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Ich krallte mir meine Kippenschachtel aus meinem Rucksack und zündete mir eine an, während ich seufzend den Weg in Richtung Zuhause einschlug.

Aber diese Richtung änderte sich schnell und brachte mich zu dem Viertel, das mich endgültig verdorben hatte.

"Yoo, Kooks. Na wie läufts, du Teilzeitvater?", neckten mich Yoongi und Hoseok, als ich zu ihnen in ihre WG kam und mich nach einem Handschlag auf die Couch fallen ließ.

"Ich hör euch so schlecht. Diese Fratzen schaden meinem Trommelfell mehr als das Gras meiner Lunge", lachte ich nur und der minthaarige warf mir ein Bier und ein Tütchen zu.

"Oha, großzügig, Min Yoongi", staunte ich, als er mir, ohne dass ich vorher nachfragen musste, einen Joint gab.

"Ich denke, den kannst du gut gebrauchen", meinte er, schnappte sich auch eine Flasche, sowie Hoseok, und sie beide sich dann zu mir gesellten.

"Diese Sozialstunden ziehen sich länger als mein Tod vermutlich... Erzählt mir was. Was gibts neues vom Viertel hier?".
Sie sahen sich zuerst gegenseitig an und schienen zu überlegen, doch zuckten nur die Schultern.

"Nichts eigentlich. Immernoch dieselben Drogendealer und dieselben Alltagssituationen", zuckte Yoongi die Schultern und nahm einen Schluck.

"Der Puff vom Viertel stellt immer mehr Minderjährige ein. Traurig, was aus uns allen geworden ist", gab Hoseok hinzu und ich seufzte.
"Definitiv... Aber bevor ich mich prostituiere, verrecke ich lieber alleine in der Kanalisation. Ich lasse mich sicher nicht von irgendwelchen alten notgeilen Opas angrabschen, bah", schüttelte ich nur den Kopf und die beiden stimmten mir zu.

"Prostitution ist wirklich einer der letzten Optionen, die Menschen machen, um an Geld ranzukommen. Und ich sags dir, mit der Prostituition hast du dann dein endgültiges Todesurteil unterschrieben".
Ich hob die Brauen und wandte mich neugrierig zu dem minthaarigen.

"Wie meinst du das?", wollte ich wissen und er schluckte erst sein Bier, bevor er mir antwortete.

"Ich war mal mit jemandem zusammen, der auch ziemlich abgestürzt ist und ich ihm dabei regelrecht zusehen hab müssen. Ich liebte ihn wirklich sehr, obwohl er ein Stricher war. Zuerst verdiente er sich sein Geld in einem Bordell, die zahlten aber nicht gut. Dann ging er auf den Strich vom Ost-Bahnhof hier. Irgendwann stellte er sich zum Autostrich und das war einer der Gefährlichsten. Wenn man in so ein Auto einsteigt, weiß man nie, ob man jemals wieder aussteigen wird und ab da an stritten wir sehr viel. Ich wollte, dass er aufhört und ihm helfen? doch er war zu tief drin. Zu sehr darauf fixiert, Geld zu verdienen und noch dazu hatte er Stammkunden, die psychisch gestört waren und ihn eigenhändig umgebracht hätten, wenn er ihnen nicht mehr dienen wollte...", erzählte er und ich schluckte.

"Und... wie ist es dann weiter gegangen?", fragte ich und Yoongi blickte zu seiner Bierflasche, wobei er tief Luft holte.

"Er hat sich das Leben genommen".

Sofort waren alle still und keiner fragte mehr etwas nach.

So saßen wir hier und hörten uns Geschichten von anderen Personen an.

Im Prinzip aber war es unsere eigene Geschichte, an der wir früher oder später ebenfalls zu Grunde gehen werden.

dunkelbunt  ᵏᵒᵒᵏᵗᵃᵉWo Geschichten leben. Entdecke jetzt