Kapitel 39

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Louis 

Ich zog gierig die Frischluft außerhalb des mittlerweile gut gefüllten Etablissement in meine Lungen und hielt sie dort für wenige Sekunden. Man merkt erst wie stickig es in einem Raum ist, wenn man wieder an die richtige Luft kommt. Hui.. wie konnte ich da drin überhaupt atmen? 

Ich fuhr mir durch mein helles Haar und sah mich dann nach den beiden Flüchtigen um. Warum lockte dieser Wichser meine Julia nur aus dem Gebäude? Sie hätten sich auch einfach vor den Klos unterhalten könnten, oder hier vor dem Gebäude wenn es sein muss. Vielleicht sollte ich sie einfach anrufen? Wäre zumindest keine schlechte Idee. Hach.. selbst unter Alkoholeinfluss kann ich mich auf mein grandioses Hirn verlassen. 

Während ich ihre Nummer wählte, erkundigte ich mich bei Frank, so wie ich diesen wirklich schnuckeligen Türsteher genannt habe, ob er die beiden gesehen hat. Nachdem er sagte, dass sein Name nicht Frank sei und ich ihm erklärte, dass er total wie einer aussehe, konnte er aber mir auch nicht sagen wohin die beiden sind. Mein Julchen ging auch nicht an ihr Handy, wie immer in wichtigen Momenten. 

Erst gestern musste ich eine wichtige Entscheidung fällen und sie ging nicht dran. Habe mich dann letztendlich doch für ein zartes Rosa entschieden und kein Weiß, für meine Fußnägel. Als ob ich mir nochmal so schreckliche Tipex-Nägel machen würde. Da kann Damon noch so oft erklären, dass weiß zu mir passt. Finde ich übrigens nicht so. Weiß ist so langweilig und einfach.. Mal davon abgesehen dass weiß auch keine richtige Farbe ist. 

Ein Schrei nach Hilfe ließ mich aus meinen komplexen Gedankengängen aufschrecken und mich umblicken. Was zum..? Habe ich mich verhört? Ich runzelte leicht meine Stirn und schlich weiter die leere Straße entlang. Gott.. hoffentlich war es nicht Julia sondern irgendwer anders. Ein weiterer Schrei drang zu mir durch, der eindeutig weiblich war und hier in der Nähe. 

Wollte denn keiner nachsehen gehen, oder blieb es an mir hängen? 

Kurz schielte ich durch meine Umgebung, doch bis auf mich gab es keinen weiteren Idioten der in tiefster Nacht durch die verlassensten Straßen wanderte. 

Also wird es doch noch Zeit für den Retter in der Not: Louis Angelo! Ein Heiliger, der den Engel schon im Namen hat. Mutig und freundlich, so tapfer und.. Moment..Das war was anderes. Achja.. 

GUMMIBÄREN, sie hüpfen hier und dort und überall.. 

Leise die Intro Musik der Gummibärenbande singend näherte ich mich dem vermeidlichen Tatort. 

Vielleicht kann ich mich doch nicht auf mein Gehirn verlassen, wenn ich Alkohol intus habe.. hihi.. aber wenigstens ist es witzig. 

Ich erspähte eine potenzielle Seitengasse, die bereits nach 'Vergewaltigung' rief. Ich näherte mich ihr und lugte vorsichtig hinein. Dunkler als erwartet... aber scheint so, als sei alles leer.. Hm. 

Gerade als ich mich abwenden wollte, knallte irgendwas gegen Blech. Erschrocken fuhr ich zusammen und kneifte leicht meine Augen zusammen. Tatsächlich entdeckte ich doch was: ein weiblicher Fuß der hinter der Mülltonne raus linste.  Entweder ne Alkoholleiche (stark Betrunkene/r) oder eine wirkliche Leiche. Bevor ich mich jedoch in einen Mord einmischte, sendete ich Damon meinen derzeitigen Standort - immerhin hat jeder coole Superheld einen Sidekick. 

Ich steckte mein Handy zurück und atmete tief durch ehe ich mutig voran in die Gasse trat. "Alles okay?" fragte ich um mögliche Mörder vorzuwarnen, dass ich kam. Besser wenn sie flüchten, als mich voller schreck anzugreifen. Stille kam mir entgegen, doch keine beruhigende, eher das Gegenteil. In meinem Körper herrschte größte Unruhe und ich fühlte mich absolut nicht wohl. Meine Hände fingen an leicht zu schwitzen und meine Sinne schärften sich. 

Rot ist die Farbe des SchicksalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt