Cassidy
Ich hatte meinen Eltern davon berichtet, was für einen enormen Fortschritt ich mit Dina erreicht hatte, doch seltsamerweise haben sie sich kaum gefreut, es sich zumindest nicht anmerken lassen. Meine Versuche ihnen mitzuteilen, dass sie andere Hilfe als die von uns bräuchte, haben sie auch einfach ignoriert. Es war nervig wie wenig man mir Bedeutung schenkte, wie wenig Würdigung ich für meine Arbeit erhielt, doch was hatte ich erwartet? Hätte jemand anderes das vollbracht, wäre hier vermutlich eine Feier geschmissen worden, doch ich war nur das dumme Mädchen, das hier völlig fehl am Platz war und besser endlich gehen sollte. Es war ein wenig frustrierend, doch nichts neues für mich, ich war dieses unfaire System bereits gewöhnt und hatte mich damit abgefunden, wie es hier zu sich ging, auch wenn es mich frustrierte, dass ich so wenig für Dina tun konnte.
Eigentlich hatte ich heute vorgehabt jetzt dann Kol irgendwie wieder aufzusuchen, zu sehen, wie es ihm in dieser Isolation erging, doch stattdessen führte mich mein Weg nun wo anders hin, als ich durch May erfahren hatte, dass Mrs. Jones offenbar sich seit gestern kränklich fühlt. Die alte Hexe war mir einer meiner liebsten Patienten hier, war sehr alt und ich musste sie deswegen einfach aufsuchen, mich vergewissern, dass sie wohlauf war, auch wenn ich damit meine einzige Möglichkeit Kol heute zu sehen opferte, doch dann würde ich es eben einfach morgen versuchen. Es tat mir zwar weh ihn einen weiteren Tag allein zu lassen, aber wir würden es beide verkraften. Ich wusste nicht so recht, was mich erwarten würde, wenn ich die alte Hexe besuche, ob es sehr schlimm sein würde oder es nur eine leichte Erkältung war, doch bei jemanden in ihrem Alter musste man sich sorgen. Ich sperrte ihre Zelle auf und sah sie schon nicht wie gewohnt auf ihrem Bett sitzen und entweder Stricken oder Lesen, nein, heute lag sie, zugedeckt unter ihrer selbst gestrickten Decke, wirkte blass und erschöpft. Sie war eindeutig krank und es besorgte mich.
„Ist heute wieder unser Treffen?", fragte sie überrascht mich zu sehen, „Ich dachte wir hätten noch ein paar Tage bis dahin."
„Haben wir auch, aber ich hörte, dass es Ihnen nicht gut ging, also bin ich gekommen", sagte ich lächelnd und ließ mich auf den Stuhl vor den Gittern nieder, sah wie sie leicht lächeln musste.„Du gutes Mädchen bist wahrlich zu sanft für so einen schrecklichen, schrecklichen Ort."
„Wie geht es Ihnen denn?", fragte ich, ohne auf ihr Gesagtes einzugehen und sie lachte trocken auf.„Wie soll es mir schon gehen? Ich befürchte, dass ich dieses Gebäude niemals wieder verlassen werde, eine weitere eingesperrte Seele an diesem grauenvollen Ort sein werde."
„Sagen Sie doch so etwas nicht", rief ich schockiert aus, wollte nicht, dass sie von Abschied nehmen oder irgendwas dergleichen sprach. Sie war wie eine Großmutter für mich. Sie zu verlieren wäre grausam. Ich wusste ja, dass sie nicht grundlos hier eingesperrt wurde, aber es bedeutete nicht, dass ich sie nicht dennoch gernhatte, auch wenn sie kein guter Mensch war, doch das war Kol auch nicht.„Wieso nicht? Es ist wie es ist, man kann daran nichts ändern, Cassidy. Ich bin alt, ich bin kränklich und es wird mein Ende sein. Es ist nur schade um die Ewigkeit in Gefangenschaft."
„Ewigkeit?", fragte ich irritiert von ihren Worten, verstand den Sinn nicht wirklich dahinter.„Dieses Haus, hier zu sterben wäre eine unschöne Angelegenheit mit all den Bannen, die hier liegen."
„Was passiert denn, wenn man hier stirbt?", fragte ich neugierig und ehrfürchtig zugleich nach, hatte nie darüber nachgedacht wie es wäre in dieser Anstalt zu sterben, was wäre bei all den Zaubern, die hier in der Luft liegen.
„Du bist gefangen. Auf ewig in diesen Mauern gefangen, wirst nie Ruhe finden, es ist keine schöne Sache, gar keine schöne Sache, aber ein Schicksal, mit dem ich mich wohl abfinden werde", sagte sie bedauernd und ich lehnte mich zurück, wusste nicht, was ich sagen sollte. Auf ewig als Geist in diesem Haus eingesperrt zu sein klang fürchterlich, einsam, schaurig. Es war nichts, was ich mir wünschen würde, irgendwem wünschen würde. Keinen Frieden zu finden und das jemals, es war grauenvoll.
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Kol Mikaelson| Black Rose ✓
FanfictionKol Mikaelson|| „Traue niemals einem Vampir. Es wird dein letzter Fehler gewesen sein, Prinzessin." Eine psychiatrische Anstalt, geleitet von Hexen, geschaffen für übernatürliche Wesen. Hinter den Mauern von Black Rose passieren viele schreckliche D...