7. Kapitel zwischen den Stühlen
Die Tür schloss sich geräuschvoll hinter mir als ich sie mit meinem Rücken zudrückte. Ich stiess langsam die Luft aus, die ich angehalten hatte seit ich das Gebäude betreten hatte. Meine Hand pochte wieder heftiger und so rappelte ich mich nach ein paar Minuten auf um mir in der Küche ein Glas Wasser zu holen. Auf dem Weg dorthin schmiss ich noch die fünf Taschen, die mir Alice irgendwie zusammen gekauft hatte aufs Bett. In der Küche angekommen lehnte ich mich an das Spülbecken und trank langsam das Glas Wasser. Heute war ein schöner Tag gewesen. Ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spass gehabt. Oder überhaupt beim Shoppen. Es war richtig lustig wenn sich Alice etwas zurückhielt. Ein leiser Seufzer entfuhr mir. Es könnte so schön sein, wenn mich ihr Besuch nur nicht so melancholisch stimmen würde. Und nur sie zwei da wären. Naja so stimmte das nicht, ich vermisste auch Emmet und auch Jasper. Sogar Rosalie hat mir auf unerklärliche Weise in den letzten Jahren etwas gefehlt. Aber es wäre viel leichter für mich, wenn Edward nicht dabei gewesen wäre. Alles in mir zog mich zu ihm hin und ich wollte das nicht.
Das ich heute erfahren hatte, dass er mich belogen hatte verstärkte meinen Beschluss nur noch. Doch ich konnte nicht verhindern, dass meine Gedanken immer wieder zu dem abschweiften, dass Alice gesagt hatte. Er liebte mich. Hatte mich immer geliebt. Liebte mich immer noch? ein weiterer leiser Seufzer und mein Blick schweifte über das kunterbunte Fensterbrett. Auf einmal wurde mir das Fehlen des Wolfes schwer bewusst, als ob sich der leere Platz ausweiten und alles andere verdrängen würde. *Jake* ein Stich in mein Herz. Was fiel mir ein, mir überhaupt Gedanken über Edward zu machen. Er hatte mich nicht verdient. Wenn Jake nicht über Monate auf mich aufgepasst und mich am Leben gehalten hätte, hätten die Cullens jetzt gar niemanden angetroffen.
Und Jake wäre fuchsteufelswild wenn er wüsste, dass sie hier sind. Und ich mir Gedanken über sie machte. Ich schüttelte entschlossen den Kopf, füllte mein Glas neu und nahm gleich zwei der Schmerztabletten. Danach wurde es wieder still in der Küche. Zu still. Ich hatte den Drang etwas zu tun. Mit schnellen Schritten war ich in meinem Zimmer und kippte die erste Tasche auf meinem Bett aus, danach sortierte und faltete ich alles und legte es in meinen Kleiderschrank. Mir fielen auch zwei Teile auf, die ich währendem Einkaufen nicht gesehen hatte. Doch sie waren längst nicht so freizügig wie ich es von Alice gewöhnt war und sahen eigentlich ziemlich gut aus. Das Blau der einen Bluse störte mich zuerst etwas, doch wenn ich ehrlich war und nicht an Edward dachte gefiel mir die Farbe sehr. Das andere war ein sehr schöner und weicher dunkelroter Rollkragenpullover mit kleinen schwarzen Stickereien.
Zu schnell war ich fertig und Stille legte sich über mein Appartement. Doch Stille brachte mich zum Nachdenken und ich wollte nicht denken. Ich hatte einen sehr schönen Tag mit Alice und Esme verbracht und würde mir das nicht durch meine eigenen Selbstzweifel wieder kaputt machen. Frustriert liess ich mich aufs Bett fallen. Mein Blick glitt nach rechts auf meinen Nachtisch und der Wolf sah mich wieder anklagend von der Seite an. ,,statt so zu gucken könntest du mir doch einen Rat geben." Flüsterte ich, doch der Wolf heulte weiterhin meine Zimmerdecke an. Als ich die Stille nicht mehr ertrug schwang ich mich wieder aus dem Bett. Das Zimmer begann sich zu drehen und ich hielt mich mit der rechten Hand an der Wand fest. Schlechter Plan. Erneuter Schmerz durchzuckte mich und meine Laune war jetzt so düster wie ich es auf keinen Fall wollte. Meine Tasche vibrierte wieder und ich ignorierte sie da ich mich jetzt nicht Ben stellen konnte. Mir fiel wieder ein dass ich nichts zu Essen im Haus hatte und beschloss noch einmal fort zugehen. Da Louis wegfiel war meine Wahl ziemlich klar. Und Chinesisch konnte man schliesslich immer essen.
Ich beschloss zu laufen. Der Regen hatte endlich aufgehört. Die Stadt begann ein zu dunkeln, doch es war noch alles sehr gut zu erkennen. Schnell erreichte ich mein Ziel und öffnete schwungvoll die Tür. Ich hatte noch keine drei Schritte in das warme Lokal gemacht, als Nicki mir schon freudig zu winkte und mich umarmte. Ich setzte mich an meinen Stammtisch und wenig später kam Nicki mit meinen gebratenen Nuddeln und darauf stand eine kleine Ansammlung Plastiktannen mit einem Standfuss der aussah wie Waldboden. Ich zog fragend die Augenbraue nach oben. Sie zuckte mit den Schultern und erwiderte ,,ich dachte dein Wolf vermisst den Wald. Nein Spass bei Seite, ich hatte diese Tannen mal bei einem Playmobil Bauernhof dabei und fand die Idee witzig." ,,gelungen wie eh und jeh" sagte ich und schob mir den ersten Löffel in den Mund. Gedankenverloren betrachtete ich die Tannengruppe. *fast wie in Forks..* dieser Gedanke brachte mich zum seufzten und das lenkte wiederum Nickis Aufmerksamkeit auf mich. Es ging nicht lange und dann setzte sie sich zu mir an den Tisch. Ich erzählte ihr von meinem Treppensturz, den sie mir nicht wirklich glaubte, meiner Begegnung mit Alice und den Shoppingausflug heute. Sie hörte mir aufmerksam zu und warf die eine oder andere Frage ein. Doch als ich das Restaurant gut zwei Stunden später verliess hatte ich immer noch keine Antwort auf meine Fragen was ich mit Edward tun sollte.
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neue Orte, alte Augen
RomanceEdward hat Bella verlassen. Zwei Jahre später zieht Sie nach New York um endlich vergessen zu können. Doch dann holt ihre Vergangenheit sie in ihrem Abendkurs an der Uni wieder ein...