41. Kapitel

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Besorgt wartete ich in der Notaufnahme und hoffte auf irgendwelche Auskünfte, doch Fehlanzeige.

"Lass uns heim gehen, na los."
"Ich kann ihn hier nicht alleine lassen. Er hat niemanden der sich um ihn kümmert, ich muss hier bleiben."
"Lina sie lassen dich aber nicht zu ihm."
"Sie werden keine andere Wahl haben, denn ich werde hier nicht eher weg gehen."
"Was hast du nur mit diesem Typ."
"Er hat mir geholfen, damals. Er war für mich da, hat mir geholfen die Zeit im Krankenhaus herum zu bringen und er gehört praktisch zur Familie."
"Lina,willst du hier etwa die ganze Nacht warten?"
"Wenn es sein muss, dann ja. Du kannst ruhig nach hause fahren, ich komm' hier alleine klar."
"Sicher?"
"Ja, na los!"

Sie umarmte mich und dann verschwand sie auch schon mit Lukas.

Die Notaufnahme leerte sich und ich blieb als einzige sitzen.

"Was kann ich für sie tun?"
"Ich warte nur das mir jemand sagt wie es Ravi geht."
"Sie haben den jungen Mann vorhin hierher gebracht?"
"Ja, nach einer Prügelei ist er plötzlich zusammengebrochen."
"Ich muss Ihnen leider mitteilen das wir ihn Notoperieren mussten, weil seine Milz gerissen ist."
"Wie geht es ihm?"
"Er ist leider vor einer halben Stunde verstorben. Mein aufrichtiges Beileid."
"Nein, das kann nicht sein!"
"Es tut mir leid.."
"K-kann ich ihn noch einmal sehen, bitte?"
"Ja,die Schwester wird sie begleiten."

Ich folgte der Schwester.

"Sind sie bereit?"

Ich nickte.

Sie nahm das weiße Laken von seinem Gesicht und dann sah ich ihn.

Ich brach sofort in Tränen aus, da die Erinnerung an ihn mich überkam.

Das kann einfach nicht wahr sein, ich träume. Bitte weckt mich aus diesem Alptraum auf.

Ich verlies das Krankenhaus und hoffte, dass das alles nur ein Riesen großer schlechter Witz war.

Ich setzte mich mitten in der Pampa auf einen der Fußwege und ließ den Regen auf mich prasseln.

Lukas stand aufeinmal neben mir.

"Was hat das Leben für einen Sinn, wenn einem alles genommen wird.." sagte ich und starrte auf den Asphalt.

Er schaute mich an.

"Was ist passiert?"
"Er.. er ist Tod.. "
"Aber.. wie?"
"Seine Milz ist gerissen schon bevor wir im Krankenhaus angekommen sind, daraufhin ist er bei der Not OP gestorben.."

Meine Tränen liefen mir die Wange hinunter,doch der Regen verdeckte sie.

"Lass mich dich nach hause bringen, bitte."

Ich schaute ihn an und nickte nur zögerlich.
...

Die Nacht wurde der komplette Horror für mich.
Ich konnte nicht schlafen und wenn ich kurz einschlief träumte ich von Ravi und fing an zu weinen.

Lukas blieb die Nacht bei uns und schlief auf der Couch im Wohnzimmer.

Als ich gegen 4 Uhr in die Küche ging und mir was zu trinken holen wollte stand er plötzlich auf.

"Ich wollte dich nicht wecken, tut mir leid.." stieß ich in der Stille hervor und schloss den Kühlschrank wieder.

Ich ging zurück in mein Zimmer und ließ mich auf mein Bett fallen.

Lukas folgte mir und blieb vor meinem Bett stehen.

"Wie geht's dir?"
"Beschissen.."

Ich setzte mich auf und lehnte mich an die Wand an.

Lukas tat es mir gleich.

"Der Schmerz vergeht, die Narben bleiben.." sagte ich und seufzte.

"Die besten Sterben immer zuerst."
"Das weiß ich leider nur zu gut.."

Ich starrte auf die Bilder neben meinem Bett.

"Ist das deine Familie?" fragte er.

"Ja."antwortete ich kurz.

Mein Handy klingelte und ich sah das mein Bruder mich anrief.

"Willst du nicht ran gehen?"
"Ich ruf ihn später zurück, dass weiß er auch."

Ich stand auf und nahm mir ein paar frische Sachen aus meinem Schrank.

"Ich geh dann mal ins Bad.."

Er nickte und ich verschwand.

Ich lehnte mich auf das Waschbecken nachdem ich die Tür abgeschlossen hatte.

Ich starrte in den Spiegel.

Was mach ich hier nur noch?

Ich zog mir mein Shirt aus und betrachtete die reichlichen Narben die meinen Körper zeichneten.

Die Schussverletzung, die frische Narbe vom Bombenanschlag, die Narbe an meinem Arm von Devons Nägeln, die Transplantations Narbe und und und.

Jede einzelne Narbe hat mein Leben verändert, wenn auch vielleicht nur für kurze Zeit.

Es klopfte an der Tür und Sabrina rief nach mir.

"Alles gut da drinnen?"
"Ja.."sagte ich und seufzte leicht, bevor ich meine Morgenroutine durchführte.

Als ich das Bad verlassen hatte ging Sabrina ins Bad und ich lief zurück in mein Zimmer wo ich meinen Bruder zurück rief.

"Was gibt's?"
"Wie geht's dir?"
"Gut,wieso? Stimmt was nicht?"
"Matt hat mich angerufen."
"Und?"
"Jasper und Marry haben sich getrennt.."
"WAS! Wieso?!"fragte ich entsetzt.

"Keine Ahnung.. das hat er mir nicht gesagt."

Ich glaub ich raste gleich aus.

"Ich muss Auflegen, die Uni beginnt gleich."
"Gut, schönen Tag dir noch!"
"Danke, dir auch.."

Ich legte auf.

Das einzige Paar was mir den glauben an die Liebe geschenkt hat, hat sich nach 8 Jahren getrennt. Das kann nicht wahr sein!

"Kommst du? Lukas fährt uns."
"Bin schon da.."

Ich stand auf, zog mir meine Schuhe an und ging den zweien hinterher.
...

Die Vorlesungen nahmen kein Ende und ich war heilfroh als ich es geschafft hatte.

"Lina? Lina!" rief Tyson mir hinterher.

"Ja?"
"Hier, das Material."
"Shit, das hab ich ja total vergessen,danke!"
"Kein Problem!"
"Hoffe du hast heute morgen nicht allzu lange gewartet."
"Keine sorge."
"Vielen Dank nochmals!"

Ich ging nach draußen und sah Lukas, wie er an seinem Audi lehnte.

"Was machst du denn hier?"
"Hab auf dich gewartet."
"Wieso ausgerechnet auf mich?"
"Sabrina ist mit meinem Kumpel abgehauen."
"Und ich war jetzt die Ausweichmöglichkeit?"
"Nein! Ich hab ihn extra mitgebracht."
"Weil?"
"Sabrina ist nicht so mein Typ."
"Ah ja, okay."

Er versuchte mir alles zu erklären doch er machte es nur schlimmer.

"Ich bin eigentlich nur wegen dir hier."sagte er schlussendlich.

"Wärst du bereit dazu mit mir was zu machen?"

Alle auf dem Campus starrten uns schon an.

Ich zuckte mit den Schultern.

"Warum nicht. Ablenkung könnte ich momentan gut gebrauchen."

-Lina?-
Mh?
-Das hast du gerade laut ausgesprochen.-
Ups.

Das Ende vom Anfang Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt