20. Pläne

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Kol

Niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass ein simpler Kuss mit einer Frau mir mehr bedeuten könnte, dass es für mich einen Kuss gab, der nicht nur Mittel zum Zweck darstellte, ich mehr durch diesen empfand und doch ertappte ich mich selbst Stunden später noch dabei, wie ich an Cassy dachte, an unseren Kuss dachte. Ich hatte viele Leute zu meiner Lebzeit geküsst, unzählige, würde mich niemals mehr an jeden dieser Küsse erinnern können, wusste nicht einmal mehr mit wem ich meinen Ersten gehabt hatte und doch hatte dieser eine es geschafft mich mehr zu bewegen als irgendeiner zuvor. Wieso? War es, weil ich so lange nun hier eingesperrt war und sie der einzige Körperkontakt darstellte, den ich bekam? War ich schon so am Ende von dieser Zelle, dass dieses Bisschen Nähe mich schwach werden ließ? Es konnte auch einfach die Tatsache sein, dass Cassy sowieso mehr in mir bewegte, als sie es sollte, dass sie mir wichtig war, ich sie gernhatte, die Zeit mit ihr zu schätzen wusste und so war mir der Kuss vielleicht einfach wichtiger gewesen als irgendein Kuss zuvor, weil sie mir wichtiger war.

Es war kompliziert, so viel stand fest, verwirrte mich, doch ich würde meinen Plan auch weiter beibehalten, kam diesem nur näher durch, dass sie wohl sehr angetan von mir war. Wenn ich sie völlig in meinen Bann zog, auf meine Seite zog, sie würde alles tun, um mir hier raus zu helfen, würde für mich ihre Familie und ihren Zirkel hintergehen. Ich lächelte von diesem Gedanken, stand von dem modrigen Bett auf und schritt zu dem winzigen Fenster, blickte hinaus in die dunkle Nacht. Bald würde ich wieder frei sein, würde machen können, was ich wollte, würde meine Rache kriegen, nur was würde ich mit Cassy anfangen, wenn ich das erst einmal erreicht hätte? Ich war unsterblich, sie nicht. Selbst wenn wir zusammenbleiben würden, wie lange würde das funktionieren? Wie lange würde sie bei meinem Lebensstil mitmachen? Sie würde den freien Kol niemals ertragen, mögen und ich wusste nicht wie sehr wir zusammen in Freiheit funktionieren sollten. Ich war immerhin ein Urvampir, hatte Feinde, hatte einen ungewöhnlichen Lebensstil und sie war ein junges, unschuldiges Mädchen, verdiente mehr als so ein Leben. Es waren jedoch Dinge, über die ich mir später den Kopf zerbrechen sollte, erst musste ich immerhin hier raus, musste Cassy beibringen ihre Kräfte zu nutzen, ansonsten würde das nie funktionieren und erst dann würden wir weiter schauen können.


Ich schlief die Nacht kaum, war zu sehr in Gedanken über die weiteren Pläne, verfiel zu oft in Erinnerungen an den Kuss, daran, wie sehr ich Cassy vermisste, sie hier haben wollte, doch nun würde ich sie ja bald sehen. Heute würde sie wieder herkommen und ich hätte etwas Zeit mit ihr zusammen. Ich wusste nicht, wie sie reagieren würde bei der Sache, ob sie so tun würde als wäre der Kuss nie gewesen, ob sie dachte wir wären nun ein Paar, was absurd wäre, doch was war das zwischen uns denn sonst? Was dachten junge, naive Mädchen denn nach solchen Sachen? Üblicherweise hatte ich mir nie den Kopf zerbrechen müssen über so etwas, doch Cassy war eben anders.

Ich zuckte zusammen, als die Türe überraschend aufging und besagte Person schon eintrat. Das war ja früh, sie war nie so früh hier, doch was spielte es für eine Rolle, sie war da!

„Cassy", sagte ich dennoch überrascht, stand auf und umklammerte wie üblich die Gitter, sah zu der braunhaarigen Schönheit, die übers ganze Gesicht strahlte, noch nie so glücklich gewesen war wie jetzt.

„Hi", begrüßte sie mich freudig und ich fragte mich, was es mit ihrer guten Laune auf sich hatte, ob es an mir lag, dem Kuss, irgendwas anderem?

„Woher kommt denn deine gute Laune?", fragte ich, musterte sie und lächelte wie von alleine so bildschön sah sie aus, wenn sie so am Grinsen war, wenn sie vor Energie nur so trotzte. Ich wünschte sie immer so sehen zu können, der Grund sein zu können, dass sie so lächeln musste. Es war ein schöner Anblick.

Kol Mikaelson| Black Rose ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt