11. Das Fest

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Cassidy

Kritisch musterte ich die verschiedensten bunten Kleider vor mir und fasste immer mal wieder den Stoff von einem an, schaffte es dennoch nicht auch nur eines von ihnen als schön zu empfinden. Alles war mir entweder zu bunt, zu kurz, besaß einen grauenvollen Schnitt, einen widerlichen Stoff oder irgendein anderes Makel, weswegen ich es nicht kaufen wollte. Das hier war nun schon der dritte Laden, in dem ich war und obwohl ich seit geschlagenen vier Stunden zusammen mit May shoppen war, hatte ich bisher nichts gefunden, während sie selbst gerade ihr viertes Kleid zum Kauf bereit ansprobierte, obwohl sie ganz sicher keine vier Kleider benötigen wird für das Fest der Sonnenwende, das schon morgen Abend stattfinden wird und für das ich nach wie vor einfach nichts passendes zum anziehen fand. Ich war eben zu wählerisch oder eben einfach nicht für Kleider gemacht. Ich fand sie ja ganz schön, doch mich so fein zu machen, es passte nicht zu mir. Ich war lieber jemand, der in übergroßen Pullis, dunkler und schlichter Kleidung verschwand, als mich wie ein Püppchen herzurichten. Genau in dem Punkt unterschied ich mich wohl am meisten von meiner rothaarigen Freundin, die genau das über alles liebte und wenn sie könnte mich wohl schon längst in ihre persönliche Barbiepuppe verwandelt hätte.

„Und? Wie findest du das?", fragte May mich gut gelaunt und beim Erklingen ihrer Stimme, wandte ich mich von den Kleidern ab und drehte mich zu ihr. Sie war nun gehüllt in einem dunkelgrünen, sehr schlichten Kleid, das perfekt zu ihren Haaren passte, ihre Kurven an den richtigen Stellen betonte und sie noch hübscher aussehen ließ, als sie es sowieso schon war und das obwohl ich das Kleid bevor sie es angehabt hatte nicht einmal als sehr schön empfunden hatte, doch kaum trug sie es, wirkte es wie eines der schönsten Kleider, die je existiert hatten.

„Es ist unfassbar schön. Wenn du nicht schon einen Haufen Kleider gekauft hättest, würde ich dir raten es dir gleich einpacken zu lassen."
„Man kann doch nie genug Kleider haben, Cassy", erwiderte May schmunzelnd von meiner Antwort und verschwand wieder hinter dem Vorhang der Kabine.

„Das sehe ich ganz anders."
„Du würdest auch am liebsten ein Kleid haben, das die Form eines übergroßen Pullis hat, aber das kannst du vergessen, Fräulein, nicht wenn ich dabei bin."
„Ich finde nur aber kein Kleid, das mir gefällt", rief ich frustriert aus, denn langsam hatte ich wirklich keine Lust mehr, wollte nur noch Heim dürfen.

„Dann suche ich gleich eines für dich aus. Du bist mir heute sowieso viel zu abgelenkt, wahrscheinlich sind dir ein Haufen hübscher Kleider so entgangen", bemerkte sie weiter und trat auch schon wieder fertig umgezogen aus der Kabine heraus. Wow ging das schnell. Wenn ich mich in einer Umkleide umzog, dann brauchte ich jedes Mal gefühlt Jahre dafür.

„Ich bin nicht abgelenkt und ich bezweifle irgendein Meisterstück übersehen zu haben", verteidigte ich mich, musste dabei jedoch lächeln, doch May so vertieft in ihrer Lieblingsbeschäftigung zu sehen, es war ein amüsanter Anblick.

„Und wie du abgelenkt bist. Und wenn du mir jetzt sagst wieder an Kol zu denken, dann zwinge ich dich dazu etwas Rosanes beim Fest zu tragen", erwiderte May schnippisch und empört sah ich sie an. Die Sache mit Kol war etwas, was nach wie vor zwischen uns lag. Ich hatte ihr erst vor wenigen Tagen darüber berichtet, wie sehr er mich verwirrte, wie ich öfters an ihn dachte, als ich sollte, sogar von ihm träumte und wie zu erwarten hatte sie es nicht gut gefunden gehabt. Sie war besorgt um mich, meinte ich solle mir das alles schnell aus dem Kopf schlagen, doch leider funktionierte das nicht so schnell. Sie verstand eben nicht, dass Kol mein seltsamster Patient überhaupt darstellte, dass ich eine so andere Bindung zu ihm besaß, als zu jedem anderen und natürlich war mir bewusst, dass man ihm nicht trauen konnte, er gefährlich war, doch ich konnte schließlich nicht von heute auf morgen patzig zu ihm sein und das völlig grundlos.

Kol Mikaelson| Black Rose ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt