1. Kapitel Das Wiedersehen

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1. Kapitel Wiedersehen

*jetzt nicht in Ohnmacht fallen. Jetzt nicht in Ohnmacht fallen! Bloss nicht in Ohnmacht fallen! Atme Bella. Na los, benimm dich nicht wie eine Memme!!* der Weg zur hintersten Reihe war mir noch nie solange vorgekommen, vielleicht lag es daran, dass ich die letzte Reihe nie erreichen wollte. Meine Beine zitterten und mein Herz raste. Ich war mir sicher, dass ER es schon von hier aus hören konnte. Mein ganzer Körper schrie mich an weg zulaufen, kalter Schweiss bildete sich auf meinem Rücken und mein Hals fühlte sich staubtrocken an. Mister Miller suchte immer noch etwas aus seiner Tasche und hatte noch nicht mit seinem Unterricht begonnen. Ich schluckte noch einmal hart und lief danach hinter IHM durch um zwei Stühle rechts von ihm auf meinen Platz zu plumpsen. ,,Hallo Bella, musstest du länger arbeiten?'' fragte mich Ben, der neben mir sass. Er war ein grossgewachsener drahtiger junger Mann mit schwarzen kurzen Haaren, die immer etwas wirr aussahen. Seine Augen waren von einem satten Meer blau und er bekam Grübchen wenn er lächelte. Ich schüttelte den Kopf und grinste ihn mit einem Lächeln an, welches mir misslang. ,,hatte sogar früher Schluss. Aber dann war ich bei Nikki.'' ,,Was gab es heute?'' fragte er mich und grinste. Das Erinnerte mich an mein Problem, welches nur ein paar Meter von mir sass und sich noch nicht bewegt hatte, seit ich den Raum betreten hatte. Mein Herz stockte kurz und ich musste schlucken.

Ich öffnete meine Hand und zeigte Ben die kleine Wolfsfigur. Er schüttelte den Kopf und grinste dann. ,,irgendwann musst du mich wirklich mitnehmen zu ihr nehmen.'' ich grinste nichts sagend und richtete meinen Kopf nach vorne. Das hatte zur Folge, dass ich aus den Augenwinkel ein wenig von Kupferfarbigen Haaren sah, mein Herz reagierte darauf, dass es erneut anfing zu rasen und meine Wangen rot wurden. Als mir bewusst wurde, dass er es jetzt sicher hören konnte spürte ich, dass ich noch röter wurde.

Herr Miller erzählte irgendetwas über ein neues Buch, welches wir in der nächsten Zeit behandeln würden, aber ich hörte nur rauschen und das Schlagen meines Herzens. Der Auslöser meines fast Zusammenbruches hatte sich seit ich mich gesetzt hatte noch nicht bewegt oder mich gar angesprochen. Herr Miller machten zwischen seinen Lektionen immer nur 5 Minuten Pause, etwas kurz, aber so konnten wir zum Glück schon kurz nach 21.00 nach Hause und nicht erst um 22.00. Als die erste Stunde durch war und wir zum freien Schreiben kamen hatte ER immer noch nicht versucht mich anzusprechen, eine Kälte bildete sich in meinem Innern.

Ich nahm meinen Laptop aus der Tasche und fing an zu tippen. Doch meine Gedanken schweiften schnell ab *natürlich spricht er dich nicht an. Er will nichts von dir, das hat er damals klar genug gesagt. Er hatte dich nur zur Zerstreuen benutzt. Schlag ihn dir aus dem Kopf.* ehe ich mich versah hatte meine Protagonistin Anthony niedergestochen, der ihr die Tür aufhalten wollte. Ich stoppte, atmete tief ein und strich den ganzen Part. Als sie ihn beim nächsten Durchgang küsste, fluchte ich leise und lies frustriert meinen Kopf auf meine Tischplatte knallen. ,,Alles ok?'' kam es geflüstert von Ben. ,,Sie machen heute wieder einmal was sie wollen.'' nuschelte ich unter meinen Armen hervor. Ben kicherte. ,,soll ich dir meine ausleihen?'' ,,niemals wird eine meiner Figuren Jessica heissen und grüne Haare haben!'' Ben lachte leise und räusperte sich als Herr Miller in unsere Richtung sah.

Ich setzte mich wieder gerade hin und linste kurz nach rechts. Als mich das Topas seiner Augen traf schaute ich schnell wieder weg, aber mir war das feine Lächeln um seine Mundwinkel nicht entgangen. Ich konzentrierte mich wieder auf den Unterricht und versuchte die vorgegeben Stichwörter in meine Geschichte einzubauen, aber der Erfolg war nur mässig, wenigstens schaffte ich es nach dem achten Versuch, dass sich meine Protagonisten weder töteten noch über sich herfielen. Unzufrieden mit dem Ergebnis speicherte ich die Geschichte ab und sendete sie kurz vor Ende unserem Lehrer zu. Ich werde sicher keine gute Note dafür erhalten, aber da kann man nichts mehr daran ändern. Es folgte noch eine Lektion Geschichte, wo wir ein Geschichteereignis in einen Zeitungsartikel verwandeln mussten. Journalismus war nicht mein Traumberuf, aber wenn es Berufe mit Schreibemöglichkeiten geht hatte man nicht viel Auswahl und so arbeitete ich so gut wie es geht mit. Wer weiss, vielleicht sitze ich doch in ein paar Jahren in einem Zeitungsbüro und schrieb Texte über alte Omas, die den Strick-Wettbewerb gewonnen hatten. Nicht das, was ich mir für meine Zukunft wünsche, aber ich habe mir auch nie gewünscht alleine auf mich gestellt aus Forks nach New York zu ziehen. Und jetzt bin ich hier.

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