Es war doch egal, durch welche Tür sie ginge!
Der dämliche Clown spielte ein gottverdammtes Spiel mit ihr, aus dem es kein Entkommen geben würde, also riss sie jene mit der Aufschrift Scary auf und trat hindurch.
Doch das, was sie dahinter erwartete, ließ sie erschauern.
Zerstörte Zirkuswagen, die schon von Ranken und allerlei Gewächs überwuchert wurden, lagen auf der Seite, während unzählige Krähen auf trockenen Ästen toter Bäume saßen und sie aus schwarzen Augen heraus ansahen.
Das laute Krächzen eines dieser Tiere ließ sie zusammenfahren und eilig vorangehen.
Die Luft war erfüllt von süßem Jahrmarktsgeruch, obwohl dieses Chaos hier schon mindestens ein Jahr lang vorherrschen musste. Wie also, war es möglich, dass es noch so duften konnte?
Pennywise – The dancing Clown prangte an einem einzelnen Wagen, der rot lackiert war.
Es war der Einzige, der vom Verfall verschont geblieben war, doch genau das war jene Tatsache, die sie stutzig werden ließ.
Dann würde Pennywise noch... hier sein...
Wieder krächzte eine Krähe und es hörte sich an, wie ein warnender Ruf.
Das Schlagen, vieler hunderter Flügelpaare ließ sie sich die Ohren zuhalten, bevor es wieder still um sie wurde.
Galt der warnende Ton ihr, oder...?
Trockenes Laub wurde aufgewirbelt und mit dem plötzlich aufkommenden Wind, wurde eine Melodie mitgetragen, an die sie sich schwach erinnerte.
Und sie rannte los, als sich etwas im aufziehenden, grauen Nebeldunst bewegte und sie glaubte, seine Augen gesehen zu haben.
Sie rannte durch dorniges Gestrüpp, das sie festzuhalten versuchte, an ihren Haaren riss und tiefe Kratzer auf ihrer Haut hinterließ.
Ein Blick über die Schulter verriet ihr, dass ihr nichts und niemand folgte, also blieb sie keuchend stehen und lauschte.
Neben ihrem gehetzten Atem, vernahm sie wütende Rufe und Pfiffe.
Juna folgte dem aufgebrachten Klang vieler Stimmen.
Sie wandte den Blick gen Boden, sah hier und da zuerst nur ein paar wenige Bluttropfen. Manche hafteten an braunen Blättern toter Büsche, andere säumten den Weg und beinah kam es ihr so vor, als wollte jemand, dass sie dieser Spur folgte.
Doch es blieb nicht bei ein paar vereinzelten Tropfen. Je näher sie dem Trubel kam, desto mehr Blut haftete am Boden.
Hatte man ein Tier gejagt?
Sie näherte sich der wütenden Menschentraube auf einer Lichtung. Sie wartete hinter einem morschen Baum, berührte die Rinde, die sich jedoch nicht so anfühlte, wie sie es eigentlich sollte und dann zerriss ein wütendes Kreischen die Luft und ließ die Menschen erstarren.
Aus der Mitte erhob sich schwarzer Dunst, waberte ein Stück weit gen Himmel, nur um sich im Anschluss wie ein Netz über die Menschen auszubreiten.
Das engmaschige Netz, das sich aus der schwarzen Masse geformt hatte, fiel herunter und sowie es die Menschen berührte, schrien sie.
Schrien, als ob es ihnen unsägliche Schmerzen bereite.
Widerlicher Gestank von verbranntem Fleisch kroch in ihre Nase und ließ sie würgen, während die Schreie lauter wurden.
Sie konnte den Blick nicht abwenden. Doch das Bild, das sich ihr bot, war grausam. Die Maschen des Netzes schnitten sich wie Drähte durch das Fleisch der Menschen, zerteilten sie und alles was zurückblieb, war ein Haufen undefinierbaren Nichts aus Knochen, Blut und Eingeweiden.
Bittere Galle sammelte sich unter ihre Zunge und ließ sie sich erbrechen.
Noch immer hörte sie die Schreie, die sie in Panik versetzten und doch sah sie zu dem Schlachtfest auf der Lichtung zurück.
Wie dickflüssiger Teer zentrierte sich die schwarze Masse inmitten der Toten, nur um sich neu zu formen.
Ihr Herz hämmerte in der Brust, als sich die Masse zu dem Clown formte, den sie so sehr fürchtete.
Er geiferte, sah sich um in seinem Wahn, während ihn der Anblick um sich her zu erregen schien, doch irgendwann hörte er auf, sich zu drehen und schien zu wittern.
Der kühle Wind wirbelte ihre Haare durcheinander und nun wurde ihr bewusst, wessen Witterung er aufgenommen hatte.
„Oh kleine Juna..." Seine Stimme war lockend, als er zu ihr sprach und sein Blick den ihren traf. „Warum kommst du nicht zu mir?"
Ihre Augen weiteten sich vor Schreck, als sich sein Kopf um einhundertachtzig Grad drehte und er sie durchdringend ansah.
„Komm zu mir!" Seine Kiefer bewegten sich seltsam, als er die Worte zu ihr sprach und es wirkte, als würde er auf etwas herumkauen.
Sie kam nicht dazu davonzulaufen, denn er hatte irgendetwas nach ihr gespuckt, was sie an der Stirn getroffen hatte.
Glitschig und dennoch hart war es gewesen und sie sah instinktiv gen Boden und blickte in ein halb zerbissenes Auge!
Sie wollte schreien, doch eine behandschuhte Hand legte sich auf ihren Mund.
„Ich..." zischte es hinter ihr und sie erschauerte, wehrte sich nicht gegen den Griff. „... möchte dich nur schreien hören, wenn ich dir einen Grund dazu gebe, hast du das verstanden?"
Und den Grund gab er ihr im nächsten Augenblick.
Etwas bohrte sich in ihren Rücken, knapp über ihrem Steiß, ließ ihr übel werden und zusammensinken.
„Schrei!" wies er sie an und nahm die Hand von ihrem Mund und ihr Schrei zerriss erneut die Stille um sie her.
Langsam wühlte sich etwas durch ihr Fleisch, fügte ihr stetig einen drückenden Schmerz zu, bevor sie losgelassen wurde und auf dem Boden aufschlug.
Die Ränder ihres Blickfeldes trübten sich, während ein genüssliches Schmatzen an ihr Ohr drang. Blut rauschte in ihren Ohren, während sie kurz davor war, das Bewusstsein zu verlieren.
Der Boden unter ihr schien zu atmen, oder bildete sie sich das alles nur ein?
Die Perspektive änderte sich mit einem Male und sie stand auf kühlem Fliesenboden, in einem Zimmer, welches ihr bekannt vorkam. Ein Hotel...
Wieso war sie plötzlich hier?
Etwas plätscherte in der Badewanne, was sie dazu veranlasste, loszugehen.
Kleine, vereinzelte Luftbläschen stiegen nach oben, bevor sie erkannte, wer dort vor ihr in dem kalten Wasser lag.
Sie schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte.
Verblassende Augen, aus denen das Leben gewichen war, starrten zu ihr auf.
Ihr eigener Leichnam starrte sie an!
Sie öffnete den Mund zum Schrei, unterbrach jedoch, als an der Wand ihr gegenüber ein Schattengebilde erschien.
„Du bist vor langer Zeit ertrunken, kleine Juna!" kicherte es und die Stimme war grausam.
Sie wollte ihre Hand ausstrecken, doch erschrak, als sie beobachtete, wie diese mit jedem Atemzug durchsichtiger wurde.
„Du wirst nie das Licht am Ende des Tunnels sehen, mein kleines Menschlein!"
Juna sog zischend die Luft ein, schloss die Augen und riss sie wieder auf.
Und alles war unverändert.
In einer letzten Geste richtete sie sich auf, als der Schatten aus der Wand trat und sich vor ihren Augen zu Pennywise formte.
„Nun wirst auch du FLIEGEN!" brüllte er, als er ihren toten Leib aus dem Wasser zog und diesen in der Luft hielt, als würde er nichts wiegen.
Dunkelheit begann Juna einzuhüllen, ihre Seele zu verschlingen, nichts von ihr übrig zu lassen.
Die Welt würde vergessen, dass es sie jemals gegeben hatte... Wie sie alles vergaß...
Und das Letzte was sie sehen durfte, war der Clown, der sie in den Wahnsinn getrieben hatte...
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You'll be mine. ES Fanfiktion
FanfictionGefangen in einem Strudel aus Wachsein und Träumen begegnet Juna in ihrer eigenen kaputten Welt einem Wesen, das genauso zu sein scheint wie sie selbst... Allein... Selbstzerstörerisch... Langsam der Realität entgleitend, begibt sie sich immer tie...