45. Kapitel

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"Ich hab niemanden mehr, wenn sie alle weg sind. Ich weiß nicht was ich machen soll.. sie sind meine Familie..
Wo soll ich jetzt bitte hin?"
"Keine sorge, du kannst mit zu uns kommen."

Ich schaute die beiden an und verkniff mir die Tränen.

"Danke.."erwiderte ich und stand langsam vom Gehweg auf.

Als wir gerade einsteigen wollten klingelte mein Handy.

Lukas rief mich an.

"Hey!"
"Hey.."
"Was ist passiert?"
"Es ist alles zu spät.. ich bin zu spät."
"Lina, soll ich nachkommen?"
"Nein, bleib du in Köln. Du musst arbeiten, ich schaff das schon.."
"Bist du dir sicher?"
"Ja.. ich muss jetzt auch auflegen, tut mir leid. Ich wünsche dir einen schönen Tag.."
"Danke, lass den Kopf nicht hängen!"
"Mh.. tschau."

Ich stieg in Geralds wagen.

"Wer war das?"
".. ein Freund.."sagte ich kurz und knapp und dann fuhren wir auch schon los.
..

Es war kurz vor Mitternacht und ich saß auf dem Dach des Studios und versuchte mit der ganzen Situation klar zu kommen.

"Wusste ich doch, dass ich dich hier finde."

Ich schaute hinter mich und sah G.

"Was machst du hier?"
"Ich hab dich gesucht,da du ja nicht mehr im Gästezimmer warst."

Er gab mir einen Schlüssel.

"Nur damit du auch wieder bei mir rein kommst. Nicht das du draußen übernachten musst."sagte er und grinste.

"Danke.."

Ich nahm den Schlüssel an mich und fuhr die Umrisse mit meinen Augen nach.

"Was hast du vor?"fragte Gerald plötzlich.

"Das Studio retten und meine Familie wieder vereinen."
"Klingt machbar."
"schön wärs..
Ich weiß nicht wie ich die Raten des Studios nachzahlen soll, wenn ich keine Crew habe geschweige denn Leute die Kurse bei mir machen wollen."
"Da fällt uns sicherlich etwas ein."

Er stupste mich von der Seite an und grinste.

Ob ich es ohne ihn jemals schaffen würde?
...

Der nächste Tag brach an und ich stand gegen 7 Uhr auf und machte mich frisch.

"Guten Morgen.."gab Gerald von sich als er völlig zerzaust seine Küche betrat.

"Wo ist Ash?"
"Ash schläft noch gemütlich."

Ich kicherte.

"Und warum schläfst du nicht? So zerstört wie du aussiehst hast du dringend Schlaf nötig."
"Einer muss ja den Fahrdienst für dich machen."
"Ich komme auch ohne Fahrdienst überall hin."
"Und wie?"

Ich zeigte auf seine Boards die im Wohnzimmer hingen.

Er seufzte.

"Du bist die einzige der ich eins meiner Babys anvertraue, verstanden?"

Ich lachte.

"Übertreib nicht gleich, du bist doch bestimmt ewig nicht mehr gefahren und kannst es wahrscheinlich nicht mal mehr."
"Du aber?"
"Klar, ich fahr jede Woche einmal.
Irgendwas brauche ich ja um den Kopf frei zu bekommen, wenn alles den Bach runter geht."

Ich ging zurück ins Gästezimmer und packte ein paar Sachen in meinen Rucksack.

"Lina?"
"Gerald."
"Es tut mir leid.."
"Was tut dir leid? Du hast doch garnichts gemacht,geschweige denn kannst du was dafür."
"Ich fühle mich trotzdem verantwortlich für dich."
"Gerald, ich bin 21."
"Und?"

Ich ging an ihm vorbei und zog meine Schuhe im Flur an.

Gerald brachte mir ein Board.

"Mach vorsichtig."
"Keine Sorge, ich bringe es heil zurück."
"Das meine ich nicht."
"Gerald!
Kommt bitte gegen 14 Uhr ins Studio,dann zeig ich euch die Choreographie."
"Geht klar, wir sind da."
"Gut, bis später!"

Ich machte mich auf den Weg und begann mit meinem Plan, der noch nicht wirklich ein kompletter Plan war.

Ich machte mich auf den Weg ins Krankenhaus zu Jasper.

Innerlich war ich komplett nervös, weil ich auf alles vorbereitet war und nicht ahnte wie sich alle verändert hatten.

Mein Herz raste als ich am Empfang nachfragte ob Jasper da seie.
Die Krankenschwester schien erstaunt zu sein und sagte mir das er im Raum 255 war.

Ich ging das Krankenhaus auf und ab, bevor ich den Mut hatte zu ihm zu gehen.

Vorsichtig klopfte ich an seine Tür.

"Ja?"

Ich öffnete sie langsam und sah ihn.

Er war dünner geworden, noch dünner als er eh schon war.

Überrascht sah er mich an.

"Lina!"
"Jasper.."

Ich umarmte ihn sofort und fing an zu weinen.

"Hey, was ist los?"
"Sag das ich mich täusche, bitte."

Ich schaute ihm ins Gesicht und sah wie sich seine Miene änderte.

"Ich brauch nicht zu studieren um zu wissen das du hier bist, weil du krank bist..
Sag mir was du hast, bitte.."flehte ich ihn an.

"I-ich hab.. ich hab Krebs.."

Mir liefen die Tränen.
Eine nach der anderen verließ mein Auge und rollte über meine Wange, bis sie am Ende von meinem Gesicht tropfte.

"Sag mir, dass das nicht wahr ist.."

Ich umarmte ihn und weinte mich an seiner Schulter aus als er mir nicht widersprach.

"Sch.."
"Warum hast du nichts gesagt,mh!
Warum hast du mich nicht angerufen? Ich hätte sofort alles stehen und liegen gelassen um für dich nach LA zu kommen.
Sag mir warum?!"
"Ich wollte nicht das du alles aufgibst nur um bei mir zu sein. Ich schaff das schon."
"Du weißt genau wie ich , wie hoch deine Überlebenschancen sind.."

Er seufzte und gab mir einen Kuss auf die Stirn.

"Wusste Marry davon?"

Er schüttelte langsam seinen Kopf.

"Wusste überhaupt jemand davon?"
"Nein.."
"Sie wissen alle nichts davon?
Wie lange weißt du es schon?"
"5 Monate.."
"Hast du deswegen.."

Er nickte.

"Wieso verdammt hast du nichts gesagt!"

Ich schlug verzweifelt gegen seinen Oberkörper und weinte erbitterlich.

"Du kannst mich nicht alleine lassen! Was mach ich ohne dich? Jasper warum hast du mir nichts gesagt, ich wäre da gewesen für dich.."
"Du hattest eigene Probleme.."

Er zog ein Stück meines T-shirts hoch und zeigte auf die Narbe.

"Du wusstest davon?"
"Ich war da, wenn Gerald nicht da war."

Ich fuhr mir durch meine Haare und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen.

"War überhaupt jemand in der Zeit da?"
"Nein, es wusste niemand und sollte auch niemand wissen."

"Liebst du Marry?"fragte ich ihn nach kurzem schweigen.

"Ich hab nie jemand anderes so geliebt wie sie.."

Er versuchte äußerlich zu lachen doch ich wusste, dass innerlich sein Herz blutete und der Gedanke an seinen Tot ließ mich noch mehr erzittern.

Das Ende vom Anfang Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt