The End

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Ihr Puls raste, kalter Schweiß stand auf ihrer Stirn, während sie doch noch einmal zu der Tür herumfuhr, durch die sie gekommen war, denn sie hatte sich knarrend und quietschend geöffnet.
Ein verzweifelter Laut entfleuchte ihrer trockenen Kehle, als sie Henry erblickte, der unmöglich hier sein konnte und sie würde kein zweites, drittes, viertes Mal auf diese Illusion hereinfallen!
Dennoch schien für einen irrealen Moment die Zeit stehen zu bleiben, in diesem irrealen Moment schien alles normal, in diesem irrealen Moment fühlte sie sich trotz allem sicher, doch das alles war nur Einbildung! Zu oft hatte sie sich in trügerischer Sicherheit gewogen und jedes Mal bekam sie dafür einen Denkzettel.
„Ich wünschte, du wärst echt..." hauchte sie und besah sich den jungen Mann, der verwundert eine Augenbraue nach oben zog und auf sie zukommen wollte, doch sie stoppte sein Tun, indem sie warnend die Arme nach vorn streckte und ihn mit einem lauten „Nein!" zum Halt zwang.
„Juna!" zischte er leise und sie vernahm sehr wohl den Nachdruck in seiner Stimme. „Verdammt! Wir müssen weg hier!"
Sie sah sehr wohl den Angstschweiß auf seiner Stirn und schien beinah fasziniert von der Echtheit dieses Trugbildes.
Er griff nach ihrer Hand, was sie geschehen ließ.
Ihre Gedanken waren verworren. War Henry nun echt, oder war es der Clown in einer seiner vielen Gestalten?
Sie holte aus und im nächsten Moment erfüllte der Schall einer Ohrfeige den Raum.
„Wofür war die?" schnauzte die Gestalt vor ihr und rieb sich die, wohl schmerzende Wange.
Doch sie kam nicht dazu, diese Frage zu beantworten, stattdessen fixierte sie einen Punkt über seinem Kopf an, der nicht so aussah, wie er eigentlich sollte.
Leuchtende Augen waren in der Dunkelheit erschienen...
Ihr Blick senkte sich wieder zu Henry, der zu begreifen schien, was sie gesehen hatte, bevor er sich langsam auf sie zubewegte und sich schützend vor sie stellte.
„Glaubst du wirklich, dass er dich schützen kann, kleine Juna?!" kicherte es aus der Dunkelheit.
Er näherte sich! Das grauenhafte Wesen trat ins hereinfallende Licht des Mondes, der alles um sie her in unheimlichen Schein tauchte.
Die Wunde an ihrer Wange begann unweigerlich zu kribbeln und daraus wurde schließlich der Schmerz, den sie an dem Tag verspürt hatte, als Pennywise ihr diese zufügte.
Warmes Blut ergoss sich über ihre blasse Haut.
Tausende Gedanken durchströmten ihren Kopf, doch einer schrie, dass dies ihr Beider Ende wäre... Ihres und Henrys...
Warum war er hier? Woher konnte er wissen, wo sie sein würde?
Ein Lufthauch striff ihr Gesicht, ein Röcheln drang an ihre Ohren, bevor sie realisieren konnte, was gerade geschehen war.
Pennywise' klauenbewehrte Hände hatten sich um Henrys Kehle geschlossen und ihn ein Stück weit hochgehoben, sodass er wenige Zentimeter über dem Fußboden schwebte.
Juna rannte daraufhin einfach los, an dem Alptraumwesen vorbei, den endlos erscheinenden Gang entlang, um dann schließlich mitten auf der alten Holztreppe stehen zu bleiben.
Das Herz schien ihr fast aus der Brust zu springen, während sie sich fragte, warum sie stehengeblieben war. Sie rief sich Henrys Bild ins Gedächtnis, dachte an das, was er bis jetzt für sie getan hatte und sah angstvoll wieder hinauf. Ihre Fingernägel krallten sich ins morsche Holz des Geländers.
Alles in ihr schrie danach zu flüchten, wegzurennen, so schnell es ihr möglich war.
Mit großer Wahrscheinlichkeit war Henry nicht einmal mehr am Leben. Aber wenn doch...
Nein!
Ihr Körper setzte sich allein treppab in Bewegung, nur um am Ende auf der letzten Stufe stehenzubleiben.
Sie könnte einfach davonlaufen! Der Weg war frei! Sie würde einfach aus Derry weglaufen – egal wohin!
„Ich werde dich immer finden, kleines Menschenkind!"
Es war nur ein Hauch gewesen, ähnlich warmem Wind in einer Spätsommernacht und doch war er erschreckend.
Trotz allem hob und senkte sich ihr Brustkorb in regelmäßigem Rhythmus.
„Gefunden!"
Juna sprang nun vor Schreck von der Treppe und fuhr herum, sah zu dem auf, der ihr dieses Wort ins Ohr gehaucht hatte.
Frisches, noch warmes, dampfendes Blut hatte seinen Mund umgeben, was sie zum Würgen brachte.
Der Gestank von Verwesung und Metall schlug ihr entgegen, als sich Pennywise zu ihr herabbeugte und ihr entgegengrinste.
Wie ein Kaninchen vor der Schlange stand sie nun da und wagte nicht, sich zu rühren, während warme Tropfen fremden Blutes, vermengt mit widerwärtigem Speichel aus seinem Mund auf ihr Gesicht tropften.
Sein Blick brannte sich schmerzhaft in ihren.
„Lauf!"
Und sie lief, stolperte über herumliegenden Müll und landete schmerzhaft auf den Ellbogen.
Sie lag bäuchlings auf dem Boden, ihr Atem wirbelte Staub auf und ließ sie husten.

You'll be mine.        ES FanfiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt