19. Kräfte

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Cassidy

Ich hätte mir viele Dinge zugetraut, mich nie unbedingt als schwache Person angesehen oder gar als feige, immerhin arbeitete ich in einer psychiatrischen Anstalt für übernatürliche Kreaturen, doch es gab Dinge, die selbst mir eine gewisse Angst gemacht hatten. Einen Jungen einfach so von sich aus zu küssen, gehörte zu diesen Dingen. Nie hätte ich gedacht, dass ich mutig genug wäre jemanden zu packen und zu küssen, dass ich es schaffen würde so einen bedeutenden, ersten Schritt zu wagen. Die Angst weggestoßen zu werden, mich zu blamieren, irgendwas falsch zu machen, sie war immer zu groß gewesen und doch stand ich nun hier. Ich stand vor Kol, einzig Gitterstäbe trennten uns und doch hielt ich sein Gesicht in meinen beiden Händen, hatte meine Lippen auf seine gelegt und küsste ihn. Für zwei grauenvolle Sekunden glaubte ich mein Albtraum würde wahr werden, er würde mich wegstoßen, mich auslachen, angewidert sein, verärgert sein, irgendwas dergleichen, doch stattdessen schien er sich nach diesen zwei elendig langen Sekunden zu fangen, erwiderte den Kuss endlich, erlöste mich von meinen Sorgen und Ängsten, ließ mich stattdessen Dinge fühlen, die neu waren. Ich hatte vor Kol schon mit anderen Typen Küsse getauscht, war nicht komplett unerfahren, die anderen Typen waren auch nicht ganz unerfahren und doch war das hier was anderes. Dieser Kuss hier war auf so vielen Ebenen was anderes als alles, was ich bisher auf irgendeine Weise hatte und ich wusste wirklich nicht wieso.

Vielleicht war es die Art wie er seine Hände besitzergreifend an meine Taille legte, seine Finger regelrecht durch mein Oberteil in meine Haut verbohrte. Vielleicht war es die Tatsache, wie er es schaffte pures Verlangen vermischt mit einer fast schon brennenden Leidenschaft mit einer gewissen Süße, Unschuld zu verpacken, die mich benebelte. Dass seine Lippen himmlisch schmeckten, mit meinen perfekt zu harmonieren schienen, machte nichts hiervon besser, leichter. Es war eher als hätte ich mein Suchtmittel gefunden, es erschien mir unmöglich mich je wieder von ihm zu trennen, mich je wieder von ihm zu entfernen und umso mehr presste ich mich an die Gitter, versuchte verzweifelt so viel es ging von seinem Körper zu spüren. Ich wollte ihm zeigen, wie sehr er sich in meinen Kopf gebrannt hatte, wie dankbar ich ihm war mich gerettet zu haben, wie wichtig er mir einfach war und in meinen Augen würden Worte das niemals genug ausdrücken können, weswegen ich es mit dieser Aktion versuchte zu zeigen. Leicht irre war ich bei alledem wohl auch. Ich küsste hier immerhin einen Patienten, dazu noch Kol Mikaelson, einen Urvampir. Er war einer der gefährlichsten Personen der Welt, könnte mich mit Leichtigkeit, so wie ich mich ihm anbot, töten, mir in weniger als einer Sekunde das Genick brechen, mir jeden Tropfen Blut stehlen, doch ich vertraute ihm absurderweise, wusste nicht wie schlau das war, doch ich war schon zu sehr in seinem Bann, hatte mich zu sehr verloren, würde sowieso nie wieder aus dieser Lage herauskommen können.

„Womit habe ich das denn verdient?", fragte Kol mich, als ich mich notgedrungen von ihm löste, völlig zerzaust nach Luft rang, er seine Hände immer noch an meiner Taille hielt und ich meine an seinem Gesicht.

„Es ist einfach so über mich gekommen", brachte ich nach Luft japsend hervor, drohte zu vergehen bei seinem himmlischen Lächeln.

„Das kann dir gerne öfters passieren", merkte er an und ich seufzte glücklich auf, als er seine Lippen wieder auf meine senkte, mich erneut leidenschaftlich küsst. Oh, bei meiner Seele, das hier war die pure Sünde. Kol war die pure Sünde und ich konnte nicht widerstehen, nicht stark bleiben. Ich klammerte mich nur noch fester an ihn fest, krallte mich fast schon an seinem Gesicht fest, was ihm einen Laut entlockte, das Ähnlichkeiten mit einem Knurren hatte, mir eine Gänsehaut bereitete und ich wollte gar nicht wissen, wie schnell mein Herz mittlerweile schlug, wie er das hören musste, mir anmerken musste, wie hibbelig ich hiervon war.

„Ich kann nicht glauben, was ich hier tue", brachte ich hervor, als wir uns wieder voneinander lösten, es mir vorkam, als würden wir schon seit Stunden aneinanderkleben.

Kol Mikaelson| Black Rose ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt