Kapitel 17

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Megan

Ich wusste es in der Minute, in der die Beiden zurückkamen. Die Blicke des Engels, die so viel Stolz und Ruhm ausstrahlten, verrieten mir, dass da irgendwas lief. Damons Blicke wichen den meinen gezielt aus, was mich in meiner Annahme auch sofort bestätigte. Ich ballte meine Faust unter dem Tisch und blickte voller Hass auf mein Eis. 

Dieses kleine Mistvieh! Er nimmt mir meinen Partner weg! Wie soll ich bei sowas ruhig bleiben? Er geht ganz klar zu weit.

Ich erhob mich langsam vom Tisch, legte meinen Löffel nieder. "Ich möchte kurz mit euch beiden reden" teilte ich den beiden Jungs sehr gefasst mit. Sie tauschten kurz einen Blick aus ehe sie nickten und sich erhoben. Louis schien locker und schob sich die Hände in die Hosentasche. Noch ist er gelassen, aber das wird sich gleich ändern. Sobald sein Band zerschnitten ist, wird ihm dieses Lächeln schon aus dem Gesicht fallen.

Kaum waren wir hinter dem Gebäude, erblasste die Welt. Sie blieb stehen und verlor in kürze ihre Farbe. Ich atmete einmal tief durch. Ich muss schnell handeln, sonst gerate ich selber in Gefahr. 

Ich wechselte in weniger als einer Sekunde mein Äußeres, drehte mich blitzschnell um und zog dabei meine Schere. Das Band fing zwischen den Beiden an aufzuleuchten. Ich stieß mich vom Boden ab und ließ die scharfe Klinge meiner Schere das Band erreichen. Ehe ich jedoch dazu kam, die Klingen zu schließen, stieß mich etwas heftiges zurück. Ich flog einige Meter hinter und fing mich nur mit Mühe. Meine Schuhsolen schlitterten über den Asphalt der Fußgängerzone und hinterließen kaum sichtliche schwarze Spuren. Louis stand da, die Hand nach mir ausgestreckt und seine Augen leuchteten in einem grellen Rosa pink. Selbst aus dieser Entfernung sah ich, wie er erhöht atmete. Seine Flügel plusterten sich imposant auf und machten sich groß. Gerade als ich den nähsten Angriff starten wollte, fiel mir etwas auf. Mein Blick wurde starr. Das.. ist interessant. 

In dem sonst so weißen Gefieder des Engelchen, hatte sich eine Feder schwarz gefärbt. Sie löste eine Zufriedenheit in mir aus, die ich nicht verstand. Er veränderte sich, und das anscheinend nicht ins bessere. Ich unterdrückte mein hinterhältiges Grinsen und befestigte meine Schere wieder in der Halterung. "Seit wann beschützt du dieses Band?" fragte ich den Engel spottend und näherte mich langsam, um nicht die ganze zeit schreien zu müssen. Ich lenkte mit dieser Frage seine Aufmerksamkeit auf mich und lenkte mich auch selber von der schwarzen Feder ab. "Seit dem ich dir damit eins reinwürgen kann." grinste er gelassen und senkte seine Hand, mit der er mich gerade wohl irgendwie weggeschleudert hat. Ich wusste über die versteckten Kräfte der Engel bescheid, und auch wie viel Kraft sie kosteten. Ein zweites Mal in kürzerer Zeit könnte er das nicht einsetzten. 

"Ich werde es zerschneiden, wenn du deine Finger nicht von Damon lässt." drohte ich ihm knallhart, doch entlockte ihm nur ein müdes Lächeln. "Auf einmal ist es dir egal was dein Partner will?" wollte er wissen und hob provokativ eine Augenbraue.  "Seit dem ich weiß, dass er sich verändert, kann ich ihn nicht mehr ernst nehmen." erklärte ich es und sah besagten Partner an. Er erwiderte meinen Blick emotionslos, hatte sich nicht einmal verwandelt. Hatte er denn keine Angst um sein geliebtes Band? 

Dieser andere Engel hatte recht. Er wird von diesem roten Etwas beeinflusst, aber solange es sich auf sein Verhalten beschränkt, ist es noch okay. Ich konnte damit umgehen, wenn ich wusste, dass diese selbsternannte möchtegern "Queen" darunter leidet. Vielleicht jetzt nicht, aber später. Er wird mich anbetteln, dass Band zu zerschneiden. 

"Ich verändere mich ni-.." ich schnitt Damon das Wort mit einer Handbewegung ab. "Spar es dir, du siehst es nicht objektiv." erklärte ich und nahm meine alte Form an. Ich strich mir meiner langen schwarzen Haare zurecht und blickte den Beiden kalt entgegen. Alles setzte sich wieder um uns herum in Bewegung und auch Louis wurde wieder zum Menschen. "Ich gehe nach hause." und mit diesen Worten wendete ich mich ab. Insgeheim hoffte ich, dass Damon mich aufhielt und mich bat zu bleiben - doch er gab kein Ton von sich. 

Rot ist die Farbe des SchicksalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt