Kapitel 12

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Der Abend war ausgelassen und entspannt. Damon integrierte sich gut in unseren Mädelsabend, was ich zwar zu erst nicht so toll fand, doch als ich ihm dann die Fingernägel lackieren durfte, konnte ich drüber hinweg sehen. 

"Wunderbar!" grinste ich zufrieden und betrachtete mein Werk. Matter schwarzer Nagellack, den ich irgendwo noch in den Tiefen meiner Schminkbox fand, zierte nun alle seine 10 Fingernägel. Er musterte sie mit einem kleinen Grinsen und Julia lobte mich für meine saubere Arbeit. "Jetzt bin ich dran!" entschied Damon und funkelte mich spielerisch an. Meine Augenbrauen schnellen überrascht in die Höhe. "Hier!" ich tippte mir gegen die Stirn, doch konnte mir wegen seinem Mut ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. Was glaubt er denn, wo wir hier sind? "Ach komm Lou! Du wolltest doch eh deine Fußnägel lackieren, und während Damon da unten arbeitet, kannst, du mir helfen bei Daniel. In letzter Zeit verhält er sich etwas abweisend mir gegenüber." Julia lächelte zwar zu beginn, doch wirkte gegen Ende hin etwas verletzt. Instinktiv sah ich kurz zu Damon, der seiner Schuld anscheinend nicht bewusst ist. "Einverstanden." stimmte ich dann jedoch zu und schob dem Schwarzhaarigen meine Schminkbox zu, in der sich größtenteils nur Nagellack befand. Hin und wieder schminkte ich auch meine Pickel weg, wenn ich welche bekam, aber eigentlich brauchte ich nur den Nagellack. 

Ich drehte mich auf meiner Couch und legte meinen Fuß auf seinen Schoß ab. Er sah mich kurz an und dann meine Füße, ehe er sich der Box zuwendete. Da ich nun halb auf der Couch lag, konnte Julia sich neben mich quetschen und wir warfen einen gemeinsamen Blick auf den Chatverlauf von Daniel. 

"Hattet ihr etwa schon..?" fragte ich sie und sah aus dem Augenwinkel zu ihr rüber. Ertappt biss sie sich auf die Unterlippe und wich meinen intensiven fragenden Blicken aus. Sie ließ es unbeantwortet, aber das brauchte sie auch nicht. Ich seufze stumm und lehnte meinen Kopf an ihre Schulter. "Das macht er mit allen so. Er schläft mit ihnen und serviert sie dann ab, um sich die nächste zu holen." murmelte ich tröstend und sah sie an. Sie schien gar nicht erfreut und ihre Stirn kräuselte sich. Ich wusste was jetzt kommt. Verheulte Wimperntusche und eine menge Taschentücher. "Du hast gewusst, dass es so kommt oder?" sie rang hörbar mit sich und ihre glasigen Augen sahen mich an. Sacht nickte ich und schob einen Arm unter ihre Schultern. 

Während Julia also schwer damit kämpfte nicht in Tränen auszubrechen, spürte ich wie Damon mein Fuß vorsichtig in seine Hand nahm und anfing den Lack auf meinen großen Zeh aufzutragen. Ich schielte zu ihm rüber und warf einen Blick auf die Farbe. 

Weiß... wie anfangs vorgeschlagen.. Naja, nicht meine Lieblingsfarbe aber wenn er meint. 

"Also Julia, was du jetzt machst ist: Du löschst seine Nummer und beachtest ihn nicht mehr! Und das wichtigste! Du gibst ihm nicht die Genugtuung dich schwach zu sehen, lächelst ihn an wenn er dich ansieht und wirkst einfach ganz normal. Das wird ihn so sehr verwirren, dass er sich die Haare raufen wird." lächelte ich und widmete mich wieder ganz Julchen. "Vielleicht haben wir ja Glück und er läuft vor einen Bus." setzte ich grinsend nach und entlockte ihr ein kurzes Lachen. "Okay, ich versuche es... aber.. noch nicht jetzt. Ich möchte nochmal mit ihm in Ruhe reden." erklärte sie mir etwas entschuldigend. Ich nickte langsam. Natürlich, sie liebte Daniel, schon lange und sie waren nicht einmal eine Woche zusammen. Und sie muss ihn schon sehr lieben, wenn sie nach so kurzer Zeit mit ihm schläft.. 

Hach, vielleicht sollte ich Liam drauf ansetzten, damit er sich um sie kümmert. Ich schreibe ihm mal morgen früh. 

"Fertig" meldete sich Damon dann und strich einmal über meine Beine hinauf. Ich zuckte leicht zusammen und zog meine Füße zu mir um sie zu betrachten. "Sieht super aus an dir." lächelte Julia über meine Tipex-Fußnägel. "Wenigstens ist es ordentlich." murmelte ich, da ich ihm nicht so viel loben wollte. Er grinste zufrieden und stellte die Box weg. Mittlerweile war es schon kurz vor zwölf. "Wir sollten schlafen gehen. Julia kommt mit mir und Damon, du kannst hier pennen." wies ich die anderen an und erhob mich elegant von der Couch. "Decken findet du im Schrank neben dem Fernseher." erklärte ich ihm noch knapp und tapste bereits Richtung Zimmer. Ich räume morgen in Ruhe auf.  "Nacht ihr beiden" lächelte Damon uns hinterher.  "Nacht" kam es nur knapp von mir und "Nachti" trällernd von Julia, die sich etwas eingekriegt hatte. Hoffentlich ist jetzt auch gut, ich habe nämlich schon zu viel Schlaf verloren. Wenn ich Glück habe, hält sich Megan erstmal zurück, solange ihr Partner bei mir ist. 

Rot ist die Farbe des SchicksalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt