Teil 16 - Vertrauliche Gespräche

385 24 6
                                    


Cally:

"Rebecca?" Mit meinem Handy in der Hand lief ich am Rand der Lobby hin und her.

Obwohl ich das Smartphone an mein Ohr drückte, hörte ich die Stimme meiner Tante nur leise.

Wir hatten gerade zu Mittag gegessen und ruhten uns nun etwas aus. Am Nachmittag war hier eindeutig mehr los als am Morgen.

Kleine Kinder riefen laut durch das Gebäude und brüllten herum. Erwachsene unterhielten sich lautstark, Jugendliche lachten ununterbrochen.

Ungünstig, dass die Lobby der einzige Raum mit Internetverbindung war.

Angestrengt versuchte ich mich auf das Telefongespräch zu konzentrieren.

"Cally, wie geht es dir?", fragte Rebecca. Ihr Stimme klang teils neugierig teils besorgt.

"Mir geht's gut. Ich muss dir unbedingt erzählen, was wir alles gemacht haben. Aber das mach ich dann Zuhause", meinte ich aufgeregt. Ich hörte Rebecca lachen. "Na hoffentlich kommst du wieder nach Hause, wenn es dort so schön ist", sagte sie mit einem amüsierten Unterton.

Ich grinste. "Keine Sorge, ich komme wieder zurück. Hier gibt es kein gutes Internet", feixte ich. Am anderen Ende der Leitung hörte ich meine Tante leise lachen.

Robin, der auf einer Couch links von mir saß, beobachtet mich von der Seite. Ich erinnerte mich daran, dass er ebenfalls noch mit Rebecca sprechen wollte, also verabschiedete ich mich von meiner Tante und übergab mein Handy an Robin.

Dann verließ ich die Lobby und lief in Richtung Strand.

Lian:

Schnellen Schrittes lief ich in Richtung unseres Zimmers. Es war bereits 15 Uhr und ich hatte noch nicht mit meiner besten Freundin geschrieben.

Wie konnte ich das vergessen?

In Gedanken ging ich den Morgen durch.

Ich hatte kurz nach der Uhrzeit geschaut und dann hatte ich das Smartphone auf mein Bett geworfen. Dort musste es liegen.

Mit dem Schlüssel in der Hand eilte ich um die Ecke. Im nächsten Moment blieb ich abrupt stehen.

Paul und Marc standen gegenüber voneinander vor ihrem Zimmer. Die Hand von Pauls Kollegen lag auf seiner Schulter, er schien ihn beruhigen zu wollen. Wenige Sekunden später realisierte ich ein leises unterdrücktes Schluchzen.

Vorsichtig ging ich ein paar Schritte zurück. Ich würde später noch einmal wiederkommen.

In dem Moment, als ich leise den Rückzug antreten wollte, hörte ich eine Stimme.

"Lian, du kannst ruhig kommen. Alles ist gut." Mein Vater hatte mich entdeckt und lächelte mir zu. Obwohl er unbekümmert tat, merkte ich, dass er verhalten reagierte. Ich zögerte.

Sollte ich nachfragen, was los war?

Offenbar ging es Paul nicht besonders gut. Anderseits, er war erwachsen und hatte meinen Vater an seiner Seite. Ich war nur ein ahnungsloser Teenager.

Während ich unschlüssig im Gang stand, wischte Paul sich eine Träne von der Wange. Kurzzeitig hatte ich das Gefühl, dass es ihm unangenehm war, dass ich ihn so sah.

Dann lächelte er mich an. "Mach dir keine Sorgen, mir geht es gut", meinte er. Ich nickte, wenig überzeugt. Seine Lüge war offensichtlich, doch ich erwiderte nichts darauf.

Auf Streife - Chaostheory "Ferien am Strand"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt