Yesterday, I forgot to thank you

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»Ich habe gefragt was ihr da macht!«
»Verzieh dich, Cracker!« Daifuku schubste den Jüngeren zur Seite als er sich eurem merkwürdigen Trupp in den Weg stellte. »Und wehe, du erzählst Mama davon!«
»Das ist eine Meerjungfrau.«, sagte Cracker und setzte ein schiefes Grinsen auf. Oh, du mochtest den kleinen Bengel jetzt schon nicht! »Und Mama will unbedingt Meerjungfrauen haben.«
»Ach, und woher weißt du was Mama will?«, zischte Katakuri nun und auch er warf seinem kleinen Bruder einen genervten Blick zu. »Und warum schnüffelst du hier herum, statt im Bett zu sein?«
»Ich habe gelauscht, als sie mit Pero und Compote gesprochen hat!«
Die Drillinge warfen sich einen kurzen Blick zu und Oven schulterte dich erneut. Sie schienen es dem Jungen abzukaufen, dass er die große und mächtige Big Mom tatsächlich belauschen würde.
»Wenn Mama eine Meerjungfrau will, dann bist du wirklich am besten im sechsten Stock aufgehoben.«, hörtest du von Daifuku. »Da wird sie als allerletztes suchen!«
Die Logik von Betrunkenen war nicht immer nachvollziehbar, aber in diesem Moment klang sie für deine Ohren glasklar und richtig. Wenn Big Mom auf der Suche nach einer Meerjungfrau war, war es dann nicht am klügsten sich direkt vor ihrer Nase zu verstecken? Absolut, ohne Zweifel!
»Ich werde es ihr verraten, wenn ihr mich nicht mitnehmt!«, knurrte Cracker und du warfst als Antwort dem jungen Teenager einen spöttischen Blick zu. Wie alt war er? 14, vielleicht 15?
»Weißt du, was ich mit Petzen mache?«, fragtest du ihn und legtest ein süffisantes Grinsen auf, so dass er einen guten Blick auf deine Reißzähne werfen konnte. »Ich beiss' ihnen die Kehle durch!«
Die Drillinge lachten im Angesicht von Cracker's offensichtlicher Angst vor dir und du winktest ihm grinsend zu, als du weiter von Oven durch den Flur geschleppt wurdest.
»Aber mal ganz im Ernst, was machen wir wenn er sich verplappert?«, fragtest du leise. »Und wozu braucht eurer Mutter überhaupt eine Meerjungfrau?«
»Vielleicht ist ja ihr Goldfisch gestorben und sie sucht einen Ersatz.« Für dieses Kommentar bekam Daifuku einen Schlag auf den Oberarm von Katakuri und sofort bekam der Älteste etwas von seiner eigenen Medizin. So ging es Schlag für Schlag zwischen den beiden älteren Brüdern hin und her, mitten in der Nacht, betrunken und im Flur des Erdgeschosses.
»Jungs?«, fragtest du schließlich. »Wenn wir hier noch länger rumstehen werden wir entdeckt, also...«
»Sie werden nicht aufhören.« Oven setzte dich kurz ab und rieb sich die Schulter. »Sicher, dass du kein Walhai bist? Bist verdammt schwer.«
»Hey!«, beschwertest du dich empört, doch er warf dir einen belustigen Blick zu und ging in die Hocke um dich auf seinen Rücken zu ziehen. Tatsächlich, es war wesentlich angenehmer wenn er dich einfach auf seinem Rücken trug! Für die Zukunft musstet ihr wohl oder Übel eine Lösung finden, er konnte dich doch nicht immer durch die Gegend tragen.
»Lass uns schonmal vorgehen.«, hörtest du ihn sagen, während Katakuri seinem kleinen Bruder eine kräftige Kopfnuss verpasste und die Schläge in eine Prügelei ausgeartet war. Junge Männer, Alkohol und dann auch noch Brüder – keine gute Mischung. »Wenigstens sind sie eine gute Ablenkung für die Wachen.«
»Solltest du nicht aber dazwischen gehen? Was, wenn sie sich verletzen?«, haktest du weiter nach. Sollten Brüder nicht nett zueinander sein, anstatt sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen und das auch noch ohne ersichtlichen Grund?
»Nö, das machen die schon unter sich aus.«


Vorsichtig ließ Oven dich in die Badewanne sinken und drehte den Hahn auf. Endlich wieder Wasser auf deiner Haut zu spüren, war das schön!

»Ah, das tut gut...«, seufztest du und lehntest dich auf den Rand der Wanne, beobachtetest wie Oven sich auf den Boden des Badezimmers setzte und herzhaft gähnte. Es war schon weit nach Mitternacht und der Palast lag still da, bis auf das Geplätscher des einlaufenden Wassers. Unbemerkt hattet ihr euch von Treppe zu Treppe geschlichen, wart zum Glück nicht entdeckt worden, Eine große Hilfe dabei war auch der Tumult der verbleibenden beiden Brüder im Erdgeschoss, die Wachen hatten die Keilerei selbstverständlich bemerkt. Gut für dich, schlecht für die beiden. Ob sie ertappt worden waren und gerade Ärger bekamen?
»Du, Oven?«, fragtest du in die Dunkelheit und Stille hinein. Die Wanne war herrlich groß, genau richtig für dich. Haifisch-Meerjungfrauen waren oft von stattlicher Größe, auch wenn du nicht ganz an die Brüder heran reichtest.
»Mhm?«, brummte Oven auf deine Frage hin und er gähnte erneut, genau wie du.
»Ich kann doch nicht in dieser Wanne sitzen bis das Schiff eurer Mutter fertig ist.«, sagtest du und verzogst nachdenklich das Gesicht. Der ach so tolle Plan wies bei genauerer Betrachtung Lücken auf, eben wie deinen weiteren Verbleib. Es war keine Option für immer in der Badewanne zu sitzen und darauf zu hoffen, dass du irgendwann wieder nach Hause schwimmen konntest.
»Wir werden schon irgendetwas für dich finden. Morgen.«, gähnte Oven. »Wir bringen dich schon irgendwo unter, keine Sorge.«
Diese Aussage wolltest du ihm nicht so recht glauben, doch was hattest du schon für eine Wahl? Das Archipel war riesig, einen Ort an dem du unentdeckt diese paar Wochen überstehen konntest würde es doch sicher geben!
Die Tür im anliegenden Schafzimmer ging auf und sofort zogst du den Kopf ein. Wart ihr entdeckt worden? Hatte dieser kleine Bengel Cracker euch verraten?! Aus dem Augenwinkel sahst du zu Oven, doch er lehnte weiterhin entspannt an der Badewanne, die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Er schien nicht beunruhigt zu sein, ganz im Gegensatz zu dir. In deinem Kopf spielten sich die furchtbarsten Bilder ab, von Big Mom die Meerjungfrauen braten ließ und zum Mittagessen verspeiste.
Zum Glück waren es nur Daifuku und Katakuri, beide jeweils mit einer blutigen Nase und sichtlich schlecht aufeinander zu sprechen. Sie waren also dem Ärger entkommen, wie auch immer sie das bewerkstelligt hatten!
»Hat ja lang genug gedauert.«, knurrte der Jüngste neben dir, doch bekam dafür nur zwei genervte Blicke zugeworfen. Aufmerksam beobachtetest du die Drillinge und wie sie miteinander umgingen. Da war diese brüderliche Rivalität untereinander und trotzdem war da ein sehr vertrauter Unterton. Zwillinge waren bekannt dafür, dass sie oftmals eine starke Verbindung zueinander hatten und mit Drillingen war es nicht anders. Ein klein wenig neidisch warst du, so als Einzelkind und das auch noch ganz allein auf der Fischmenscheninsel. Als junges Ding warst du von Zuhause ausgerissen, auf eigene Faust und hungrig nach Abenteuer. Dass man eine Wohnung und einen Job brauchte, das hatte dir damals keiner gesagt. Und so schnell war aus dem Abenteuer ein ödes Leben geworden – aufstehen, arbeiten, schlafen. Und das Tag für Tag, Woche für Woche. Doch in der Gesellschaft dieser drei Piraten war es aufregend, sie waren unberechenbar und noch dazu sehr nett zu dir. Vielleicht war es ja gar nicht so schlimm, dass du für einige Wochen bleiben musstest?
Daifuku und Katakuri setzten sich ebenfalls auf den Boden des Badezimmers, jeder mit dem Rücken an eine Wand gelehnt und sie sprachen kein Wort miteinander. Daifuku warf dem Älteren einen bösen Seitenblick zu, wischte sich mit dem Ärmel das Blut aus dem Gesicht und unterdrückte stumm ein Gähnen. Es musste schon vier, beinahe fünf Uhr in der Früh sein und auch du konntest kaum noch die Augen offen halten. Oven schnarchte schon vor sich hin, bald gefolgt von Daifuku und einzig du und Katakuri wart noch wach, schwiegt euch an im einfallenden Licht der schon sehr bald aufgehenden Sonne.
»Katakuri?« Deine Stimme war nur ein Flüstern – du wolltest die beiden jüngeren Brüder nicht wecken. Der Älteste antwortete dir nicht, doch du konntest seinen stechenden Blick auf dir spüren. »Tut mir leid.«
»Was meinst du?«, erwiderte er, ebenfalls mit gesenkter Stimme. Oh, er wusste ganz genau was du meintest! So ein schadenfroher, mieser...
»Entschuldige, dass ich mir deine mickrigen, stumpfen Beißer angesehen habe.«, rauntest du und er schnaubte, amüsiert über deine große Klappe. Er schien zu verstehen, dass in deiner frechen Antwort eine ehrliche Entschuldigung versteckt war und wieder verfielt ihr beide in Schweigen. Die Brüder waren schon ein seltsamer Haufen: Daifuku schien ziemlich direkt und gehässig zu sein, Oven war wild, aber liebenswert und Katakuri... Ja, was war mit Katakuri? Er war dir ein echtes Rätsel. Genauso wild wie seine jüngeren Brüder, doch irgendetwas an ihm war so zurückhaltend, kühl und verschlossen. Als Erster war er dir gegenüber höflich gewesen, hatte sich für die Dummheiten der beiden anderen Männer entschuldigt und war dir mit Freundlichkeit begegnet. Aber so furchtbar wütend wie er geworden war, nur weil du einen Blick auf seine Zähne geworfen hattest. Dabei waren solche Kiefer etwas ganz alltägliches auf der Fischmenscheninsel, also warum sollte er sich denn deswegen schämen?
»Vielleicht solltest du mal mit in meine Heimat kommen.«, murmeltest du leise. »Da musst du keinen Schal tragen.«
Er zögerte, nahm sich Zeit um darauf zu antworten.
»Vielleicht.«


Zerknittert und mit schmerzendem Rücken wachtest du einige Stunden später auf, strecktest dich kurz in der Wanne und setztest dich schließlich auf. Du warst eine Meerjungfrau und kein Goldfisch – diese Wanne war dann doch zu klein, als dass man darin bequem schlafen könnte!

Du schmatztest, dein Mund war trocken und du wünschtest dir nichts mehr als weiter schlafen zu können. Doch nachdem du kurz die Augen aufmachtest zucktest du zusammen, als zwei freche, violette Augen dich aus nächster Nähe anstarrten.
»Heilige Sch-«, Du griffst dir an die Brust und versuchtest deinen Puls wieder unter Kontrolle zu bekommen. »Erschreck mich doch nicht so!«
Cracker saß vor der Badewanne, hatte das Kinn auf dem Rand abgelegt und musterte dich ungeduldig. Hatte er etwa die ganze Zeit dort gesessen und dich beim Schlafen beobachtet? Was für ein gruseliger kleiner Typ!
»Mama hat gesagt, dass ich dich holen soll.«, sagte er und ein kalter Schauer lief über deinen Rücken. »Und die Idioten auch.«
Du sahst dich um und merktest, dass die Drillinge alle noch schliefen, selbst katakuri war nicht wachgeworden. Cracker schien wirklich gut im Einschleichen zu sein, wenn selbst der Älteste der Brüder ihn nicht bemerkt hatte.
»Sag bloß du hast mich verpetzt!«, zischtest du Cracker zu und verzogst die Mundwinkel erzürnt nach unten, zeigtest damit die Spitzen deiner Reißzähne. »Du weißt doch, was ich mit Petzen mache.«
Für einen kleinen Moment sah er ausweichend zur Seite, schien dann aber seine Angst vor dir zu besiegen und starrte wieder trotzig in deine Augen.
»Mama bringt dich um wenn du mir etwas antust.«, sagte er schließlich. Na toll, ein Muttersöhnchen. Heulend zu Mama rennen wenn es brenzlig wurde. »Und die da-« Er nickte zu seinen Brüdern. »Werden einen riesigen Ärger kriegen, weil sie dich vor Mama versteckt haben.«
Du wolltest aber nicht, dass die Drillinge wegen dir Ärger bekamen. Anfangs war es ein großes Missverständnis gewesen, Oven hatte dich eingefangen anstatt einfach mit dir zu reden und doch hatte sich der gestrige Abend zu einem Heidenspaß für alle Beteiligten herausgestellt. Sie hatten dir etwas zu Essen gebracht, dir sogar etwas zum Anziehen besorgt und einen Schlafplatz für dich gefunden. Nicht einmal bedankt hattest du dich...
»Okay, aber du musst mich tragen.«, murmeltest du Cracker zu und warfst einen besorgten Blick auf die drei älteren der Brüder. Sie sollten nicht aufwachen, denn dann würden sie deinen dumme, mutige Entscheidung sicher verhindern wollen. »Und deine Finger lässt du gefälligst bei dir.«
Cracker hatte deinen Körper ausgiebig gemustert, doch seine Ohren liefen rot an vor Scham als du ihn in die Schranken wiest. Jungs in dem Alter hatten doch immer nur das Eine im Kopf!
»Los jetzt, bevor sie aufwachen.« Du kanntest Big Mom nicht, aber vielleicht ließ sie ja vernünftig mit sich reden? Wenn du sie überzeugen konntest, dass du nützlich warst – vielleicht würde sie ja gnädig sein und die Drillinge nicht zu hart bestrafen?

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