23. Strafe

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Kol

Mir war nicht bewusst, was genau an diesem Abend geschehen war, was Paul getan hatte damit Cassy so aufgelöst und völlig durch den Wind hier aufgetaucht war, doch ich brauchte keine Antwort, um zu wissen, dass er dafür leiden würde. Mir war es völlig gleich, was es gewesen war, ich wollte sie nicht so sehen müssen, wollte nicht, dass sie irgendwas mit dem Kerl zu tun hatte, also würde er bestraft werden müssen. Ich hatte Cassy zu gerne heimschicken wollen, doch sie hatte nicht gehen wollen und ist irgendwann schließlich neben mir auf dem Boden eingeschlafen, ihre Hand mit meiner verschränkt und einzig von diesen verfluchten Gittern getrennt. Ich hatte kein Auge zubekommen, war wach geblieben, hatte darauf geachtet, ob irgendwer kommt und meine Zeit ansonsten damit verbracht sie zu beobachten, nachzudenken und es zu genießen nicht allein zu sein, sondern jemanden zu haben, sie zu haben. Die Zeit war mit ihr zusammen nur wie im Flug vergangen und ich wusste, dass sie aufstehen musste, bevor sie jemand hier sieht und Fragen stellt und der Schichtwechsel würde vermutlich bald stattfinden, nun wo die Sonne allmählich anfing aufzugehen.

„Cassy", sagte ich leise, berührte sie an der Schulter und blinzelnd öffnete sie die Augen, schien im ersten Moment verwirrt zu sein darüber, wo sie war, ehe sie sich wieder zu erinnern schien und sich aufsetzte, meine Hand losließ und sich durch ihr wirres Haar fuhr, mich schläfrig anblickte, irgendwie niedlich so aussah.

„Ich bin ja eingeschlafen."
„Ich hoffe dein Rücken wird nicht zu sehr schmerzen von dem Boden", scherzte ich und stand auf, streckte mich von dem langen Sitzen ausgiebig, kam mir in dieser Gefangenschat allmählich wie ein alter Mann vor, doch selbst einem Vampir konnte ein gemütliches Bett fehlen, meinem Körper fehlte es das auf jeden Fall.

„Das wird schon", versicherte sie mir, gähnte und stand ebenfalls auf, wo sie sich ihre Kleidung etwas glattstrich, die Augen rieb und richtig wach wurde.

„Willst du über gestern reden?" Ich umklammerte die Gitter, die uns trennten und wie zu erwarten schüttelte sie den Kopf, sah mich aus ihren wunderschönen Augen aus an und trat näher.

„Es ist vermutlich nur halb so schlimm gewesen, ich bin einfach zu hysterisch", sagte sie und ich konnte es nicht verhindern meine Hand nach ihr zu strecken, ihr Gesicht behutsam zu streicheln, ihr nahe zu sein, zu fühlen wie weich ihre Haut war, sie bei mir zu haben.

„Ich denke egal wieso du auch so aufgelöst warst, es war nicht grundlos gewesen. Du solltest nach Hause und dich richtig ausruhen."

„Vermutlich sollte ich das, aber ich komme bald wieder", versprach sie mir, schenkte mir ein liebliches Lächeln, das ansteckend war, meine Mundwinkel auch nur gleich anhob und sehnsüchtig sah ich ihr nach, als sie ging und mich allein zurück ließ, die Einsamkeit sich augenblicklich ausbreitete und es war seltsam wie sie gerade noch da sein konnte und nun wieder fort war, als ob das hier nichts als ein zu schöner Traum gewesen wäre, der ein viel zu schnelles Ende finden musste.



Es dauerte nicht lange bis wie jeden Morgen eine Wache kam, um mir meine tägliche Dosis Blut zu geben, was wirklich eine lächerliche Portion von einem Glas war, das ansonsten für Schnaps gedacht wäre und das gerade so reichte, dass man nicht vertrocknete. Es war anstrengend mit so wenig auszukommen, doch ich war stärker als gewöhnliche Vampire, hatte eine bessere Kontrolle, auch wenn das in der Vergangenheit oft nicht so gewesen war. Damals hatte ich Dörfer abgeschlachtet, Blut zu mir genommen aus reinem Vergnügen, doch ich konnte mich im Griff haben, wenn es sein musste und hier war es von Nöten. Nachdem ich mein Glas geleert hatte, wurde ich auch schon wieder allein gelassen, legte mich auf das alte Bett nieder und starrte die Decke über mir an, fragte mich, wann ich Cassy wiedersehen würde, überlegte gleichzeitig was ich diesem Paul antun könnte, um ihn zu bestrafen. Töte ich ihn, würde man mich vermutlich austrocknen und wegsperren lassen, so dass ich bis in die Ewigkeit verdammt wäre, doch irgendwas musste ich tun. So aufgelöst wie Cassy gewirkt hatte... das konnte nicht einfach aus dem Nichts gekommen sein. Ich wollte mir einfach sicher sein, dass er Schuld daran trug. Es könnte gewiss auch diese Jill gewesen sein, doch sie steckte sowieso mit dem Mistkerl unter einer Decke, also warum ihn nicht auch gleich dafür bestrafen? Inwiefern wohl Cassys eigener Bruder in der Sache verwickelt war? Hatte er eine Ahnung von dem, was vor sich ging oder nicht? Viel gesehen hatte ich von dem Typen bisher noch nicht, doch Cassy schien ein einigermaßen gutes Verhältnis zu ihm zu haben und ich konnte nur hoffen, dass sie sich nicht in ihm noch bitter täuschen würde.

Kol Mikaelson| Black Rose ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt