21. Kapitel

569 29 0
                                    

Es war, als öffnete sich das Tor zur Hölle und es lockte... lockte sie hinein, doch ihr Verstand schrie, sie solle fortlaufen...
Ihre Hände zitterten, bitterer Geschmack von Galle sammelte sich unter ihrer Zunge und ließ sie würgen.
Die Tür des Wagens sprang mit einem ohrenbetäubenden Quietschen auf und ließ sie zusammenfahren, während sie nur in der Lage war, mit schreckgeweiteten Augen zur Eingangstür des Hauses zu sehen, die sich langsam öffnete.
Fast war es so, als grinste es, verhöhnte sie, obgleich ihrer Naivität und Einfältigkeit, als sie begriff, dass der Clown sie erneut in eine Falle gelockt hatte.
Und Henry... Sie wandte den Blick zu ihrem Fahrer, doch an des jungen Mannes statt, saß ein Geschöpf so finster und erschreckend, dass ihr Verstand nicht in der Lage war, diesem Klumpen Dunkelheit eine Form zuzuordnen.
Ihr Blick hing minutenlang an der schwarzen, wabernden Masse, bevor sie von unsichtbaren Händen gepackt und aus dem Wagen manövriert wurde.
Kaum stand sie auf ihren eigenen Füßen, fuhr der Wagen davon und ließ sie in bitterer Winterkälte zurück.
Etwas, Nebel nicht unähnlich, erhob sich um sie her, sodass nur sie und das unheimliche Haus zu existieren schienen. Wie Wände türmte sich die wabernde weiße Masse auf, umschloss jegliche andere Dinge und es war, als fresse sie sich durch Beton und Stahl. Knirschende Geräusche, als würden Knochen unter kräftigen Kiefern zermalmt, mischten sich in diese Szenerie.
Alles was Juna sah, war Grauen, alles was sie hörte, war Grauen, alles was sie fühlte war unbändige Angst und sie schrie.
Schrie, als ob sie jemand hören und zur Hilfe kommen würde, doch sowie sie diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, verstummte sie, während ihr Herz so schnell schlug, dass es in der Brust schmerzte.
Sie wollte davonrennen, streckte die Arme aus und lief in Richtung des Nebels, doch sowie sie mit diesem in Berührung kam, erfüllte ein kaum auszuhaltendes Brennen ihren Körper.
Ruckartig zog sie sich von der Nebelbarrikade zurück und besah sich ihre Hände, die, wie durch Säure verätzt und blasig waren.
Tränen der Verzweiflung rannen wie Sturzbäche aus ihren Augen, doch mit einem Male ließ sie alle Emotionen sinken, besann sich an Pennywise' Worte, er wolle ihre Gedanken, ihren Geist mürbe machen.
Nein... der Nebel, diese umschließende Barrikade war nicht echt!
So plötzlich wie er aufgezogen war, verschwand er und ließ nur sie und dieses, nach ihrer Seele brüllendem Haus zurück.
War alles, was er sie sehen und fühlen ließ unecht? Die Haut an ihren Händen regenerierte sich und der Schmerz ebbte ab.
Keuchender, lauter Atem verließ ihre Lunge, als ein einzelner, roter Ballon in der, nun offenen Tür erschien.
„Juna." stand in weißen Buchstaben darauf geschrieben und sie zuckte, selbst erschrocken vor ihrem Namen zusammen.


PLOPP


Der Ballon zerplatzte und rieselte in blutigen Fetzen menschlicher, lederner Haut gen Boden.
Trippelnde Schritte vieler kleiner, nackter Füße erklangen auf dem überfrorenen Asphalt hinter ihr und ließ sie sich umsehen.
Das wiederkehrende Grauen, in Form angefressener, halb verwesender Kinderkörper trieb sie in Richtung des Hauses, das mit einem Male freundlich auszusehen begann.
Bilder, die nur in Horrorfilmen vorkamen, wurden nun zur furchterregenden Realität und mit einem Male stand sie im Eingangsbereich des, anscheinend verlassenen Hauses.
Blut rauschte in ihren Ohren, als die Haustür hinter ihr mit einem übermäßig lautem Knall zuschlug und das verwelkte Laub und Staub um sie her aufwirbelte.
Das nur zu bekannte, hohe Lachen durchzog den Raum, während ihr Blick durch das Dunkel huschte, jedoch nichts erkennen konnte.
Sie vernahm ein Klappern, schlang die Arme um den Oberkörper, bis sie endlich begriff, dass sie so stark zitterte, dass ihre aufeinandertreffenden Zähne vor Angst und vor Kälte dieses Geräusch verursachten.
Das alte Haus ächzte und knarrte, sodass ihr Angstpegel immer höher stieg. Gab es eigentlich eine Obergrenze menschlicher Angst? Und was würde geschehen, wenn man sie erreichte?
Rationales Denken!
Doch das fiel mittlerweile schwer...
Ihr keuchender, dampfender Atem war das einzig wahrnehmbare Geräusch. Was hatte sie denn erwartet?
„Hilfe..." hauchte sie, obwohl sie sich bewusst war, dass es keine geben würde.
Sie presste die Kiefer aufeinander, sodass es schmerzte und versenkte die Fingernägel tief im Fleisch ihrer Oberarme.

You'll be mine.        ES FanfiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt