Teil 21 - Rebellion

343 20 7
                                    


Lian:

Gerade als ich kehrtmachen wollte, hörte ich eine Stimme hinter mir.

"Die Felsen sind links direkt am Meer."

Erschrocken fuhr ich herum und leuchtete mit meiner Taschenlampe hinter mich.

Hatte ich etwa laut gedacht?

Als ich Cally sah, die sich abwehrend die Hände vors Gesicht hielt, lenkte ich den Taschenlampenstrahl wieder auf den Boden.

"Sorry", entschuldigte ich mich und schaute sie erleichtert an. "Danke. Kommst du mit?" Cally nickte.

"Denkst du, ich lass dich hier alleine?", erwiderte sie. "Mit deiner Ortskenntnis findest du doch nie wieder zurück." Grinsend blickte sie mich an.

Ertappt schaute ich auf den Boden. "Ich habe gehofft, dass du das sagst."

Cally:

Während wir den Strand entlang liefen beobachtete ich Lian unauffällig von der Seite.

Ihre langen Haare hatte sie zu einem hohen Zopf zusammengebunden, ihr Blick wirkte hellwach.

Obwohl ich anfangs gegen diese Aktion war, spürte ich nun auch ein aufregendes Kribbeln im Bauch.

"Wer sind diese Jungs, mit denen du dich treffen willst?" Ich schaute sie fragend an.

"Ach, wir haben uns hier kennengelernt. Sie kommen auch aus Deutschland, genauer gesagt aus Berlin", erzählte Lian bereitwillig.

Ich nickte langsam. "Und was wollte ihr machen?", hakte ich nach. Lian zuckte mit den Schultern.

"Quatschen, Musik hören, saufen. Was man in dem Alter halt so macht."

Ich starrte sie an.

Hatte sie das jetzt gerade ernst gemeint?

Ich erinnerte mich an den Morgen im Hotelzimmer. Es war nicht ihre Art, solche Witze zu reißen. Anscheinend meinte sie es toternst.

Einen Moment rief ich mir in Erinnerung, dass Lian die Tochter von Marc war.

Es schien absolut unglaublich, wenn man betrachtete, wie leichtsinnig sie sich in Gefahr begab.

Wenn der eigene Vater Polizist war, sollte man eigentlich wissen, dass es eine schwachsinnige Idee war, sich mitten in der Nacht mit fremden Jungs zum Betrinken zu verabreden.

Aber vielleicht war ihr Verhalten eine Rebellion gegen ihren Vater, ein Beweis dafür, dass sie auf sich selber aufpassen konnte.

Ich würde mitgehen, aber sobald etwas passierte, konnte Lian mich nicht davon abhalten, Marc zu holen.

Das versprach ich mir.

Auf Streife - Chaostheory "Ferien am Strand"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt