Kapitel 28

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Damon

Was habe ich getan? Ich dachte ich würde nach seinem Willen handeln. Umso bitterer ist die letzte Nachricht, die er mir schrieb. Bitterer als eine Grapefruit,die bereits seit zwei Wochen in einem Schrank liegt.

Meine Hand schloss sich fester um mein Smartphone, mit dem ich versuchte Louis zu erreichen. Es drohte in meiner Hand zu zerspringen als ich mir nochmal seinen Gesichtsausdruck ins Gedächtnis rief. Seine hellen blauen Augen glänzten durch die aufkeimenden Tränen, er zitterte am ganzen Leib, als wäre er unter Strom gesetzt worden. 

Alles an ihm sprach dafür, es nicht zu tun, und trotzdem schloss ich die Schneide. Hätte ich eine Sekunde drüber nachgedacht, hätte ich mich noch aufhalten können, und verhindert dass mich meine jetzigen Schuldgefühle zerfressen, wie kleine Würmer. Sie fressen sich durch mein Herz und meinen Magen, die sich immer wieder schmerzhaft zusammen ziehen, wenn ich an Louis dachte. Jede einzelne Erinnerung brannte in meinem Inneren und ließ mich rasend werden, rasend vor Wut auf meine eigene Dummheit. 

Wir hätten reden müssen. Wir hätten uns nicht verheimlichen sollen, dass wir uns ändern. Die Unsicherheit die uns dadurch ergriff, übertrug sich direkt auf unsere eh schon unsichere Beziehung und zerbrach - oder eher zerschnitt - sie. 

"Damon?" vernahm ich die weibliche Stimme von Megan im Flur. Ich gab keine Antwort und blieb weiterhin regungslos auf meinem Bett liegen. Meine Stimmbänder schmerzten, da ich bereits einen Teil meiner Frust in mein Kissen gebrüllt habe. 

"Warum hast du die Tür offen ge- ... oh..." fing sie an, doch beendete vorzeitig ihre Frage als sie in meinem Zimmer zum stehen kam. Aus leicht roten Augen blickte ich zu ihr rüber und ließ meine Hand mit dem Handy neben mir auf die Matratze senken. "Hast du geweint?" fragte sie leise, kaum hörbar, doch ich verstand sie dennoch gut. Ich mein, ich hörte Unglaube in ihrer Stimme und vielleicht auch etwas Schock.  

"Nein, ich habe mir Pfefferspray in die Augen gesprüht weil ich wissen wollte wie es sich anfühlt." antwortete ich verbittert und vielleicht auch etwas bissig. Ich hatte keine Lust auf ihren Hohn, ihren Spott und die berühmten Worte "Ich habe es dir ja doch gesagt". Sie konnte sich all das und eine große Ladung 'Leck mich' in ihren knackigen Arsch schieben. 

Durch meine Antwort nicht abgeschreckt, ließ sie ihre Schultasche zu Boden gleiten und kam auf mein Bett zu. "Hast du es..?" die Frage blieb offen, doch ich wusste was sie wissen wollte. Kurz zögerte ich mit mir selber, ob ich ihr wirklich mein Herz ausschütten sollte. Ich habe sie in den letzten Tagen nicht wirklich wie meine Partnerin behandelt, worunter unsere Beziehung gelitten hat. Ich habe das Gefühl, wir haben uns entfernt. Ob es wirklich passend wäre, ihr jetzt die Ohren voll zu heulen?  "Keine Sorge Damon, ich sehe doch wie es dir geht, da mache ich mich nicht über dich lustig." versuchte sie mir meine Zweifel zu nehmen und sah mir durchdringlich und auch etwas bittend in meine Augen. 

Der Liebeskummer überrollte mich erneut wie ein Tsunami und ließ mein Inneres sich krampfartig zusammen ziehen. Tränen stießen mir augenblicklich in die Augen, als ich ihr entschied davon zu erzählen. Unter leichten schluchzen setzte ich sie über meine Entscheidung, Louis Reaktion und meinen momentanen Gefühlen in kenntnis. Sie hörte aufmerksam dabei zu, sagte kein Wort und strich mir nur tröstend über mein Bein. 

Ein weiterer Heulkrampf bahnte sich an, den ich jedoch geschickt unterdrückte. Normalerweise war ich nicht so. Ich heulte nicht so einfach los, weder bei Schmerzen noch bei Dramen. Weder habe ich eine Träne bei Titanic vergossen, noch bei einem tiefen Schnitt in meiner Seite. Jetzt ist es aber eine gebündelte Power von einem sterbenden Jack und den höllischen Schmerzen einer tiefen Schnittverletzung. 

"Gib ihm Zeit Damon und dann werdet ihr reden." kam es erstmalig wieder von Megan die mich aufmunternd anlächelte. Etwas stutzig sah ich in ihre schwarzen Augen. "Du bist doch gegen unsere Beziehung." wies ich sie murmelnd darauf hin, nicht ganz verstehend wie ich ihr Verhalten zu deuten hatte. "Mich schmerzt es einfach nur, dich so zu sehen. Ich haben wilhabe realisiert, dass ich dich nicht so sehen möchte, sondern glücklich. Mit Louis war es das - pures Glück. Ich denke ich kann über meinen Schatten springen und ihn akzeptieren, solange es dich zum lächeln bringt." erklärte sie mir etwas verlegen und sah mich mit einem ehrlichen Lächeln an. 

Tränen strömten wieder, wie durch einen unsichtbaren Mond gezogen, in meine Augen und ließen meine Sicht verschwommen werden. Nicht nur ihre Worte ließen mich ein weiteres mal emotional werden, sondern auch die Tatsache, dass ich es vielleicht komplette mit Louis verscherzt habe, jetzt wo sie ihn anfängt zu akzeptieren. 

"Ich glaube nicht, dass Louis noch etwas mit mir zu tun will." äußerte ich mit einer geschundenen Stimme meine Vermutung. "Ich habe ihn so gesehen hintergangen." setzte ich leise nach und ließ meinen Blick wieder gen Decke schweifen. Ein sachter Schlag traf meine Schulter, der wohl von Megan kam und zum Aufbauen dienen soll. "Wie gesagt: Gib ihm einfach etwas zeit. Louis mag zwar nachtragend sein, aber er hat dich geliebt. Ich denke er wird es dir verzeihen und vielleicht ist es ja möglich ein neues Band zu knüpfen.". Tatsächlich munterte sie mich dadurch etwas auf und ich schaffte es leicht zu lächeln. 

Vielleicht hatte sie recht und es war möglich. Und wenn nicht.. Dann lieben wir uns halt ganz ohne Band. Ich glaube nicht daran, dass meine Gefühle für ihn einfach so wieder verschwinden nur weil ein Stück Stoff nicht mehr existiert. 

Die Zeit wird schon alle Wunden heilen, und davon hatten wir schließlich wieder genug. Ohne Band wird sich nämlich alles wieder normalisieren bei unseren Kräften - was zumindest ein kleiner Trost war. 

~.~.~

Mein Wecker holte mich wie jeden Morgen aus meinem Schlaf, jedoch schien es so, als wolle mein Körper nicht so richtig. Meine Muskeln fühlten sich steif an, meine Augen waren ganz bestimmt geschwollen und ich hatte sogar leichte Kopfschmerzen.  Von meiner Motivation möchte ich erst gar nicht anfangen. Gehörte das etwa noch alles zum Liebeskummer? 

Egal zu was es gehört - ich verlasse heute ganz sicher nicht mein Bett. Louis wird heute eh nicht in der Schule sein, also mache ich mir auch nicht die Mühe. So kann ich mich wenigstens etwas ausruhen. Die letzten Tage - oder viel mehr der letzte Tag - waren eine reine Achterbahnfahrt der Gefühle. Nichts für mich. 

Neue Gefühle waren zwar schön und interessant, doch sie hatten auch ihre Tücken. Sie ließen mich komisch handeln und dumme Dinge tuen. Aber bevor ich damit wieder anfange, mache ich lieber noch einmal meine Augen zu. 

Ich schrieb Megan noch, dass sie heute alleine zur Schule gehen sollte, ehe ich meinen Kopf wieder in den weichen Federkissen bettete und die Augenlider fallen ließ. Angenehme Dunkelheit empfing mich und mein Körper entspannte sich wieder. Innerhalb von Sekunden war ich dann auch schon wieder eingeschlafen. 

Rot ist die Farbe des SchicksalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt