Back then, I almost got us killed

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Schnaps.
Der ganze Lagerraum war bis obenhin voll mit hochprozentigem Alkohol. Fässer stapelten sich bis unter die Decke und von Lebensmitteln war keine Spur. Nur eine Kiste mit Ketten und Auktionshalsbändern war in einer der hintersten Ecken gequetscht, sonst war es nur Schnaps.
»Wie enttäuschend.«, murrtest du und räkeltest dich auf der Reling des kleinen Schiffes. »Ich hatte so Lust auf ein paar frische Äpfel gehabt!«
Um euch herum war die kleine Besatzung verstreut, einige tot und wiederum andere waren nur bewusstlos. Wie erwartet traft ihr auf nur wenige Leute und dank des starken Katakuri war es eine Sache von Minuten das Schiff einzunehmen. Das Versorgungsschiff dachte doch wirklich, dass es euch zur Hilfe kommen würde – die armen Trottel, fuhren direkt in ihr Verderben!
»Ich habe zwei unten im Lager gefunden, die stehen so schnell wohl nicht mehr auf.« Katakuri kam gerade wieder an Deck und verdrehte die Augen über die magere Ausbeute auf diesem Schiff. Auch er schien mehr erwartet zu haben, war allem Anschein nach ein wenig enttäuscht über diese schwinden geringe Anzahl an Feinden. Typisch Katakuri, immer direkt rein in den Kampf!
»Warte... Hörst du das?« Ein Surren und Klirren drang an deine Ohren suchend sahst du dich um. Das Geräusch war seltsam bekannt und doch... Du konntest es nicht ganz zuordnen. So dumpf wie es klang, es musste unter Deck seinen Ursprung haben. »Was zum Teufel ist das?«
Für einen Moment schwiegt ihr und lauschtet, bis Katakuri sich entsetzt zur Tür drehte die unter Deck führte.
»Die Halsbänder!«, knurrte er und du schlugst die Hand vor den Mund. Explodierende Halsbänder inmitten einem Jahresvorrats an Alkohol? Auf einem Schiff aus Holz?!
»Wir müssen sofort von diesem Sch-«, setzte Katakuri an, doch du hattest nur das immer schneller werdende Klingen in den Ohren. Es war keine Zeit mehr. Jeden Augenblick konnten die mistigen Dinger hochgehen und ihr wärt mittendrin!
Sofort schlangst du deine Arme um Katakuris Oberkörper und warfst dich mit aller Kraft nach hinten – direkt über die Reling hinweg. Keine Sekunde zu früh, denn im gleichen Moment als du ihn unter die Wasseroberfläche zogst explodierte das Schiff in einem einzigen Feuerball. Hochprozentiger Alkohol war extrem leicht entflammbar und das aus Holz gebaute Schiff wurde vollkommen zerstört. An sich war es kaum ein Problem, immerhin warst du eine hervorragende Schwimmerin – doch Katakuri war es nicht.
Du sahst nach oben, doch über der Wasseroberfläche tobte noch immer ein Feuersturm. Der Alkohol hatte sich über das Meer verteilt, dazu noch Trümmer dies Schiffes und alles brannte lichterloh. Alkohol war schwerer als Wasser, daher würde schon bald das Feuer erlöschen und doch – du hattest Katakuri keine Zeit gegeben um Luft zu holen. Diese verdammten Teufelsfruchtnutzer!
Deine Arme noch immer um ihn geschlungen wägtest du dein Optionen ab. Das Wasser lähmte ihn bereits vollkommen und in diesem Moment lag sein Leben in deiner Hand. Er brauchte Luft, aber deine Lungen waren gefüllt mit Wasser, immerhin warst du in der Lage an Land und unter Wasser zu atmen. Was solltest du nur tun?
Es blieb dir keine Wahl, also musstest du ihn wohl oder Übel loslassen um aufzutauchen. Deine Arme lösten sich von seinem Körper und wie ein Stein begann er zu sinken. So schnell wie du nur konntest schwammst du zur Oberfläche, atmetest das Wasser aus deinen Lungen – und stießt mit dem Kopf durch die Wellen. Augenblicklich sogst du so viel Luft wie möglich ein und tauchtest wieder ab. Katakuri war bereits weit abgesunken und deine Muskeln rebellierten als du noch an Tempo zulegtest.
Glücklicherweise erwischtest du seinen Arm und konntest ihn wieder ein ganzes Stück hinauf ziehen, weg von der beunruhigenden Schwärze der Tiefsee. Wäre es keine lebensbedrohliche Situation gewesen würdest du zögern, doch du musstest irgendwie Luft in seine Lungen bekommen! Augen zu und durch, dachtest du dir und presstest deinen Mund auf seinen um die Luft mit ihm zu teilen. Verdammt, das würde er dir übel nehmen – wenn er sich später überhaupt daran erinnerte.
Zumindest würde er nun länger als ein paar Sekunden überleben, dachtest du dir und sogst wieder Wasser in deine Lungen. Doch der Alkohol im Wasser war beißend und widerlich – deine Brust begann zu brennen und ein Hustenanfall ließ dich beinahe Katakuri in die Tiefen der Meere verlieren.
»Wir müssen hier weg!«, keuchtest du und versuchtest möglichst wenig das mit Alkohol versetzte Wasser zu atmen, bereits Tränen in deinen Augen. »Aber wohin?«
Die Trümmer des Versorgungsschiffes begannen abzusinken, eine Tatsache die es nicht leichter für euch machte. Nun musstest du auch noch den Holz- und Metallteilen ausweichen während du Katakuri möglichst schnell wieder an die Oberfläche brachtest. So ein Desaster, dabei hattest du dir euren kleinen Raubzug zu zweit ganz anders vorgestellt!
»Selbst im Wasser bist du schwer...«, knurrtest du, schafftest es aber endlich die Wasseroberfläche zu erreichen und Katakuri mit dir zu ziehen. Das Ufer der kleinen, verlassenen Insel war nah und eilig begabst du dich in westliche Richtung. Es war anstrengend deinen Begleiter über Wasser zu halten, doch du konntest es schaffen, erreichtest das rettende Ufer mit dem letzten Rest deiner Kräfte. Es war ein Strand, mit vielen groben Steinen und scharfen brocken Geröll – doch es war Land. Du zogst dich selbst an Land, packtest Katakuri am Oberarm und schleiftest ihn so gut es ging an den Strand. Tief holtest du Luft, würgtest etwas hochprozentiges Wasser hoch und fielst erschöpft zu Boden.
»Katakuri.«, stöhntest du. »Scheiße-! Bitte sag mir, dass du nicht tot bist.«
Ein Husten und schmerzerfülltes Stöhnen war die Antwort auf deine Frage und erleichtert seufztest du auf. Du hörtest wie er sich neben dir aufsetzte, erneut hustete und nach Luft rang. Verfluchte Idioten mit ihren verfluchten Teufelskräften, dachtest du. Würde er schwimmen können wäre das wohl nicht so aus dem Ruder gelaufen!
»Das war eine richtig beschissene Idee!«, fuhr er dich an und wrang seinen Schal aus, den Rücken zu dir gedreht. »Wegen deiner Idee bin ich fast ertrunken, was hast du di-«
»Bist du okay?«, unterbrachst du ihn, ehrlich besorgt, und legtest eine Hand auf seine Schulter. »Katakuri, es tut mir so leid, ich hätte nicht-«
»Jetzt hör schon auf.« Nun war es an ihm dich zu unterbrechen und er legte sich den noch tropfenden Schal wieder um den Hals. Er warf dir einen verlegenen Seitenblick zu und räusperte sich. »Was ist mit dir?«
»Meine Lunge tut weh, ich glaube ich bin betrunken von all dem Schnaps im Wasser, aber sonst... Geht es mir ganz gut.«, murmeltest du und ließt dich nach hinten in den Sand fallen, vollkommen erschöpft und am Ende deiner Kräfte.
»Sicher? Du blutest nämlich.« Du sahst an dir herab und tatsächlich – ein riesiger Kratzer war am unterstem Teil deiner Schwanzflosse zu sehen. Seltsamerweise tat es kaum weh, es war mehr ein leichtes Brennen als ein wirklicher Schmerz. Was Adrenalin alles mit dem Schmerzempfinden machen konnte, einfach unglaublich.
»Lass mal sehen.« Katakuri streckte seine Hand aus und wollte deine Verletzung genauer untersuchen, doch du zogst augenblicklich deine Flosse zurück. Verdutzt sah er dich an, während du höchst verlegen mit den Händen rangst.
»Was ist?«, fragte er. »Ich habe dich doch schon öfter angefasst.«
»Ja, aber nie... die Flosse selbst.«, murmeltest du. »Wenn jemand den unteren Teil der Schwanzflosse einer Meerjungfrau anfasst... Es ist unangebracht, verstehst du? Dann ist das in etwa so als würde ich deinen Schw-«
»Okay, okay. Nicht weiter reden.« Katakuri hob abwehrend die Hände und vergrub die Nase verlegen in seinem nassen Schal. »Ich wäre dir dankbar wenn wir das Thema einfach vergessen könnten. Auch das mit dem... Du weißt schon.«
Oh verdammt, er war also bei Bewusstsein gewesen als du ihn mit Luft versorgt hattest! Peinlicher ging es kaum noch und du würdest am liebsten auf den tiefsten Punkt des Ozeans schwimmen, dich dort im Grund eingraben und nie wieder hervor kommen.
»Ja, gute Idee...«, murmeltest du verlegen und wichst seinem Blick aus. Schlimmer konnte all das kaum noch werden!
»Und wie kommen wir jetzt zurück auf die Saccharine?«, fiel es dir plötzlich ein und Katakuri stöhnte genervt auf, ließ sich nach hinten in den Sand fallen. Du beobachtetest ihn dabei und setztest dich selbst auf, schlangst die Arme um deinen Oberkörper. Das Ganze war gehörig schief gelaufen und nun saßt ihr zusammen an diesem verflucht kleinen Strand fest, ohne Schiff und unfähig auf euch aufmerksam zu machen. 


»Mein Gott, endlich.«, stöhntest du Stunden später entnervt auf, als die Saccharine euch von der Insel abholte. Zum Glück waren Oven und Daifuku nicht dumm, sie wussten dass etwas schief gelaufen war und hatten den Kurs geändert um nach euch zu sehen – auch wenn es lang genug gedauert hatte.

»Wurde ja auch Zeit.«, stimmte Katakuri dir zu, stand auf und hob dich vom Boden hoch. Normalerweise schlangst du immer die Arme um seinen Nacken um dich festzuhalten, doch dieses Mal war eine unangenehme Spannung zwischen euch. Du sahst zu ihm auf und schlucktest gegen deinen trockenen Mund an. Seit wann klopfte dir dein Herz bis zum Hals wenn du ihn ansahst?
»Da seid ihr beide ja!«, rief Daifuku vom Schiff aus und Oven half Katakuri und dir an Bord. Der Jüngste nahm dich seinem älteren Bruder ab, der sich abwandte und etwas von einer heißen Dusche murmelte. Du hingegen wolltest eigentlich nur schlafen, so erschöpft wie du warst und noch dazu schmerzten deine Schwanzflosse und deine Muskeln furchtbar.
»Schönen Mist habt ihr da verzapft.«, zog Oven dich auf und setzte dich in die Wanne in deiner Kajüte. Es war eine große Badewanne anstatt eines normalen Bettes – wozu brauchtest du auch eine Matratze?
»Jetzt sei nicht so gemein.«, erwidertest du. »Ich wollte doch nur ein wenig Spaß haben!«
»Mit meinem Bruder?« Mit einem verschmitzten Grinsen sah er dich an und empört risst du den Mund auf.
»N-Nein!!«, riefst du sofort und liefst rot an. »Nein, ich- Ich meine, er hätte beinahe meine Flosse angefasst-«
»Woah, was?!« Lachend schlug er dir auf den Rücken, so dass du erschrocken ächztest und die Luft aus deinen Lungen gedrückt wurde. Oven schlug viel zu hart zu, doch er schien auch sehr enthusiastisch zu sein bei diesem Thema. »Man, dass Katakuri so ran geht, wenn ich das Daifuku erzähle!«
»Nein, erzähl es ihm nicht!«, quiektest du schockiert und hobst flehend die Hände. »Oven, bitte nicht! Es ist doch überhaupt nichts passiert!«
»Aber du wünschst es dir.« Oh, dieser verschlagene, wissende Gesichtsausdruck gefiel dir überhaupt nicht!
»Gar nicht wahr.«, murmeltest du und sankst ein wenig in die Wanne ab. Oder... etwa doch?

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