Teil 19 - Unerwartete Hilfe

348 21 3
                                    


Lian:

Vorsichtig setzte ich mich in meinem Bett auf.

Endlich war es Mitternacht.

Schnell schnappte ich mir meine Klamotten und huschte durchs Zimmer ins Bad.

Als ich ungefähr fünf Minuten später angezogen war, griff ich nach meiner Taschenlampe, die auf meinem Nachttisch lag und wollte das Zimmer mitsamt Schlüssel verlassen. Doch ein Geräusch ließ mich innehalten.

Es schien von Balkon zu kommen.

Leise schlich ich mich an die Tür und stieß sie auf. Seltsamerweise war sie nicht verschlossen.

Eine dünne Gestalt stand am Rand und lehnte sich gefährlich weit über das instabil wirkende Geländer.

"Cally?" Meine Stimme klang belegt, als ich anfing zu sprechen. "Was machst du hier?"

Hektisch wirbelte sie herum.

Beschwichtigend hob ich die Hände.
"Keine Panik, bin nur ich."

Als sie mich erkannte, drehte sie sich ohne ein Wort wieder um und schaute ins Nichts. Unschlüssig trat ich im Türrahmen auf der Stelle.

Dann fasste ich einen Entschluss.

Obwohl mein Vater und Robin meistens redeten, wenn ich nicht dabei war, hatte ich im letzten Jahr zwischendurch ein paar Wortfetzen aufgeschnappt.

Trotz aller Fragen, die ich hatte, was Cally betraf, wusste ich eins.

Würde ich sie hier stehen lassen, wäre das möglicherweise ihr Todesurteil.

Ich hörte die Stimme meines Vaters in meinem Kopf. "Das wäre grob fahrlässig." Ich lief ein paar Schritte auf sie zu und griff ihren Arm.

"Komm, wir machen was Lustiges", wisperte ich. Ich ignorierte ihren wütenden Blick und zog sie vom Balkon in Richtung Zimmertür.

Cally:

Bevor ich fragen konnte, was Lian vorhatte, schubste sie mich aus dem Zimmer auf den Flur. Grimmig blickte ich sie an.

"Was zur Hölle wird das?", zischte ich, doch sie grinste nur und griff nach meiner Hand.

"Eine das-Leben-ist-nicht-so-scheiße-dass-man-sich-umbringen-muss Aktion"

Ich hielt kurz inne und schaute sie mit zusammengepressten Lippen an. "Ich brauche keinen Therapeuten, vielen Dank."

Marcs Tochter wirkte kurz gekränkt, dann lächelte sie. "Wer redet denn von einer Therapie? Komm jetzt!"

Ein Blick zurück zu unserer Zimmertür ließ mich zögern. Hoffentlich macht sich Hannah keine Sorgen, wenn sie aufwacht und unsere Betten leer sind.

Anscheinend hatte ich zu lange über meine Zimmergenossin nachgedacht, denn als ich meinen Blick von der Zimmertür abwandte, war Lian bereits im Treppenhaus verschwunden.

"Hey, warte!", rief ich ihr leise hinterher und rannte die Treppen herunter, ihr hinterher nach draußen.

Auf Streife - Chaostheory "Ferien am Strand"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt