2. Die Drohung

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Die Anspannung war im ganzen Gebäude deutlich zu spüren. Man sah in den Gesichtern eines jeden Arbeiters, eines jeden Patienten, wie viele Sorgen es ihnen bereitete zu wissen, wer hier nun als Patient eingeliefert wurde. Jeder fürchtete sich eben vor dem Zorn der Urvampire, davor was geschehen würde, wenn doch irgendwer hiervon Wind kriegen würde, denn egal wie abgesichert wir hier auch wären, so würde es keiner von uns überleben, wenn die anderen Familienmitglieder von Kol diesen suchen würden. Es war ein beängstigender Gedanke von einer ganzen Familie dieser Sorte heimgesucht zu werden, die uns nicht schnell töten würden, die uns viel eher in Stücke zerreißen würden, jeden von uns.

Seit zwei Tagen war er nun schon hier ein Patient, doch in dieser Zeit hatte sich keiner getraut gehabt diesen bisher aufzusuchen, ihm wurde fürs erste sämtliche Nahrung verweigert, um ihn abzuschwächen, er durfte nicht wie andere Patienten in den Aufenthaltsraum unter strenger Bewachung gehen, wurde nicht therapiert. Es war als wäre er zwar zur Behandlung hier und doch auch gar nicht. Ein jeder fürchtete ihn vermutlich so sehr, dass er am Ende dort oben in seiner Zelle nur vertrocknen würde und doch war das vielleicht die einzige Möglichkeit für jemanden wie ihn. Wir hatten keine Macht über einen Vampir wie ihn, konnten ihn nicht töten und selbst wenn er sich 'bessern' würde, so wäre es unmöglich für uns ihn danach unter Kontrolle zu halten, wäre er einmal erst draußen. Ihn hier zu haben war also alles andere als leicht und ungefährlich, umso erstaunter war ich, als ich wie üblich in der Früh zur Arbeit ankam und schockiert, wie die meisten anderen auch, auf den Schichtplan blickte.

„Was?", murmelte ich verdattert davon, dass ich doch tatsächlich dafür eingeteilt worden war mit Kol zu sprechen, ihn als einer der Ersten aufzusuchen.

„Das ist doch ein schlechter Scherz", meinte May neben mir ebenfalls sichtlich überrascht, „Wie können deine Eltern das verantworten? Ich dachte sie wären immer so überaus besorgt?"
„Vermutlich wollen sie mich hiermit endgültig vergraulen", bemerkte ich leise und lief weg von der Tafel, weg von den neugierigen Blicken der anderen Hexen, die mich zum Teil mitleidig und dann auch wieder fast schon höhnisch ansahen, als wären sie voller Schadenfreude darüber, dass ich gleich von dem Urvampir höchstwahrscheinlich niedergemacht werde. Ich hatte selbst ja auch keine Ahnung, was mich erwarten würde, wenn ich Kol aufsuchen würde. Ich kannte nichts als Schauermärchen über seine Familie und stellte mir wenn dann überhaupt nur das schlimmste vor. Einen gewalttätigen, völlig aus der Kontrolle geratenen Vampir, der mir sicher eine Heidenangst einjagen würde.

„Das ist doch verrückt. Du kannst unmöglich zu diesem Vampir gehen, Cassidy", mahnte mich May eindringlich, sah mich dabei ernst an, als befürchtete sie, dass ich das vielleicht doch anders sah, doch im Grunde tat ich das auch. Ich war sicher nicht scharf darauf nach oben in den 4. Stock zu gehen und ihm gegenüber zu treten, doch ich würde mich damit beweisen, meine Stärke den anderen zeigen können und schließlich war er ja eingesperrt und konnte mir nichts anhaben.

„Irgendwer muss aber zu ihm gehen", warf ich deswegen ein und sah wie meine Freundin mich entgeistert anblickte und sich auf ihrem Gesicht deutlich widerspiegelte, dass sie mich für irre hielt.

„Du bist aber sicher nicht dafür geeignet. Keiner weiß, wie stark Kol wirklich ist, vielleicht schaffte es ja irgendwie die Schutzzauber zu durchbrechen und dann? Du kannst nicht zaubern, wie willst du dir helfen?"
„Wenn er die Schutzzauber durchbrechen sollte, dann sind wir eh alle verloren, May", bemerkte ich mit einem sanften Lächeln, versuchte ihr zu zeigen, dass es schon nicht ganz so furchtbar werden würde. Ich meine natürlich machte es mir Angst dahin zu gehen, doch ich hatte auch andere schwere Patienten, so wie Logan, der ein Vampir der grauenvollen Art war, seit fast einem Jahr schon hier war und mir eigentlich nur immerzu drohte mich als erste zu töten, würde er je frei kommen. Also wenn ich mit ihm klarkommen sollte, dann dürfte ich doch auch mit Kol fertig werden, so viel schlimmer konnte er doch unmöglich sein.

Kol Mikaelson| Black Rose ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt