Eine heiße Dusche hatte dir und auch Katakuri gut getan, doch noch besser getan hatte der unbestreitbar fantastische Sex. Schwer atmend lagst du neben ihm auf dem Bett, die Hände auf der Brust und du versuchtest zu verstehen was da gerade passiert war. Wie genau war es von einem einzigen Kuss zu dieser Situation gekommen?
»Verdammt...«, murmeltest du schwach. »Das war...«
Katakuri setzte sich neben dir auf und sah dich an, sein Hals übersät von den roten Malen deiner Zähne, feine Perlen von Wasser und Schweiß auf seiner Haut. Es hatte keine zehn Sekunden gedauert bis er dich, frisch geduscht und nur in ein Handtuch gewickelt, auf sein Bett geworfen und entgegen seiner Gewohnheiten alle Bedenken vergessen hatte.
»... nötig.«, beendete er deinen Satz und er grinste dich leicht an, selbst noch vollkommen verloren im Rausch des eben Geschehenen. Noch nie hattest du ihn so entspannt gesehen - daran könntest du dich aber wirklich gewöhnen. Lachend nicktest du auf seinen Kommentar hin und legtest die Hand an seine Wange, zogst ihn sanft zu dir herunter um ihm einen Kuss auf den Mundwinkel zu drücken. Die Anspannung zwischen euch war vollkommen von euren Schultern gefallen und ein tiefes, zufriedenes Grollen entkam seiner Kehle. War Sex etwa das Geheimnis - hattet ihr beide einfach nur miteinander schlafen müssen? War es wirklich so einfach? Vermutlich nicht, aber du wolltest dir den Moment nicht mit Grübeleien vermiesen, so ließt du diesen Gedankengang einfach schleifen und genosst die Wärme seiner Haut an deiner. Eure Probleme waren nicht durch etwas Körperkontakt einfach so verschwunden, aber das war eine Sache an die du in diesem Moment gar nicht erst denken wolltest.
»Das habe ich mir gewünscht seit wir uns kennen gelernt haben.«, gabst du leise zu und kichertest spielerisch unter seinen Zähnen, die an den empfindlichen Stellen Halses bereits rote Kratzer hinterlassen hatte – die würde man sicher noch eine Woche später sehen können! Er zog dich an sich, küsste deinen Nacken und biss sanft hinein, schien schon wieder Hunger auf mehr zu haben.
»Es gab Zeiten da konnte ich dich nicht ansehen.«, raunte er mit tiefer Stimme und du musstest dir auf die Unterlippe beißen, um das erneut aufkommende Verlangen nicht preiszugeben. »Weißt du eigentlich was im Kopf eines 18-Jährigen vorgeht, wenn er eine Meerjungfrau sieht die ständig nur ein Bikini-Oberteil anhat?«
»Du warst also ein Lüstling, hm?«
Er schob eine Hand unter deinen Rücken und drehte sich herum, so dass du halb auf ihm lagst. Deine Finger fuhren durch das struppige Haar und du verlorst dich für einen kleinen Moment in den weinroten Augen, die deinen Körper mit so viel Ehrfurcht und Bewunderung musterten, dass du dich kurz fragtest ob das alles nur ein süßer Traum war. Eine starke Welle der Zuneigung für diesen Mann überschwemmte dich und ließ dich leicht aufseufzen.
Es war zu perfekt. Irgendwo musste doch ein Haken sein?
»Ich weiß was du denkst.«, riss er dich aus deinen Grübeleien und eine sanfte Hand strich dir das zerzauste Haar aus dem Gesicht. »Es ist zu schön um wahr zu sein.«
»Nein, es ist nur... Es passiert doch alles sehr plötzlich.«, murmeltest du und legtest den Kopf auf seiner Brust ab. »In einem Moment gehen wir uns gegenseitig an die Kehle, im nächsten Moment schon liegen wir nackt in deinem Bett.«
»Es ist wirklich seltsam...« Katakuri starrte an die Decke, verzog die Mundwinkel leicht nach unten. »Bereust du es?«
»Nein.« Du schütteltest leicht den Kopf.
»Gut, dann geht es ja nicht nur mir so...«, knurrte er und legte die Arme um dich. Eben noch scharf auf eine zweite Runde, gab Katakuri nun ein müdes Knurren von sich, schien schlafen zu wollen. Immerhin war es auch schon beinahe fünf Uhr am Morgen, stelltest du nach einem Blick auf die Uhr fest.
»Wir können nicht sehr lange schlafen.«, murmeltest du seiner Brust entgegen, spürtest wie der Schlaf auch dich überfiel. Sein Bett war so weich und die Wärme die er ausstrahlte war einfach zu verlockend. Was würdest du dafür geben, wenn ihr bis zum Mittag schlafen konntet!
»Es hört nicht vor neun mit dem Regen auf.«, hörtest du die tiefe, raue Stimme. »Mit ein wenig Glück sogar erst gegen zehn.«
Du wolltest etwas dazu sagen - doch es war einfach zu warm und zu gemütlich, so nah an Katakuri's Körper zu liegen.
»Schlaf gut.« Dein Herzschlag verdoppelte sich bei seinen Worten und mehr als ein wohliges Seufzen bekamst du als Antwort nicht heraus. Seit zwanzig Jahren wünschtest du dir seine Berührungen, die sanften Worte aus seinem Mund und neben ihm einschlafen zu können. Würde nun endlich alles wieder gut werden?
»Du musst besser zielen, sonst schiesst du daneben.«
»Es liegt nicht an mir, es liegt an der blöden Meerjungfrau – sie hält einfach nicht still!«
Die beiden jungen Himmelsdrachen standen am Rande des Beckens und starrten hinab in das Wasser, die Pistolen noch immer im Anschlag. Mit rasendem Herzen lagst du auf dem Grund des riesigen Goldfischglases und hofftest inständig, dass sie bald den Spaß verlieren würden. Nur zu gern beschäftigten sich die verzogenen Gören der Himmelsdrachen damit dich zu quälen, versuchten dich mit den Kugeln der Pistolen zu erwischen. Sie waren schlechte Schützen und doch hattest du ihnen schon einige Narben an deinem Körper zu verdanken. Es waren furchtbare Kinder, sie hatten keinen Respekt vor dem Leben Anderer, erst recht nicht vor dem der Sklaven!
»Guck, du musst über die Kimme zielen. Genau so.« Der ältere der beiden hob die Waffe, zielte für eine Sekunde – und ein blendender Schmerz fuhr durch deine Schwanzflosse. Rotes Blut verteilte sich im Wasser und dein erstickter Schmerzschrei wurde vom Wasser in deinen Lungen beinahe gänzlich verschlungen.
Du fuhrst hoch, warst innerhalb einer kurzen Sekunde auf den Beinen. Das Zittern in deinen Muskeln machte es schwer ruhig zu atmen und eine warme Hand an deinem Rücken ließ dich zusammenzucken. Du warst nicht mehr in einem Goldfischglas, sondern in seinem Schlafzimmer, deine Angst war absolut unbegründet – aber der kalte Schweiß auf deiner Haut und das Herzrasen machten es schwer, diesen Fakt zu begreifen.
»Was ist los?« Die tiefe Stimme von Katakuri riss dich aus dem ersten Anflug von Panik, doch der kalte Nachgeschmack des Albtraums war noch immer auf deiner Zunge und ließ jeden klaren Gedanken verschwimmen. Die Narbe an deinem Bein juckte und prickelte unangenehm unter der Last deiner Erinnerungen.
»I-Ich... Ich glaube es war ein Traum.«, murmeltest du und spürtest einen besorgten Blick auf dir. Du ließt dich zurück aufs Bett fallen, saßt auf der Kante und umklammertest diese bis deine Knöchel eine weiße Farbe annahmen. Mit aller Kraft nahmst du tiefe Atemzüge, doch das Zittern wollte einfach nicht nachlassen. Es war nur ein Traum. Der Albtraum war überstanden, Katakuri lag in diesem Bett und wartete auf eine Erklärung. Was solltest du ihm denn bloß sagen? Dass die Albträume immer schlimmer wurden? Dass du zeitweise den Unterschied zwischen Vergangenheit und Realität nicht mehr erkennen konntest?
»Komm her.« Hinter dir setzte Katakuri sich auf, seine Hand fuhr über deine Schulter und er wollte dich zurück auf die Matratze ziehen – doch zu erschaudertest unter seiner Berührung und schütteltest seine Hand ab. Er schien etwas irritiert zu sein über deine abwehrende Reaktion, doch wagte keinen zweiten Versuch dich an sich zu ziehen. Du wolltest mit ihm reden, ihm erklären, dass es nicht an ihm lag... Doch es ging nicht, es kam einfach nicht über deine Lippen.
»Ich sollte gehen.«, murmeltest du schwach und wischtest dir möglichst unauffällig die Tränen aus dem Augenwinkel und griffst nach deiner Kleidung.
»Jetzt warte doch mal-«, setzte Katakuri an, packte deinen Arm und wollte wissen was los war. Er meinte es gut, war irritiert über dein seltsames Verhalten und so sehr du seine Fürsorge auch zu schätzen wusstest – es war unerträglich. Er durfte nicht wissen was los war, er durfte nicht erfahren mit welchen Narben du aus dem Heiligen Land wiedergekommen warst.
»Ich gehe.«, wiederholtest du stur und zogst dir dein Oberteil über den Kopf. »Du solltest weiterschlafen.«
»Du kannst nicht einfach schreiend aufwachen und dann so tun als wäre nichts gewesen.« Ungeduld war in seinem Unterton zu hören und ein unangenehmer Schauer fuhr über deinen Nacken. Er wollte unbedingt wissen was in dir vor ging, dabei war er selbst ein Buch mit sieben Siegeln. Wie konnte er absolute Ehrlichkeit von dir erwarten, wenn er doch selbst kaum ein Wort über sich verlor? Kurz zögertest du, versuchtest die Zweifel in deiner Brust nieder zu ringen. Du konntest nicht mit ihm darüber reden. Punkt, aus.
»Es war ein Fehler.«, rauntest du und packtest deine Schuhe, schlüpftest eilig hinein. »Das alles hier war ein Fehler.«
Weg, du wolltest einfach nur weg von Katakuri. Die verhaltene Sorge hinter dem kühlen, berechnenden Blick trieb dir nur noch mehr die Tränen in die Augen, denn deine Angst kannte nur die eine Sorge: Was, wenn er sah wie sehr dich die vergangenen zehn Jahre mitgenommen hatten? Katakuri Charlotte sollte dich sehen wie du damals warst – lebensfroh und immer mit einem frechen Grinsen auf dem Gesicht. Allzeit bereit für Unsinn und Dummheiten, immer mit dem Kopf voran in die wildesten Abenteuer hinein.
Doch diese Frau war tot, sie war schon vor Jahren gestorben. Wie könnte er dich lieben, wenn du doch nur noch ein Schatten deiner selbst warst?
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Roots
FanficKatakuri x Reader || Auch die Ältesten der Familie Charlotte waren einmal jung, leichtsinnig und hatten nur Unsinn im Kopf. Während der Anfänge der Familie gab es viel Chaos zu stiften und die Drillinge Katakuri, Oven und Daifuku mussten sich ja irg...