Damon
Ich rannte so schnell, dass ich schon gar über den Asphalt flog. Ich verbannte jeden anderen Gedanken aus meinem Kopf, der dadurch schon fast wie leer gefegt wirkte. Nur ein Gedanke kreiste drin herum und ich denke, ihr wisst um wen es darin ging.
Mir war es erstmal egal, was dieses Band zu bedeuten hatte, solange es mich zu ihm führte, könnte es mir sogar den kleinen Finger abtrennen.
Die Dämmerung ging immer mehr in die Nacht über und die ersten Laternen sprangen an. Wiedereinmal müsste ich - so wie es aussah, im Dunkeln nach Louis im Wald suchen. Die Tannen bäumten sich wie auch schon davor vor mir auf, und warfen ihre Schatten ins Innere des Waldes. Mein Atem rasselte als ich endlich am Waldrand ankam. Ich sah nochmal zurück zu der in der Ferne liegenden Stadt, ehe ich mutig und zielgerichtet ein weiteres mal den Wald betrat. Das Band, welches so silbern strahlte, spendete mir genügend Licht. Keine Wurzel brachte mich zu fall, die versteckt unter dem Schnee lag, und kein Ast klatschte mir ins Gesicht. Es ist, als würde die Natur weichen und mir den Weg frei machen.
Mein Herz schlug mir bis zum Hals, und das nicht wegen der Anstrengung. Ich würde ihn diesmal mit Sicherheit finden, egal ob er tot oder lebendig war. Ich hoffte natürlich auf letzteres, denn das letztere würde mich eventuell nochmal zur Schere greifen lassen.
Das Band führte mich zu einem großen Baum, der wohl bereits ziemlich alt sein muss. Er ist breiter als ich selber und seine Wurzeln ragten an den meisten Stellen aus der Erde. Manche waren so dick wie mein Oberschenkel, manche so dick wie meine Oberarme. Er war eindrucksvoll, und kam mit seiner Höhe schon fast an die Kronen mancher Tannen heran.
Mein Blick von dem Kollos abwendet, folgte ich dem Band, welches mich um den Baum herum führte. Es fehlte Erde an dieser Seite, weswegen seine Wurzeln weites gehend in der Luft hingen. Einige Kletterpflanzen haben sich dies zu nutze gemacht und sich hoch gezogen, doch das würde sie wahrscheinlich auch nicht vor dem Winter schützen. Die Schneeschicht die auf den Pflanzen lastete, bildete nicht nur den Tod dieser, sondern auch noch ein Ideales Versteck für manch Tiere - oder Engel. Louis würde, wenn er sich klein machen würde, locker hier rein passen.
Auch das Band bedeutete mir, dass sich wohl mein Engel darunter befand. Es juckte mich in de Fingerspitzen, ihn endlich zu sehen. Ich hielt es einfach nicht mehr aus.
Grob griff ich in das Pflanzengestrüpp und den Schnee und riss sie aus einander. Zwar sah ich noch nicht viel, doch das änderte sich mit jedem weiteren Handgriff. Ich brach einige Wurzeln ab und gab so ziemlich keinen Fick auf die Natur in diesem Moment.
Als ich dann endlich, durch das leuchtende Band, erkennen konnte, was hinter dem Schutzwall an Pflanzen und Schnee lag, verschlug es mir den Atem - im negativen Sinne.
Es war Louis, doch sein Zustand war alles andere als beruhigend. In Ebryonalstellung lag er dort. Seine Flügel, die so aussahen, als wäre er in einer heftigen Mauser, lagen um ihn wie eine Decke. Es war ein erschreckender Anblick. Sein sonst so schönes Federkleid war nicht nur zerrupft und kaum mehr vorhanden, sondern auch Blutig. Überall lagen Federn herum, manche waren schwarz, viele jedoch weiß und noch mehr Federn mit seinem Blut beschmiert.
Ich riss meinen Blick von dem grausamen Bild los und ließ mich auf meine Knie in den Schnee fallen. Vorsichtig beugte ich mich in die Kule, in der er wohl Schutz suchte. Louis bewegte sich kaum, atmete nur ganz flach und war blasser als sonst. Er war schon fast weißer als seine Haare - wäre da nicht der ganze Dreck der wie eine zweite Haut an ihm klebte.
"Louis.." sprach ich ihn sanft an, mein Glück ihn endlich gefunden zu haben kaum glaubend. Ich streckte meine Hand nach ihm aus und hob vorsichtig seinen Flügel an um ihn über dem Arm streichen zu können. Er war eiskalt, was bei diesen Temperaturen nicht verwunderlich war.
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Rot ist die Farbe des Schicksals
Romance!!BoyxBoy!! Zwei Personen sind durch das rote Band des Schicksals miteinander verbunden. Sie sind durch das Schicksal vorherbestimmte Seelenverwandte. Zeitpunkt, Ort und Umstände sind hierbei egal. Das magische Band kann sich dehnen, sich verknoten...