Kapitel 15

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Megan

Ich wusste nicht warum es diesen komischen Kauz so wichtig war, dass dieses dumme Band zerschnitten wurde, aber irgendein Grund brauchte es ja, damit dieses Federvieh nachts vor meinem Fenster war und mich aus dem Schlaf holte. Hatte ich es ihm nicht auf dem Dach deutlich genug gemacht mit meinem Statement und meinem dramatischen Abgang danach? 

Erst war es ein leises Ticken gegen die Scheibe, was ich zwar mitbekam, doch ignorierte. Wir kamen gerade erst von unserer Schicht. Auch wenn es nicht so aussieht, ist es anstrengend ein Band zu zerschneiden und erfordert mentale so wie auch körperliche Stärke. Wir sind uns im klaren, was wir damit anrichten und müssen mit dieser Last leben. So wie Mütter die eine Abtreibung hinter sich haben, so haben auch wir manchmal echt Probleme alles zu verkraften. Mag zwar manchmal nicht so rüber kommen, aber wer zieht schon gerne den Schwanz ein. 

Zurück zu diesem Heini. Nach dem Ticken, kam ein energisches Klopfen, was so stark wurde, dass ich angst hatte, mein Fenster würde klein bei geben. Und ich konnte alles gebrauchen, aber kein kaputtes Fenster bei niedrigen Temperaturen. Also, entschied ich mich aufzustehen und nachzusehen. Schon bei der weißen Aufmachung musste ich mir ein genervtes Stöhnen verkneifen. 

Ich warf mir meinen schwarzen seidigen Morgenmantel über meine Schultern und öffnete mein Fenster. Elegant, und mit einer Dreistigkeit die ich nur von Louis kannte, stieg er einfach in mein Zimmer ein. Als ob jeder Engel gleich wäre. Wenigstens scheint er nicht ganz so dramatisch und Aufmerksamsgeil zu sein wie sein kleiner Freund. "Megan, du weißt warum ich hier bin." begann er das Gespräch. Der kam ja gleich zur Sache. Ich verdrehte die Augen und überlegte mir derweil eine Möglichkeit, wie ich ihn vertreiben konnte. "Zerschneide dieses Band. Es tut Damon nicht gut." redete er auf mich ein und sah mich eindringlich an. Allein das leichte Licht der Straßenlaternen beleuchtete mein Zimmer durch das offene Fenster. "Ich habe dazu was gesagt." wies ich ihn nicht gerade freundlich daraufhin. Aber wer ist schon um 2 Uhr morgens die Freundlichkeit in Person? Außerdem hatte ichauch gar keinen Bock einem Engel zu gehorchen. Wie sehe ich bitte aus? Wie eine Dieneron? "Ich nehme an du willst das beste für deinen Partner?" er sah mich leicht fragend an. "Ja, aber manchmal muss man auch die Dinge seinen Lauf nehmen lassen. Er ist kein Kind mehr, und wird schon wissen was er tut." verteidigte ich meinen ich ihn gelassen. Ich war nicht seine Mutter oder so, und hatte deswegen auch kein Recht über sein eigenes Leben zu bestimmen. "Du verstehst das nicht. Das Band ist offensichtlich magisch und beeinflusst das objektive Denken deines Partners." erklärte er mir sachlich und seine Flügel zogen sich ein, bis sie gar nicht mehr da waren. Wohin sie wohl sind? Vielleicht haben sie sich ja zu seinem Stock im Arsch gesellt.

Ich seufze tief und zuckte die Schultern. "Was soll schon passieren?" fragte ich locker. "Er verliebt sich in Louis und wechselt die Seiten." antwortete er stumpf darauf und hatte damit meine Aufmerksamkeit auf sich. "Das würde er nicht! Damon und ich kennen uns jetzt schon Jahrzehnte!" behauptete ich felsenfest und sah ihn mit starker Überzeugung an. "Wie gesagt.. das Band manipuliert ihn. Liebe ist grausam, und lässt einen Leute hintergehen. Du siehst es doch bei den Menschen. Wie viele Freundschaften sind wegen der Liebe zerbrochen?" seine Stimme wirkte wie Gift für meine Nerven. Ich habe diesen Aspekt immer verdrängt. Damon würde sowas nicht machen. Wir sind Partner! Wie für einander geschaffen! Er würde mich nicht für ein Engelchen sitzen lassen, davon war ich überzeugt! 

Jedenfalls... bis zum Montagnachmittag. 

~.~.~

Ich streckte mich ausgiebig als ich aus dem Gebäude trat und die Schülermengen sich endlich lichteten. Die frische Luft füllte meine Lungen und ich blinzelte der strahlenden Sonne entgegen. Es war heute mal wieder richtig warm für den Monat. Meine Motivation wurde aktiviert. Ich stiefelte mit Damon an meiner Seite auf den Ausgang zu und schlang meinen Arm wie gewohnt um seinen, immerhin waren wir immer noch offiziell ein Pärchen. "Wollen wir heute in die Stadt?" fragte ich ihn gut gelaunt und steuerte die Haltestelle an. "Jetzt?" fragte er überrascht, worauf ich nickte. "Solange die Sonne noch da ist, warum nicht?" entgegnete ich lächelnd, und bekam sein Einverständnis. Wir stiegen in den wartenden Bus, welcher in der Stadt hielt, und setzten uns auf einen freien vierer Platz. 

Rot ist die Farbe des SchicksalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt