Kapitel 30

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Damon

Die Klingel entließ mich endlich aus dem Klassenraum. Ich konnte es nicht abwarten endlich wieder nach Hause zu kommen. Die ganzen Fragen und Gerüchte, mit denen man mich heute konfrontierte waren einfach zu viel. Dazu auch noch die Tatsache, dass ich fast Julia erzählt hätte, ich sei nicht menschlich. Das hätte ins Auge gehen können.  Wahrscheinlich hätte sie mich für Verrückt gehalten. 

Wenigstens ist Louis nicht da, auch wenn ich etwas zwiegespalten deswegen bin. Zum einen hatte ich angst ihn heute wieder unter die Augen zu treten, und zum anderen beunruhigte es mich etwas, dass er immer noch nicht zur Schule kam und auch anscheinend mit niemanden sprach. 

Ich frag mich was er gerade so macht, was er denkt.. wie er über uns denkt. Ich hoffe er ist weiterhin positiv und will es nochmal - auch ohne Band, mit uns versuchen. Mir scheint es nämlich, als seien meine Gefühle für ihn immer noch da. Zwar einigt uns kein magischer Faden, doch noch immer muss ich lächeln wenn ich an sein Auftreten denke, an seine Sprüche und an die erfrischende Art mit der er den trostlosen Alltag eine verpasst. Mal davon abgesehen wie mein Blut anfängt zu kochen, wenn ich an seine makellose Haut denke und seinen runden Hintern, den er mir schon des öfteren präsentiert hatte. 

"Damon! Warte! Ich muss mit dir reden" bei dem Klang von Julia stimmte, verpuffte mein inneres Bild von einem nackten Louis in Rauch, worüber ich auch ein wenig froh war. Eine Latte mitten in den Schulfluren zu bekommen, gehörte definitiv nicht zu meinen Zielen. Ich blieb stehen und wartete, bis die hübsche Brünette mich erreichte. Ich bereitete mich darauf vor, ihre Fragen von heute Morgen mit einer Entschuldigung abzuschmettern, immerhin konnte ich ihr nicht die Wahrheit sagen und sie auch nicht anlügen. Es kam jedoch irgendwie anders. 

"Wusstest du davon?" fragte sie mit leicht erhöhten Atem. Sie musste sich wohl beeilt haben um mich noch zu erwischen, wobei sie wusste, dass ich noch auf Megan warten würde. "Wovon?" fragte ich etwas überrumpelt, da ich ja mit etwas anderem gerechnet hatte. "Dass Louis sich von der Schule abgemeldet hat." erklärte sie mir knapp und ihre hellen, grün schimmernden Augen sahen mich fragend und hilflos an. Sie war fertig mit den Nerven und sah wahrscheinlich nicht besser aus, als ich heute morgen. 

Mein Gehirn brauchte ein paar Sekunden um die eben aufgenommene Information zu verarbeiten. "Er hat was?!" ich wurde unabsichtlich laut, als es dann auch bei mir klick gemacht hat. Schüler drehten sich leicht erschrocken zu uns herum, doch denen schenkte ich keinerlei Beachtung. Sollen sie doch gaffen wenn ihr eigenes Leben nicht spannend genug ist. "Also hat er es dir auch nicht gesagt." murmelte sie enttäuscht und senkte ihren Blick. Man könnte förmlich hören wie ihr Herz mit jedem Schlag ein kleinen wenig mehr zersprang.

Warum tat Louis ihr das nur an? Ich mein, natürlich er ist verletzt, aber geht das nicht doch ein wenig zu weit? Die Schule wechseln?! 

Er muss halt immer in allem übertreiben. 

"Wir fahren zu ihm." entschied ich ernst und sah die hübsche Brünette an. Ich nahm sie nur mit als Backup, in der Hoffnung der Engel würde wenigstens mit ihr reden. "Ich war schon des öfteren bei ihm.. Ich glaube es wird nichts bringen." seufze sie hoffnungslos und senkte wehleidig ihren Blick. "Oh doch, und wenn ich seine Tür eintrete. So sehr ich Louis auch liebe, aber das was er macht ist doch ein wenig zu viel des Guten." versicherte ich ihr aufgebracht. 

Ihr blieb gar keine andere Wahl als mit mir zu kommen. Megan kam ebenfalls nicht, da sie das spannender fand als nur zuhause rum zu sitzen. Natürlich versprach sie mir sich zu benehmen, sollten wir mit Louis reden können. Wir konnten keinen Streit zwischen den beiden gebrauchen, der eventuell zu eskalieren droht. 

Der weg zum Weißhaarigen war gut zu Fuß machbar, weswegen wir auch auf die öffentlichen Verkehrsmittel und das Gedränge darin verzichteten. Ich schlage mich lieber mit dem Wind und den kalten Temperaturen herum, als mit 50 fremden Personen, zusammen gepfercht in einen Bus. 

Rot ist die Farbe des SchicksalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt