt nicht windig war. Auf der anderen Seite war ein großer Platz mit Brunnen, Cafés und Restaurants. Im Großen und Ganzen war es ein Ort, in dem ich am liebsten leben würde und ich versprach mir, die Ideen der Lehrer in Zukunft nicht so oberflächlich zu betrachten.
Wir kriegten wieder Stadtpläne und Prospekte mit Sehenswürdigkeiten, wobei sowieso jeder entweder zum Strand oder durch die Stadt gehen wird. Ich glaube kaum, dass sich irgendjemand meiner Jahrgangstufe für Museen und Kirchen interessierte.
Wir mussten in Gruppen die Stadt erkunden und nachdem wir Herr Kolsten Bescheid gesagt hatten, dass unsere schon losgehen wollte, steuerten wir auf die Eisdiele zu. Die Schlange war lang und der Mann hinter der Theke schaufelte nervös eine Kugel nach der anderen in ein Hörnchen. Es war aber so unglaublich heiß, dass wir keine Kraft hatten eine abgelegene Eisdiele zu suchen. Nach einer gefühlte einstündige Wartezeit setzten wir uns erschöpft vor den Brunnen und diskutieren, wohin es als nächstes gehen soll.
„Lass aber erst morgen oder heute Abend wieder zum Strand“, sagte ich. „Ich hab keine Badesachen dabei.“
Herr Kolsten hatte uns zwar gesagt, dass es da, wo wir hinfahren, auch ein Strand geben würde, aber ich hatte nicht besonders Lust mit meinem Sonnenbrand am Rücken und am Bauch in der Sonne zu liegen.
„Gut, da will ich auch nicht hin“, stimmte Rehava zu.
„Na gut. Dann lass shoppen“, sagte Violetta.
„Nein“, riefen wir alle gleichzeitig.
Sie lachte. „Ein Versuch war es wert.“
„Ich bin ja dafür, dass wir uns alle da drüben ein Andenken an diese wunderschöne Zeit holen und dann was essen gehen“, lachte Faruk und zeigte auf einen kleinen Souvenirshop neben der Eisdiele. Wir stimmten zu und betraten den engen Gang.
Die Regale waren vollgestopft mit Luftmatratzen, Wasserbälle und Sandburgwerkzeugen. An der Kasse häuften sich Berge von Magneten, Postkarten und Schmuck. Halt der typische Souvenirshop-Kram. Wir kauften alle eine Tasse, wo die Stadtkarte drauf abgebildet war und einen Schlüsselanhänger mit einer Möwe und der Aufschrift ‚Love your Life. Enjoy the Beach.‘ Ziemlich unnötig und verdammt teuer, aber wir mussten einfach eine Erinnerung haben.
Mit dem zweiten Vorschlag von Faruk, etwas essen zu gehen, stellte ich mich sehr zufrieden, denn das Frühstück hatte ich heute Morgen ausgelassen und es fühlte sich so an, als sei mein Magen nur noch von dem Restalkohol von gestern gefüllt. Wir entschieden uns nach endlosen Gassen- und Promenadenspaziergängen für ein Strandrestaurant. Wir bestellten uns eine Portion Sardinen mit Pommes und Salat. Dazu eiskalte, hausgemachte Limonade, das Rauschen des Meeres, die salzige Luft und mein Leben schien perfekt.
„Oh Gott, das schmeckt so gut“, raunte Rehava. „Ich bin kein Fisch-Mensch. Ganz und gar nicht. Ich steh auf Fleisch. Aber diese Sardinen haben mein Herz erobert.“ Er spritzte die halbierten Zitronen über die kleinen Fische und leckte sich genüsslich über die Lippen.
„Ich verstehe, wovon du redest, Bruder, ich verstehe es“, murmelte Faruk versonnen.
„Verrückt“, lachte Violetta und schüttelte mit dem Kopf. „Wie Essen euer Leben verändern kann.“
„Ehrlich gesagt, war ich auch schon vor den Sardinen ein glücklicher Mensch“, erwiderte ich.
Es war der dritte Tag unseres einwöchigen Urlaubes und bis jetzt war ich vollkommen zufrieden. Ich würde diese Ruhe vor meinen Eltern vermissen. Auch wenn es ziemlich mies klang, wenn man bemerkt, dass sie einfach nur überbesorgt waren. Aber da mir Faruks Idee mit der eigenen Wohnung gefiel, beschloss ich, nach schönen Appartements zu gucken, sobald ich wieder zuhause war.
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Violetta
RomanceDylan ist 17 Jahre alt und da seine Eltern meinen, er würde auf seiner Schule in tiefe Depressionen versinken, wenn er nicht bald neue Freunde findet, beschließen sie, sein Leben vollkommen auf den Kopf zu stellen, indem sie umziehen, Dylan die Schu...